Wie war das „Wasserjahr“ 2018? – Ein Rückblick

Weihnachten ist vorbei, Silvester steht vor der Tür. Der richtige Zeitpunkt, um Rückschau zu halten.

2018 hatte eine faustdicke Überraschung parat. Gerade als die Klimawandeldiskussion richtig an Fahrt gewann und sich die Zweifler bestätigt sahen, kam der Sommer – und mit ihm die Trockenheit. An Aktualität kaum zu überbieten: Die Wetter-Experten vom DWD erklärten soeben, dass „2018 mit 10,4 Grad Celsius das wärmste Jahr seit dem Beginn deutschlandweiter Wetterbeobachtungen im Jahr 1881 ist“. Und das hatte massive Folgen für die Wasserversorgung. In nicht wenigen Regionen wurden Verbraucher auf den „sorgsamen Umgang mit Wasser“ hingewiesen oder sogar zum Sparen aufgerufen. Landwirte wollten, ja mussten bewässern, durften aber nicht auf die Bäche und Flüsse zugreifen. Die Folgen sind bekannt und werden nicht zuletzt an den Preisschildern von Obst und Gemüse spürbar. Alles sicher noch in lebhafter Erinnerung. Mittlerweile hat sich die Lage weitgehend beruhigt. Der Regen nervt schon wieder, zumal er als Schnee erwartet worden war, aber 2019 steht vor der Tür. Was droht uns 2019? Sind wir vorbereitet?

Ein Blick auf die Zahlen

Das Wasserjahr 2018 bestand nicht nur aus Trockenheit. Der Rückblick auf Lebensraumwasser präsentiert spannende Themen. Aber zunächst die Zahlen: mit 86.337 Aufrufen in 12 Monaten hat sich 2018 Zahl der Zugriffe auf Lebensraumwasser im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent erhöht. Die Besucherzahl hat sich sogar verdoppelt, auf 46.186 nach 23.123 in 2017. Regelmäßig klicken 4.000 Follower auf verschiedenen Plattformen und Newsletter-Leser durchschnittlich 236 mal täglich.

Insgesamt wurde der Wasserblog seit seinem Start im Herbst 2013 fast 279.000 mal aufgerufen. Das Interesse steigt. Dazu tragen auch die vielen Kooperationen mit anderen Bloggern und Social Media-Akteuren in Unternehmen und Verbänden bei. Danke dafür!

Das Sommerinterview mit dem Bund der Steuerzahler NRW zu Wasserentgelten und verursachungsgerechten Wasserpreissystemen brachte am 8.8.2018 den Spitzentag mit 581 Klicks.

Erfreulich zudem: von dem BDEW Landesverband Mitteldeutschland und dem BWK LV NRW – die Umweltingenieure wurde ich in 2018 eingeladen, über Lebensraumwasser zu berichten. Die Resonanz war erfreulich positiv. Schon die Einladungen dürften als Beleg dafür angesehen werden, dass Social Media auch in der Wasserwirtschaft angekommen ist. Das zeigt auch die Vielzahl der Corporate Blogs und Twitter- sowie Facebook und Instagram-Seiten vieler Verbände und Unternehmen aus der Wasserwirtschaft.

Was waren die am häufigsten gelesenen Beiträge?

Es mag überraschen, aber vielleicht auch nicht… Schon Mitte November 2016 veröffentlichte ich einen Beitrag über neue Bezeichnungen bei den Trinkwasserzählern. Grund hierfür waren Änderungen der Europäischen Messgeräterichtlinie. Der Artikel Was sich bei den Wasserzählern seit 1. November 2016 geändert hat und was Versorger tun können entwickelt sich zum BlogBuster. Allein in 2018 ist er genau 8.361 mal aufgerufen worden. Verrückt, oder? Eigentlich nicht, denn in dem Beitrag erkläre ich den Kunden und Verbrauchern, was sich bei „ihren“ Zählern und auf „ihrer“ Rechnung geändert hat und was Versorger tun können. So langweilig das Thema auf den ersten Blick auch sein mag, Interesse daran, was die neuen Bezeichnungen bedeuten, scheint es doch zu geben – mehr als man glaubt. Vielleicht sind ja auch die Versorger neugierig …

Das gute Wasser aus der Leitung wird immer beliebter. Früher noch geschmäht und dem Marketingkampagnen der großen Getränkekonzerne vollends unterlegen, erleben wir angesichts eines zunehmenden Trends zum öko- und gesundheitsorientierten Lifestyle nicht nur in Deutschland ein stärkeres Interesse an Wasser aus der Leitung. Das kommt auch in der Beliebtheitsskala der Beiträge zum Vorschein. Immer häufiger suchen Internet-User und Leser nach Informationen über die Wasserqualität und Alternativen zum Flaschenwasser. Erst Mitte Mai erschienen, schaffte es der Beitrag Wie findet man das beste Wasser der Welt?“ mit 4.148 Aufrufen auf den 2. Platz. Darin wird beschrieben, wo man aus Sicht einiger Online-Medien das beste Wasser findet und warum die US-Amerikaner „ihr“ Wasser hypen.

Feuchttücher“ – eigentlich verstopfen sie eher, als dass sie etwas bewegen. Dennoch, der Beitrag „Das Elend mit der Verstopfung. Wie wir die Toilette vor Feuchttüchern bewahren können“, scheint einen Nerv getroffen zu haben. Nachdem ich vom IKT, dem Fachinstitut für Kanaltechnik, zu einem Vortrag über die Verwirrungen der Industrie bei Feuchttüchern referiert hatte und „Feuchttücher – das Problem des Nichtwissens in einem Blogbeitrag „verewigte“, häuften sich nicht nur die Nachfragen nach Vorträgen, sondern auch die Aufrufe auf dem Blog, d.h. 3.631 mal.

„Heimlich still und leise“. Nein, nicht das Christkind ist gemeint, sondern die Trinkwasserverordnung. Oh Gott wie langweilig. Nein, nicht ganz, denn offensichtlich hatten es viele nicht bemerkt. Kurz nach dem Jahreswechsel 2017/18 – wie passend – war die Rechtsgrundlage für die Trinkwasserversorgung geändert worden. Die Änderungen beschriebt der mittlerweile 3.224 mal geklickte Beitrag „Was die neue Trinkwasserverordnung mit sich bringt“ . Darin werden die Änderungen und die Anforderungen beschrieben, damit wir das Wasser aus der Leitung unbeschwert geniessen können. Eigentlich nichts besonderes, aber man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass diese Verordnung auch die Hausbesitzer zu Trinkwasserversorgern macht. Viele scheinen unwissend, dass mit den Trinkwasser-Leitungen und -Filtern im Gebäude auch eine Qualitätssicherungspflicht haben.

… und was wird in 2019 die Wasser-Agenda bestimmen?

„Kaffeesatzleserei!“ müsste die Antwort lauten. Aber dennoch, einige Themen laufen sich gerade warm. Und die haben es in sich. Ein kleiner Vorgeschmack:

  • „Kosten der Daseinsvorsorge bei Klimawandel und demografischem Wandel“ – VKU-Wasser-Vizepräsident, Karsten Specht, sieht die Kommunen bei der Infrastruktur unter Druck. Klimawandel und Demografie – eigentlich nichts Neues, aber die Herausforderungen steigen. Die Gabentische zu Weihnachten sind gerade abgeräumt, da fordert Specht am 25.12.2018: „Der Politik muss klar sein: Da, wo immer mehr Menschen wegziehen und immer weniger bleiben, muss die Infrastruktur weiter bezahlt werden. Das wird vielerorts nicht ohne Förderung gehen.“ Zugleich forderte er ein eigenes Förderprogramm für Kommunen zur Vorsorge vor Starkregen und Sturzfluten. Die bisher von Bund und Ländern bereitgestellten Mittel zur Anpassung an den Klimawandel reichten dafür nicht aus. Diesen Forderungen wird sich die Politik nicht verschliessen können.
  • Wer bekommt das Wasser?“ – Wasserkonflikte sind was für Schwellen- und Entwicklungsländer. Unmöglich in Deutschland? Kommt auf die Definition an. Wenn sich wie im Mangfalltal die Landwirte gegen den zunehmenden Wasserdurst der Münchener zur Wehr setzen, weil sie durch die Ausweitung der Wasserschutzgebiete ihre Substanz gefährdet sehen, dann mag man schon ins Grübeln kommen. Auch aus der Metropolregion Frankfurt und dem Vogelsberg sind derartige Meinungsverschiedenheiten bekannt. Immer häufiger hört man von steigenden Wasserbedarf der Wachstumsregionen in Deutschland und dem Festhalten der betroffenen Landkreise an „ihren Quellen“. Selbst bei den sonst so kühlen Ostfriesen, erhitzen sich hierbei die Gemüter. Bei diesem Thema werden auch Landes- und Kommunalpolitiker in anderen Regionen ins Schwitzen kommen.
  • „Brüssel wird zum Wasser-Hotspot“ – Der Blick zum EU-„Gesetzgeber“ lohnt, nicht nur wegen der Wahlen zum Europäischen Parlament. Für das erste Halbjahr 2019 steht die endgültige Beschlussfassung der EU-Trinkwasserrichtlinie an. Das Parlament wird Verhandlungen über die endgültige Fassung des Gesetzes mit dem Rat aufnehmen, sobald der EU-Ministerrat seinen Standpunkt festgelegt hat. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie erfährt gerade einen Fitness-Check mit Online-Befragung. Danach soll eine Revision folgen. Gegen ihre befürchtete Aufweichung laufen nicht nur Umweltverbände Sturm. Im Herbst gibt es eine neue EU-Kommission und damit auch der Nachfolger des gegenwärtigen ungarischen Umwelt-Kommissars Karmenu Vella. Und dann war da noch das Wort-Ungetüm „Dienstleistungskonzessionsrichtlinie“ – häufig missverstanden als „Wasserprivatisierungsrichtlinie“. Die erste europäische Bürgerinitiative „right2water“ verdankt ihm seine Existenz. Mit der bevorstehenden Revision der Konzessionsrichtlinie bis spätestens April 2019 steht die Ausnahme der Wasserver- und Abwasserentsorgung wieder zur Diskussion. Schon am 9.1.2019 soll eine neue Studie in Brüssel vorgestellt werden.

… und natürlich Wasserpreise, Digitalisierung, Nachwuchs, Kommunikation, Spurenstoffe, Gülle, Altmedikamente, Quartierslösungen, Funkwasserzähler, alternde Infrastrukturen, Wasserverluste usw. usw. – Lebensraumwasser freut sich auf ein spannendes 2019!

Allen Lesern und Freunden einen Guten Rutsch und ein gesundes Neues Jahr!


Quellen Verweise

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Was meinen Sie dazu?

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.