Weltwassertag: Wasserversorgung ist sicher, nicht aber risikolos!

In der aktuellen Krise rückt Verborgenes in den Vordergrund. Dinge, die bisher kaum wahrnehmbar waren, können unvermittelt zum Hype werden. Das Aufeinandertreffen von dringenden Bedarf und befürchteten Engpässen löst unbekannte Ängste aus. Klinikbesucher sind bisher achtlos an den Desinfektionsspendern vorbeigegangen. Wegen Corona werden sie geplündert. Welche Rolle spielte bisher das Toilettenpapier? Corona leert plötzlich die Regale. Aktuell schlägt „Toilettenpapier“ bei den Google-Suchbegriffen die „AfD“. Das Kopfkino des Lesers darf gerne einen Zusammenhang erkennen.

Toilettenpapier wichtiger als die AfD
(Google Trends, 22.3.2020)

Das Trinkwasser fließt weiter

Aber es kann auch Entwarnung gegeben werden: dank der Wasserwerke in unserem Land herrscht keine Knappheit beim Trinkwasser! Die Trinkwasserversorgung ist gesichert. Die Verantwortlichen haben alles Erdenkliche getan, damit das Leitungswasser unbeeindruckt von der Krise fließt. Die Einsatzpläne für die Mitarbeiter in den Wasserwerken wurden an die Anforderungen der „Kritischen Infrastruktur“ angepasst. Weil die Technik dank strenger Regelwerke auch mit Ausnahmesituationen klar kommen muss, können wir der Leistungsfähigkeit der Versorger vertrauen. Das gilt natürlich auch für die Abwasserbetriebe sowie die Energiewirtschaft.

Zu diesem Ergebnis einer gesicherten Wasserversorgung angesichts der Corona-Krise kommt auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK): „Unsere Risikoanalyse geht davon aus, dass es da keine größeren Probleme geben dürfte“, sagte BBK-Präsident Christoph Unger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. So klingt es auch aus der Wasserwirtschaft und den Verbänden.

Klimawandel setzt Ressourcen unter Druck

An diesem Sonntag, den 22.3., ist der „Tag des Wassers“. Die Vereinten Nationen haben „Wasser und Klimawandel“ in den Mittelpunkt gestellt. Angesichts der schleichenden Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte ein sehr wichtiges Thema. Noch vor drei Monaten, ja vielleicht sogar vor drei Wochen, wäre dies eine Herausforderung gewesen, die höchste Aufmerksamkeit und stärkstes Engagement verdient hätte. Wegen Corona rückt der Aspekt der Sicherheit immer weiter in den Vordergrund. Wer glaubt, dass sich daher die Prioritäten verschoben haben, der irrt. Auch bei Klimawandel geht es um Sicherheit. Die Auswirkungen der beiden Hitze-Sommer haben gezeigt, dass die Wasserversorgung nur sicher sein, wenn wir mit den Ressourcen nachhaltig haushalten. Sicherheit ist das Ergebnis von gezielt bewirtschaftetem Wasserdargebot, moderner Technik und leistungsfähigen Mitarbeitern.

Möhnesee-Talsperre Sommer 2019
(Foto: Gendries)

Das bedeutet für alle Wassernutzer, dass sie sich an die klimatischen Bedingungen anpassen müssen. Der Druck auf die Wasserressourcen – insbesondere in Regionen mit Wasserknappheit – muss mit einem effizienteren Umgang mit Wasser deutlich verringert werden. Der zukünftige Wasserverbrauch darf nicht schneller steigen, als die Grundwasserneubildung. Schon heute kann mit Regenwassernutzung zur Gartenbewässerung, geänderten Bewirtschaftungsmethoden in der Landwirtschaft und innovativen Vorhaltesystemen gegengesteuert werden. Vielfach fehlen die Anreize oder der Druck, um die Ausnutzung des Gemeingutes Wasser zu bremsen. Nicht selten aber schlicht die Datenbasis, um die Wasserentnahme zu kontrollieren. Um die menschliche Unvernunft zu korrigieren, könnte künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. In manchen Regionen braucht es Jahrzehnte bis die Grundwasservorkommen wieder ausgiebig gefüllt sind. Die Zeit wird man sich nehmen müssen. Der Wasserhaushalt muss für Natur und Menschen nachhaltig funktionsfähig erhalten werden, damit unsere Kinder nicht auf dem Trockenen sitzen.

„Wert des Wassers“ wird neu justiert

Die Corona-Krise wird uns hoffentlich bald verlassen, der Klimawandel bleibt. Daran wird auch die Verlagerung des Krisenfokus nichts ändern. Wassernutzung muss klimaresilienter werden. Gelingt es uns nicht, diese Vorsorge zu treffen, dann werden wir am Ende feststellen, dass es zu spät ist, um zu korrigieren.

Wir werden auch eine geänderte Wahrnehmung und neue Justierung der gesellschaftlichen Bedeutung von Aufgaben und Leistungen erhalten. Gemeinsam mit dem Gesundheitswesen und vielen anderen Bereichen, die das Leben unter den aktuell schweren Bedingungen möglich machen, wird die Trinkwasserversorgung eine höhere Wertschätzung erlangen. Der wahre „Wert des Wassers“ zeigt sich jetzt, wo jeder uneingeschränkt dem Wasserhahn das Wasser zum Trinken und zum Händewaschen öffnen kann. Das sollten wir nicht vergessen.

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