Warentester lassen Mineralwässer durchfallen

„Mineralwässer stammen aus geschützten Quellen und brauchen im Gegensatz zu Leitungswasser nicht aufbereitet werden“, erklären Mineralwasserabfüller die Natürlichkeit ihres Produkts. Das kann auch schon mal ins Auge gehen, wie die Stiftung Warentest jetzt berichtet. Laut „Test“ sind drei von 20 Mineralwässern von Verunreinigungen betroffen – sechs waren einwandfrei.

Oberirdische Verunreinigungen wie Süßstoffe, Abbauprodukte von Pestiziden und Korrosionsschutzmitteln wiesen die Prüfer bei Harzer Grauhof Medium, Original Selters Classic und Glashäger Classic nach – Gehalte im Nanogrammbereich. Sie stellen zwar laut Test kein Gesundheitsrisiko dar, sind aber ein Hinweis, dass die Quelle nicht gut genug geschützt ist. Verunreinigungen können über die Landwirtschaft oder über Abwasser aus Haushalten, Industrie und Krankenhäusern erst ins Grundwasser gelangen und dann in tiefere Schichten sickern. „Anthropogene, also vom Menschen eingetragene Substanzen dringen beispielsweise in eine Mineralwasserquelle ein, wenn ihr Brunnen fehlerhaft ausgebaut ist und oberflächennahes Wasser zuströmt“, sagt der Hydrogeologe Dr. Arnold Gawlik, der beim geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen für die Beurteilung von Mineralwasser zuständig ist, in dem Artikel der Stiftung Warentest. In der Regel schützt eine dichte Schicht, etwa aus Ton, die Quelle. Das dies nicht immer funktioniert, zeigen die Analyseergebnisse von Harzer Grauhof Medium. Dort fanden die Tester Süßstoffe, aber auch ein Pilz- und vier Unkrautvernichtungsmittel aus dem Raps-, Rüben- und Maisanbau. Mit je 200 Nanogramm pro Liter überschreiten zwei dieser vier eingesetzten Herbizide den Mineralwasser-Orientierungswert von 50 Nanogramm pro Liter deutlich. Die Gehalte liegen aber unter den zum Gesundheitsschutz empfohlenen Limits.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Erwartungshaltung der Verbraucher. Zwar erklärte der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in einer Urteilsbegründung im Jahre 2013, dass der Kunde nicht erwarten würden, ein Mineralwasser „völlig frei von fremden Stoffen“ zu erhalten. Eine im Auftrag der Warentester durchgeführte Kundenbefragung kam allerdings zu einem anderen Ergebnis: 91 Prozent der Interviewten meinen, dass natürliches Mineralwasser keinerlei Rückstände von Arzneimitteln, Pestiziden oder Süßstoffen enthalten darf. Eigentlich auch nachvollziehbar, wenn man die Botschaften der Anbieter sieht. Aber Natürlichkeit kann zwiespältig sein, wenn den Mineralwässern aus gesetzlichen Gründen die Aufbereitung gesetzlich verwehrt wird. Die Mineralwasserverordnung lässt eine Aufbereitung nicht zu.

An diesen Ergebnissen zeigt sich, wie wichtig es ist, den vorsorgenden Gewässerschutz mit unverminderter Konsequenz zu betreiben. Denn wenn in der Region der betroffenen Mineralquellen die geologische Schutzschicht nicht mehr reicht, um die Schadstoffe fern zu halten, dann ist es bereits später als 5 vor 12. Das Wasser, erklären uns Experten aus der Wasserwirtschaft, ist das „Langzeitgedächnis“ des Bodens. Was wird dieses Wasser uns beim heutigen Umgang mit dem Boden- und Gewässerschutz wohl in zehn oder 15 Jahren erzählen?

Hier geht zum „Mineralwasser“-Beitrag der Stiftung Warentest klick hier!

Hier geht es zum Urteil des VGH Baden-Württemberg klick hier!

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