Wasserrisiken für Global Player – auch für Investoren immer wichtiger

Eine Dreiviertel Milliarde Menschen lebt ohne gesicherte Trinkwasserversorgung. Fast doppelt so vielen Menschen fehlt eine Abwasserentsorgung. Trotz der Absichtserklärungen der Politiker als „Millenium Ziel“ dies zu ändern, nehmen die Zustände an Dramatik zu. Wer denkt dabei schon an „Wasser und Wirtschaft“. Globale Finanzinvestoren tun das. Sie interessiert, wie es bei Unternehmen um die Versorgungssicherheit mit Wasser steht und was diese tun um Ertragskraft, Wachstum und die Umwelt zu erhalten.

Drei Buchstaben kennzeichnen ein bemerkenswertes Projekt: CDP, die Abkürzung für „Carbon Disclosure Project„. CDP ist eine nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtete Organisation, die ein Informationssystem entwickelt hat, um Unternehmen bei der Sensibilisierung und beim Management von umweltrelevanten Aktivitäten zu unterstützen. Dahinter stehen mittlerweile 722 institutionelle Investoren mit einem verwalteten Vermögen in Höhe von 87 Billionen US-$. Sie lassen regelmäßig die 500 im FTSE Global Equity Index Series gelisteten Unternehmen befragen, wie sie mit den Chancen und Risiken beim Produktionsfaktor Wasser umgehen. Im Jahr 2012 hatten 60% der gelisteten Global Player geantwortet. Ihre Ertragskraft und Überlebensfähigkeit sind von einer gesicherten Wasserversorgung abhängig oder wasserbezogenen Risiken ausgesetzt. Die Logik der Investoren ist einfach: Jeder einzelne Euro der in die Wasserinfrastruktur investiert wird, kann langfristig fünf Euro Wachstum sichern. Andersrum bedeutet der Verzicht eine Wachstumsgefährdung. Daher wird gefragt was die Unternehmen planen, um Risiken zu minimieren.

Die Ergebnisse werden im CDP Global Report Water publiziert. Dass die wasserbezogenen Risiken zunehmend steigen, läßt sich dem aktuellen Bericht 2012 entnehmen. Demnach gaben 68% der Unternehmen die Verfügbarkeit von Wasser als substanzielles Risiko für die eigenen Aktivitäten bzw. die ihrer Zulieferer an. An erster Stelle stehen hierbei mit 35% bzw. 18% der Risiken möglicher Wasserversorgungsengpässe oder Wasserknappheit. Auch an zweiter Stelle stehen Überschwemmungen, das sind Auswirkungen, die sich mit fortsetzendem Klimawandel noch verschärfen werden. Mit ansteigenden Abwasserkosten und steigenden Wasserpreisen sind auch rein ökonomische Risiken auf der Risikoagenda. Hierzu zählen den Angaben zufolge auch regulatorische Unsicherheiten (siehe Grafik).

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Zu den deutschen Unternehmen, die Angaben zu ihren Wasserrisiken und dem Management gemacht haben, zählen die Automobilhersteller Volkswagen, Daimler-Benz und BMW sowie die Energieversorger RWE und E.ON. In Bezug auf die genannten Risiken darf davon ausgegangen werden, dass diese Unternehmen sich mit ihren deutschen Werken in einer vergleichsweise komfortablen Situation befinden. Dank der guten Versorgungsinfrastruktur und des reichhaltigen Wasserdargebots dürften Risiken wie an anderen Standorten hierzulande unbekannt sein.

Ein erklärtes Ziel des Berichtes ist der Austausch von Best-Practices, damit andere Unternehmen lernen können. Dazu werden einige Beispiele aufgeführt, wie Unternehmen ihre Abhängigkeit von der Wasserverfügbarkeit gesenkt haben. H&M, ein bei jungen Modekäufern beliebtes Handelsunternehmen startete mit in Wasserknappheitsregionen ansässigen Zuliefern ein Projekt zur Senkung des Wassereinsatzes. So konnten nach eigenen Angaben bereits bei 21 Fabriken bis zu 30% des Wasserverbrauchs reduziert werden.

Der Automobilhersteller Volkswagen setzte sich das Ziel, seinen Wasserverbrauch von 2010 bis 2018 um 25% zu senken. Dabei wurde beispielsweise Wasserfussabdrücke von drei PKW-Typen auf der gesamten Lebenszykluskette untersucht. Dort setzten dann umfassende Optimierungen an, die auch die Zulieferer einschlossen, denn 90% des Gesamtwasserverbrauchs ist dort zu verzeichnen. Damit konnte VW lauf Nachhaltigkeitsbericht, seinen spezifischen Wasserverbrauch je Fahrzeug von 5,1 Kubikmeter in 1999 auf 3,0 Kubikmeter in 2012 senken. In 2018 dürften es dann nur noch noch weniger als 2,5 Kubikmeter sein – eine Halbierung innerhalb von 20 Jahren.

Es ist ermutigend, dass die Wasserversorgungssicherheit auf der Agenda von Unternehmenslenkern steht. Steht jetzt noch zu hoffen, dass die Konkurrenzbank bei den Wassernutzungen nicht zu Lasten der schwächsten Gruppe geht: jener Dreiviertel Milliarde Menschen, die schon heute kein Trinkwasser haben. Der Klimawandel wird diese Situation noch weiter verschärfen – auch das haben die Unternehmenslenker verstanden. Jetzt müssen nur noch Lösungen folgen. CDP macht einen guten Anfang.

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