
Was in den Social Media-Kanälen vielleicht spektakulär aussieht, ist in Wahrheit brandgefährlich – und kann tödlich enden. In den vergangenen Monaten kam es erneut zu Vorfällen, bei denen Menschen von Brücken, Staumauern oder wasserbaulichen Anlagen des Ruhrverbands gesprungen sind. Teils von Kameras begleitet, für Klicks – aber unter Missachtung aller Regeln und Warnungen. (Lesezeit 4 Minuten – Beitrag # 903)

Der Ruhrverband, zuständig für das Flussgebiet der Ruhr sowie acht Talsperren im Ruhreinzugsgebiet, warnt eindringlich: „Brückenspringen ist kein Abenteuer, sondern ein Spiel mit dem Leben. Die Wasserstände in Talsperren und Flüssen können sich schnell ändern. Wo heute noch scheinbar genug Tiefe ist, kann morgen ein Felsen oder Treibgut lauern. Und besonders im Bereich von Wasserkraftanlagen wirken teils unsichtbare Sogströmungen, denen selbst geübte Schwimmer nicht entkommen.„
Der Verband geht noch einen Schritt weiter und kündigt an, diese Vorfälle konsequent zur Anzeige zu bringen und Hausverbote im Bereich der eigenen Anlagen auszusprechen. Bereits 2023 wurden erste rechtliche Schritte gegen YouTuber eingeleitet – nach erneuten Vorfällen an der Bigge wurden im März und April 2025 weitere Anzeigen erstattet.
Prof. Dr. Christoph Donner, Vorstand für Technik & Flussgebietsmanagement beim Ruhrverband bringt es auf den Punkt: „Diese Aktionen haben mit jugendlichem Leichtsinn nichts mehr zu tun, sondern stellen eine lebensgefährliche Grenzüberschreitung dar. Wenn Likes wichtiger werden als das eigene Leben, wird es Zeit, dass wir als Ruhrverband dies zur Anzeige bringen und die Justiz klare Signale setzt.“
Nicht nur Zustimmung auf Social-Media für Ruhrverband-Warnung
Der Ruhrverband erntete nicht nur Zuspruch und Verständnis für seine Warnung. Auf Instagram erregten sich einige Gemüter und der Verband musste sich als „Spielverderber“ bezeichnen lassen. Ein Sprecher des Ruhrverbandes erklärte mir daraufhin auf Anfrage, dass man sich der negativen Resonanz durchaus bewusst sei, aber man wolle auch Nachahmungstäter warnen. Nicht weil sie etwas Verbotenes tun (was manchmal durchaus der Fall ist), sondern weil sie die Sprungorte nicht so sorgfältig prüfen würden wie es eigentlich erforderlich wäre. Wenn ein 28-Meter-Sprung bevorsteht, werde von den „Profis“ sogar ein Safety-Team eingesetzt. An diese Vorkehrungen denken manche „Mutspringer“ gar nicht. Zumeist ist es anders als der Instagram-Kommentar (siehe unten) darstellt, de erklärt: „Es gibt sehr wohl Leute, die genau wissen, was sie tun, die sich vorbereiten, Bedingungen prüfen, Risiken einschätzen. Das sind nicht einfach irgendwelche Kids, die aus einer Laune heraus irgendwo runterspringen.“ Da mag der Kommentator recht haben, aber es gibt eben auch solche die es nicht wissen. An Vorkehrungen denken die jungendlichen Nachahmungsspringer meist gar nicht. Der Nachahmungssprung im Übermut kann so zu einer lebenslangen Lähmung führen.

Ärzte warnen vor Badeunfällen
Warnungen kommen auch von Ärzten. Sprünge in zu flache oder unbekannte Gewässer – noch dazu aus hohen Höhen – führen im Ernstfall zu schwersten Verletzungen bis hin zu lebenslangen Querschnittlähmungen, warnt Priv.-Doz. Dr. med. René Hartensuer, leitender Oberarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster. Bei einem Unfall bestehe, so Dr. Hartensuer, die Gefahr, dass das Rückenmark oder das verlängerte Mark des Hirnstamms nachhaltig geschädigt ist. Aber auch die Funktion der Kopfdrehung, die maßgeblich in diesem Bereich stattfindet, kann dauerhaft und lebenslang eingeschränkt sein. Das wäre der landläufige „Genickbruch“.
Ich schließe mich daher den Appel des Ruhrverbandes an:
✔️ Bitte sprechen Sie mit Ihren Kindern und Bekannten.
✔️ Liken und teilen Sie keine gefährlichen Aktionen.
✔️ Und wenn Sie Zeugin bzw. Zeuge solcher Vorfälle werden: Informieren Sie die Polizei.
Sicherheit geht vor – immer.
Lesetipp für Badefreuden: Wer sich für sichere Badestellen entlang der Ruhr und deren Wasserqualität interessiert, wird hier fündig.
Beitragsfoto: Ruhrverband
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