Der Valentinstag steht bevor! Es werden wieder Blumen geschenkt. Diese wachsen natürlich nicht hier, sondern in wärmeren Regionen oder in geheizten Gewächshäusern. Aber es werden nicht nur Schnittblumen nach Deutschland importiert, sondern auch darin enthaltenes Wasser – Bewässerungswasser für die Blumenplantagen. Allein etwa 6.000 Tonnen Rosen, der beliebteste „Liebesgruß“ der Deutschen, werden jährlich eingeführt. Jede zweite Blume stammt davon aus Kenia, aus der Region um den Naivasha-See im Südwesten. Hierbei handelt es sich um einem bedrohten Ökotop etwa 70 Kilometer von der kenianischen Hauptstadt Nairobi entfernt.
Über 60 Farmen leben am Ufer des Naivasha-See allein davon, dass in Europa auch im Winter rote Rosen begehrt sind. Zwar kann dieser Handel auch als eine Form der Entwicklungshilfe verstanden werden, weil er Arbeitsplätze schafft, aber die Arbeitsbedingungen sind erschreckend.
Das ARD-Magazin PANORAMA berichtete 2011 über einen massiven Pestizid-Einsatz in der afrikanischen Blumenindustrie. Die Arbeiter in den Betrieben seien in Folge dessen gesundheitsgefährdenden Giften ausgesetzt. Eine Gesundheitsbetreuung sei zudem vor Ort nicht vorhanden. Auch die Ökologie leidet, denn für die Bewässerung der Pflanzen benötigen die Farmen Wasser aus dem nahe gelegenen See und seinen Grundwasserquellen. Und dieses Wasser fehlt dann den dort lebenden Menschen. Damit sind wir bei dem Thema „Virtuelles Wasser“.
Mit Hilfe des virtuellen Wassers können Verbraucher erkennen, welche Auswirkungen ihre Liebe zu Rosen haben kann: Je nach Bewässerungsmethode braucht eine Rosenpflanze in Kenia bis zu zweieinhalb Liter Wasser. In einem Strauß zum Valentinstag stecken somit zwei Eimer Wasser, etwa der Tagesbedarf von zwei Kenianern; mehr steht den Menschen dort nicht zur Verfügung. In den rund 3.000 Tonnen Rosen aus Kenia, die allein wir Deutschen verschenken, stecken mehr als 0,3 Millionen Kubikmeter virtuelles Wasser, quasi unser „Wasserfussabdruck“ oder der „Wasser-Rucksack“ der Rosen. Diese Menge benötigt ein Großteil der rund 300.000 Bewohner in der Region für seine Wasserversorgung.
Dabei geht es um Wasser das den Menschen in der Region für die tägliche Nahrung und dringend benötigte Hygiene fehlt, mindestens aber bald fehlen wird, denn der See ist zunehmend von Verlandung bedroht. Kenia wird ehedem als Land mit chronischer Wasserknappheit bewertet. Nach Angaben der Unesco haben derzeit 17 Millionen Menschen in Kenia – weit mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung – keinen ständigen Zugang zu Trinkwasser. Daran wird auch der 2013 entdeckte Aquifer im Norden nicht viel ändern. Das Wasserdargebot in den übrigen Regionen wird sich aufgrund des Klimawandels in den kommenden Jahren sogar weiter drastisch verringern.
Während einige Rosenfarmen in Kenia aus den Folgen gelernt haben und mit Organisationen wie FairTrade auf umweltbewussten Anbau umstellen, ist ein Teil der Blumenindustrie schon Äthiopien geflüchtet; mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit der Arbeiter und die dortige Ökologie.
Aber es gibt Alternativen: auf Schnittblumen gänzlich verzichten oder allenfalls zu FairTrade-Artikeln greifen. Die kenianischen Produzenten dieser Blumen sollen nicht nur einen fairen Preis erhalten, sie arbeiten demnach mit weniger Wasser. Die Organisation hat jetzt sogar eine Kampagne gestartet, mit der „doppelt Freude“ geschenkt werden soll, wenn man auf Rosen von FairTrade zurückgreift. Es sollen dann die Beschenkten, aber auch die Arbeiterinnen in Afrika profitieren – und das für denselben Preis. Wer anstelle dessen auf Blumengrüße aus Holland setzt, von woher laut Statistischem Bundesamt 80 Prozent der importierten Rosen stammen, mag eine bessere Wasserbilanz aufweisen, dafür wird die Wärme aber mit Energie „erkauft“, dies geht dann zu Lasten der CO2-Bilanz. Wir haben als Konsumenten die freie Wahl.
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