Die Bedeutung des Wassers in der christlichen Religion

Sollte das Weihnachtsfest nicht ein guter Anlass sein, den Blick auf die religiöse Symbolik des Wassers zu werfen? Beginnen möchte ich diese spannende „Reise“ durch die besondere Welt des Wassers mit dem Christentum.

Wasser ist eines der mächtigsten Symbole

Wasser durchzieht die christliche Tradition als eines der mächtigsten Symbole. Es spendet Leben, reinigt, bedroht und erneuert. Von den biblischen Urwassern bis zu den Sakramenten des heutigen Gottesdienstes verkörpert es die Nähe Gottes zur Schöpfung und seine Macht über das Chaos.

So beginnt in der Schöpfungsgeschichte Genesis 1 die Geschichte des Wassers mit der Schöpfung, wo der Geist Gottes über der Urflut schwebt und Ordnung schafft. „Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Und Gott schied das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag. Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Und so geschah es. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend und es wurde Morgen: zweiter Tag. Dann sprach Gott: Es sammle sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort und das Trockene werde sichtbar. Und so geschah es. Und Gott nannte das Trockene Land und die Ansammlung des Wassers nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war.“

Quell des Lebens und der Zerstörung

Wasser war besonders in trockenen Gebieten wie in Ägypten, Israel und Saudi-Arabien, den biblischen Regionen, sehr bedeutsam für das Überleben der Menschen, weshalb es einen symbolischen, lebensspendenden Charakter verliehen bekam.

Wasser ist Quelle des Lebens, wie der Strom, der den Garten Eden bewässert, doch auch Instrument des Gerichts, etwa in der Sintflut oder beim Durchzug durch das Rote Meer. Es ist Wasser aus dem Felsen, das mit göttlicher Hilfe, das Volk Israel in der Wüste vor dem Verdursten rettet (Buch Exodus).

In der Bibel finden sich Beschreibungen, die Wasser als zerstörerisches Element darstellen. Die lebensgefährdende Chaosmacht des Wassers zeigt sich in den Überschwemmungskatastrophen der Sintflut. Bei der Geschichte von der Arche Noah wird das besonders deutlich, als Gott die ganze Menschheit wegen ihrer Boshaftigkeit auslöschen will. Erst göttliche Mächte begrenzen die Wassermassen. Er lässt es 40 Tage regnen und nur Noah mit seiner Familie wird verschont von der tödlichen Flut. 

Die reinigende Kraft des Wassers

Die Propheten wie Ezechiel malen ein Bild der Verheißung: Gott sprengt reines Wasser über sein Volk, um es von Sünden zu reinigen und ein neues Herz zu schenken. Die reinigende Kraft des Wassers entfaltet sich besonders im Neuen Testament. Priesterliche Waschungen im Alten Testament finden ihre Erfüllung in der Taufe, die als Abwaschen der Sünden beschrieben wird – denken wir an Johannes den Täufer oder die Worte Jesu von der Geburt aus Wasser und Geist. Paulus spricht vom Wasserbad durch das Wort, mit dem Christus seine Gemeinde heilig macht. Wasser wird so zum Zeichen der Neugeburt, des Übergangs vom Tod zum Leben.

Die Taufe bleibt das zentrale Wassersakrament, das alle Christen vereint und an Jesu eigene Taufe im Jordan erinnert. Im Alltag wirkt Weihwasser als Erneuerung dieser Gnade: Gläubige tauchen beim Betreten der Kirche die Finger hinein, bekreuzigen sich und spüren Schutz und Reinigung.

Die Wasserweihe zum Schutz des Hauses zu Epiphanie, dem Dreikönigstag am 6. Januar findet sich über den Türbalken mit den Buchstaben „C + M + B“ ergänzt um die Jahreszahl wieder, den Abkürzungen der Namen der Heiligen Drei Könige – Caspar, Melchior, Balthasar – wieder. In der Tradition verankert sind auch Wasserweihen unter Anrufung bestimmter Heiliger, angelehnt an Berichte über Wunderwasser in Heiligenlegenden. Bis heute ist Pilgern das Wasser aus Wallfahrtsorten heilig.

Das Symbol des Wassers mahnt Christen, die Gabe Gottes als Lebensquelle zu ehren und in Reinigung und Erneuerung zu vertrauen, sei es in Wallfahrtsorten wie Lourdes oder im täglichen Gebet. Wasser ist nicht nur Element, sondern wird von den Christen als Spiegel göttlicher Barmherzigkeit erachtet.

Verantwortungsvoll mit dem göttlichen Geschenk umgehen

Wasser ist ein göttliches Geschenk. Christen und andere Religionen sind gehalten, sorgsam mit ihm umzugehen. Könnte es sein, dass es vielen Menschen dies nicht mehr bewusst ist? Überschwemmungen biblischen Ausmaßes oder Dürren, in denen das Überleben nur noch mit göttlicher Hilfe möglich ist, bleiben uns trotz aller Folgen des Klimawandels in unseren Breiten glücklicherweise erspart. Nicht so in anderen Regionen wie dem Nahen Osten oder der Subsahara, wo die Menschen unter lebensfeindlichen Bedingungen um ihre Existenz kämpfen müssen.

Wir tragen also eine Verantwortung für die Wahrung der Schöpfung. Weihnachten, das Fest der Liebe, sollte der richtige Zeitpunkt sein, sich dessen nicht nur bewusst zu sein, sondern auch dementsprechend zu leben.

Quellen

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