Welt-Toilettentag – Viel Aufmerksamkeit, wenig Fortschritt

Was nutzen wir hierzulande mit unbedachter Selbstverständlichkeit, worauf rund 2,4 Milliarden Menschen verzichten müssen? Die Toilette, lautet die Antwort. Wer denkt beim morgendlichen Gang zur Toilette schon darüber nach, dass wir über sanitäre Einrichtungen verfügen, die bei fast einem Drittel der Erdbevölkerung Wunsch statt Wirklichkeit sind? Wem ist beim Abschliessen seiner Toilettentür bewusst, dass dies für viele Menschen ein unerschwinglicher Luxus ist. Rund eine Milliarde, so etwa 60 Prozent aller Inder, benutzen überhaupt keine Toiletten.

Der von der UN alljährlich am 19. November ausgerufene Welt-Toilettentag soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf diesen Mangel an sanitären Einrichtungen lenken. Er soll aber nicht nur das Bewusstsein stärken, sondern auch dazu beitragen, dass Hilfsorganisationen kräftig unterstützt werden.

Es geht beim Welt-Toilettentag nicht nur um Hygiene und Gesundheit – beides von den Vereinten Nationen zu Menschenrechten deklariert. Es geht auch um Sicherheit und körperliche Unversehrtheit. Frauen und Mädchen ohne einen Zugang zur Toilette wie wir ihn kennen, verbringen weltweit jedes Jahr fast 100 Milliarden Stunden damit einen sicheren Platz für ihre Bedürfnisse zu finden. Sie sind auf den öffentlichen Bedürfnisplätzen, so muss man mit vorsichtiger Wortwahl die Einrichtungen bezeichnen, auf denen die Frauen und Mädchen ohne Privatsphäre, Sichtschutz und ohne fliessend Wasser der Hygiene nachkommen, den Blicken der Männer ausgeliefert. Derartige Gegebenheiten können wir uns meist gar nicht vorstellen. Aber es trifft auch die Gesundheit der Kleinsten. Im Jahre 2013 starben täglich 1000 Kinder wegen Durchfallerkrankungen, die sich in Folge unzureichender Hygiene zugezogen hatten.

Gibt es Fortschritt bei der Bekämpfung des Toilettenmangels? Nein, erklärt die World-Toilet-Organisation (WTO). Das Ziel einer Halbierung des Mangels liegt 150 Jahre hinter dem Plan zurück. Weiterhin nutzen 15 Prozent der Weltbevölkerung die „offene Toilette“ irgendwo in den Slums. Meist sind es offene Gräben, die sich durch die eng aneinander stehenden Hütten zwängen. Leicht vorstellbar, dass dies schwere, zuweilen tödlich endende Erkrankungen auslösen kann.canstockphoto19961048

Auch wenn der Blick natürlich in die Länder Dritten Welt, so findet man einige der Bedingungen laut der deutschen German Tollet Organisation (GTO) auch in deutschen Flüchtlingsheimen vor, wie die FAZ berichtet. „Es gibt immer wieder Berichte aus Flüchtlingsunterkünften, in denen Frauen und Männertoiletten nicht getrennt sind“, sagte der GTO-Sprecher. Frauen besuchten solche Toiletten häufig wegen mangelhafter Sicherheit und Privatsphäre nicht. „Übergriffe sind in den engen und distanzlosen Unterkünften keine Seltenheit.“ Vielleicht findet sich ja dafür eine Lösung.

Wer weltweit helfen möchte, der findet beispielsweise bei der gemeinnützigen German Tollet Organisation eine Möglichkeit klick hier – aber sicher auch bei anderen gemeinnützigen Organisationen

Fakten (lt. GTO)
  • Jeder in sanitäre Grundversorgung investierte Dollar erzeugt ein zusätzliches Einkommen zwischen 3 und 34 Dollar.
  • Die Erreichung des Millenium-Entwicklungsziels, den Anteil der Menschen, die ohne sanitäre Grundversorgung leben müssen, zu halbieren, würde aufgrund der Verringerung der Krankenstände, der Erhöhung der allgemeinen Produktivität und der Einsparung von Kosten im Gesundheitssystem zu einem Wachstum des Weltbruttosozialprodukt um circa 66 Milliarden Dollar erzeugen.
  • 2,5 Millarden Menschen, die ohne sanitäre Grundversorgung leben müssen, sind ein potentieller Absatzmarkt von schier unüberschaubarer Größe.
  • Unzählbare Multiplikatoreneffekte würden aus der Entwicklung dieser Märkte resultieren.

Weitere Informationen:
Vereinte Nationen http://www.un.org/en/events/toiletday/
WorldToilet.org http://worldtoilet.org
HUFFINGTON POST http://www.huffingtonpost.com/ranit-mishori-md-mhs/women-and-toilets-a-tale-_b_8575622.html

 

 

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