Antibiotika-Resistenz nimmt zu. EU will Prävention betreiben und hat Befragung der Bürger gestartet.

Die Antibiotika-Resistenz hat sich in den letzten Jahren zu einer der größten internationalen Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit entwickelt. Infektionen durch arzneimittelresistente Bakterien führen in der EU jährlich zu 25.000 Todesfällen und Kosten von 1,5 Milliarden Euro. Die Bundesregierung und die EU haben sich der Prävention angenommen. Ein wichtiger Eintragspfad für Antibiotika ist das Abwasser aus Haushalten und landwirtschaftlichen Betrieben. Die Ausscheidungen von Menschen und Stalltieren gelangen über die häuslichen Toiletten oder den Abfluss aus Stallungen in den Gewässerkreislauf. In der Umwelt wurden laut Umweltbundesamt daher bereits mehrfach multiresistente Mikroorganismen nachgewiesen: so zum Beispiel in Fließgewässern unterhalb von Kläranlagen-Abläufen, die oft besonders hohen Antibiotika-Konzentrationen ausgesetzt sind. Auch wenn seit 2008 mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) ein Konzept zur internationalen und nationalen Eindämmung antimikrobieller Resistenzen in Deutschland vorliegt, besteht hinsichtlich der Resistenzen in der Umwelt noch erheblicher Forschungsbedarf.

Die EU hat sich des Themas angenommen. Bis zum Sommer 2017 will die Europäische Kommission einen neuen europäischen Aktionsplan gegen die wachsende Antibiotika-Resistenz vorlegen. Dazu können seit Ende Januar bis zum 28. April 2017 Bürgerinnen und Bürger, Behörden, Interessenvertreterinnen und -vertreter Ihre Meinung abgeben. Die Konsultation sammelt Vorschläge, wie die Europäische Union die Mitgliedstaaten am besten dabei unterstützen kann, gegen die zunehmende Unwirksamkeit von Antibiotika vorzugehen. Grundlage ist eine Befragung, die von der EU in 2016 durchgeführt worden ist, um die Kenntnisse und das Einnahmeverhalten der EU-Bürger zu erfahren, um damit die Schwerpunkte für das AMR-Programm (Antimicrobial Resistence) zu identifizieren (siehe unten). Die aktuelle Befragung dauert nur wenige Minuten – ist aber leider nur in englischer Sprache erhältlich – und fragt nach der Meinung, wo mit der Antibiotika-Reduzierung angesetzt werden solle, wer das Programm übernehmen sollte und welche Informationen erforderlich sind, um die Patienten aufzuklären.

Der bestehende Europäische Aktionsplan zur Antibiotika-Resistenz hat aus Sicht der EU dazu beigetragen, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass umfassende nationale Pläne vonnöten sind. Angesichts dessen, was auf dem Spiel steht, müssten jedoch weitere Anstrengungen unternommen werden – sowohl von Seiten der EU-Länder, als auch von wichtigen Akteuren außerhalb des medizinischen und wissenschaftlichen Bereichs. EU-Gesundheitskommissar Prof. Benoit Vallet erklärt: Wir sind davon überzeugt, dass sich dabei jeder Akteur auf den Mehrwert konzentrieren sollte, den er zur Eindämmung der von Antibiotika-Resistenzen ausgehenden Gefahren einbringen kann.“

Im Rahmen ihrer G20-Präsidentschaft diskutierte Kanzlerin Angela Merkel in der vergangenen Woche auf dem internationalen Deutschlandforum mit Fachleuten aus 25 Ländern im Kanzleramt über den Kampf gegen Infektionskrankheiten. Dabei warnte sie in einem Facebook-Statement vor dem nicht vorschriftsgemäßen Gebrauch und die zu häufige Einnahme von Antibiotika (siehe rechts / Facebook-Link): „Die Entwicklung neuer Antibiotika ist sehr kompliziert. Deshalb müssen wir mit jedem Antibiotikum, das es gibt, sehr sorgsam umgehen, um Resistenzen nicht zu schnell entstehen zu lassen. Wichtig ist die vorschriftsmäßige und nicht zu häufige Einnahme.“

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