Wassersparen wird von vielen Verbrauchern als wichtiger Beitrag zum Umweltschutz angesehen. Auch wenn Wasserknappheit hierzulande weitgehend ein Fremdwort ist, so haben wir es doch gelernt mit Ressourcen sorgsam umzugehen. Neben dem „Verbrauch am Wasserhahn“ kommt daher auch dem Wassereinsatz bei der Herstellung von Konsumgütern eine immer größere Bedeutung zu. Hierbei sind wir aber auf die Produzenten angewiesen, denn woher sollen wir wissen, wie viel Wasser im Laufe eines Lebenszyklus eingesetzt wird. Ein Hersteller, der sich nicht nur in die Karten blicken lässt, sondern den Jeans-Trägern auch noch Tipps zum Wasser sparen gibt, ist Levi Strauss & Co.
Die breite Kritik hat den Jeans-Hersteller dazu bewegt, den Wassereinsatz in seiner Produktion deutlich zu reduzieren. Mehr als eine Milliarde Liter Wasser, genug um eine Kleinstadt ein ganzes Jahr mit Wasser zu versorgen, wurden seit der Einführung des Wassersparprogramms Levi’s® Water. Dies wurde durch wassersparende Produktion und Mehrfachnutzung durch Kreislaufsysteme erreicht.
Aber auch der Verbraucher kann etwas tun: Der Lebenszyklus einer Jeans umfasst neben der Herstellung auch ihre Nutzung. Und hier hat der Verbraucher „mit seiner Waschmaschine die Hand am Wasserhahn“ und kann damit den Wasserverbrauch beeinflussen. Mit einer sogenannten Lebenszyklusanalyse zeigt Strauss & Co. auf, wo die Jeansträger ihren Beitrag zum Wassersparen leisten können.
Daher lüftet der Produzent das Geheimnis um den „unsichtbaren Wasserverbrauch“: Um Kleidung aus Baumwolle herzustellen, sind weltweit durchschnittlich 10.000 Liter Wasser pro Kilogramm erforderlich. Laut dem Online-Öko-Magazin UTOPIA braucht man für die Produktion einer „konventionellen“ Jeans mit ihren circa 800 Gramm Gewicht rund 8.000 Liter. 85 Prozent davon verbraucht die Herstellung der Baumwolle, davon fließen mehr als die Hälfte für die Bewässerung auf die Felder. Die restlichen 15 Prozent sind für alle weiteren Verarbeitungsschritte notwendig. Dabei kommt es natürlich auch auf das Herkunftsland der Baumwolle und die dortigen Anbaumethoden an. Länder, in denen die Wasserressourcen knapp sind, „leiden“ mehr unter den wasserintensiven Anbau von Baumwolle, als wasserreiche Regionen. Die weltweit größte Anbauregion ist China. Manche Regionen dort leiden unter Knappheit und exportieren mit der Baumwolle das knappe Gut Wasser (hierbei spricht man auch vom virtuellen Wasser).
Der Verbrauch für die „wasserarme“ Levi’s 501 Jeans mit 2.700 Liter Wasser „kostet“ dagegen etwa die monatlichen Wasserverbrauchsmenge eines sparsamen Bundesbürgers. Hinzu kommen etwa zwischen 600 und 1.000 Liter Wassermenge, die erst nach dem Verkauf der Jeans anfällt – sprich durch die Waschvorgänge beim Kunden. Das führt zu einer Gesamtwassermenge je Lebensdauer einer Jeans von bis zu 3.700 Liter. Das Unternehmen hat untersuchen lassen, wie oft ihre verkauften Jeans tatsächlich gewaschen werden. Das Ergebnis: Eigentlich waschen die Amerikaner viel zu oft und häufiger als die Chinesen.
Doch der Reihe nach. Während die Amerikaner ihre Jeans nach durchschnittlich 2,3maligem Tragen waschen, tragen die Chinesen ihre Hose durchschnittlich 3,9 mal und werfen sie dann in die Waschmaschine. Genau deshalb brauchen die US-Amerikaner 1.049 Liter Wasser je Nutzungszeit und die Chinesen mal gerade 679 Liter. Erstaunlich eigentlich, dass die Engländer und Franzosen noch weniger Wasser benötigen, weil auch sie die Jeans länger tragen, bevor sie sie in die Wäsche legen. Damit kann also mit seltenerem Waschen weniger Wasser verbraucht werden, wer dann noch wasserarme Waschmaschinen einsetzt, kann den Wasserverbrauch noch weiter reduzieren.
An diesem Beispiel einer Jeans und einer transparenten Lebenszyklusanalyse zeigt sich, was Verbraucher leisten können, um den Gesamtwasserverbrauch ihres Konsums zu reduzieren. Durch Druck auf die Hersteller kann der Wasser- (und Energie)-Einsatz bei der Produktion reduziert werden. Dass Verbraucher „ihren“ Wasserverbrauch beim Waschen auch in der Hand haben, ist nicht weiter überraschend. Ob dies dann zu Lasten der Hygiene gehen sollte, darf durchaus bezweifelt werden. Dass aber die Amerikaner hier angesichts der in einigen Regionen vorherrschenden Wasserknappheit noch Optimierungspotenzial haben, liegt wohl auf der Hand. Mindestens an dieser Stelle kann man erkennen, dass die Chinesen sich beim Umgang mit der knappen Ressource Wasser schon dem europäischen Niveau angenähert haben. Aber natürlich darf von der Anzahl der Waschvorgänge nicht auf den Umgang mit den Ressourcen im Grundsatz geschlossen werden. Dennoch ist dies ein Beispiel das Mut machen kann. Wenn es jetzt noch gelingt, die Produktionsmethoden wie das umweltschädigende Bleichen und die Arbeitsbedingungen der Menschen in den Fabriken zu beeinflussen, sind wir Konsumenten auf dem richtigen Weg. Erst dann ist auch das gute Gewissen berechtigt.
Hier geht es zur Lebenszyklusanalyse von Levi Strauss & Co klick hier
Eine ähnliche Untersuchung hat auch die Universität Twente zum Wasserfussabdruck von Baumwolle veröffentlicht. Den Bericht „The water footprint of cotton consumption“ findet man hier (Seite 21 zur Jeans)
Danke für die interessanten Informationen. Schade ist, dass ich meine löchrigen Jeans irgendwann nach dem Austragen als Arbeitshosen weggeworfen haben, wo sie doch jetzt schon lange und immer noch Mode sind!
Berggrüsse
Heidi