Wasserpreisvergleich in Sachsen

Jetzt sind die sächsischen Wasserversorger an der Reihe. Die Leipziger Volkszeitung verglich die Wasserpreise der sächsischen Wasser- und Stadtwerke untereinander und mit denen bayerischen Versorger.

Auch an diesem Vergleich zeigt sich wieder einmal, wie fragwürdig die Aussagekraft der derartiger Wasserpreisvergleiche ist. Denn auch hier sind strukturelle Unterschiede zwischen den Versorgern in Ostdeutschland und denen in Bayern unzureichend berücksichtigt worden. Trotzdem lautet das Ergebnis, dass die Sachsen mehr als die Süddeutschen für ihr Wasser zahlen müssen. Obwohl der Vergleich zwar rein betragsmäßig zutreffend ist, führt er in die Irre und gibt der Erwartungshaltung in Bezug auf Preissenkungen weitgehend unberechtigt Nahrung.

Warum der Vergleich hinkt:

  1. Die Mehrzahl der sächsischen Versorger beziehen ihr Wasser von Fernwasserversorgern. Sie verfügen in ihrer Region über keine oder nur unzureichende eigene Quellen. Die wichtigsten Lieferanten sind Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz und die Südsachsen Wasser. Wassertransport über lange Strecken treibt angesichts hoher Investitionen und der Pump-Energie die Kosten in die Höhe. Die bayerischen Versorger können auf lokale Quellen zugreifen.
  2. Auch die öffentliche Förderung macht einen Unterschied. Der Freistaat Bayern hat in den vergangenen 60 Jahren im Bereich der kommunalen Wasserversorgung rund 3,5 Milliarden Euro und im Bereich der kommunalen Abwasserentsorgung knapp 8,7 Milliarden Euro an Unterstützung gewährt. Zwar haben auch sächsische Versorger Fördermittel nach der Wende erhalten, sie kämpfen aber anders als die Bayern nicht gegen demografischen Wandel und Nachfragerückgänge.
  3. Was vielleicht noch wichtiger sein mag: Die ostdeutschen Versorger haben noch immer Nachholbedarf bei Erneuerung von Ver- und Entsorgungssystemen aus DDR-Zeiten und davor. Bei der Bewältigung dieser Ausgangslage mag man eher beeindruckt sein, wie gering die Unterschiede zu anderen Bundesländern sind.
  4. Während die Haushalte von den sächsischen Wasserversorgern nur noch 84 Liter täglich abnehmen, liegt die Bayern bei 129 Litern. Ausgerichtet waren die Kapazitäten in beiden Ländern auf deutliche höhere Abnahmemengen. Nur, dass sie in Ostdeutschland deutlich stärker zurückgegangen sind. Da kann es bei der gegebenen Kostenstruktur nicht verwundern, dass die Kostennachteile der Sachsen in höheren Wasserpreisen münden.
  5. Bayern ist ein Bundesland mit Bevölkerungswachstum, Sachsen hat dagegen massiv Menschen die Wasser nutzen durch Abwanderung verloren, was sich in abgeschwächter Form – bis auf die Zentren Leipzig und Dresden- immer noch fortsetzt und durch Geburtendefizite weiter verstärkt wird. Seit der Wende betrugen die Wanderungsverluste lt. Statistischem Landesamt über 443 000 Einwohner. Die Abwanderung (unter anderem nach Bayern) entleert so manchen Ort und macht die Infrastruktur für die verbliebenen Einwohner teuer. Mit den Verbrauchern geht auch der Verbrauch verloren. Deswegen will die Politik die Fixkostenfalle der Infrastrukturbetreiber bekämpfen. Das ist die gute Seite dieses Beitrages der Leipziger Volkszeitung, denn sie umreißt genau dieses Problem. Dabei weist sie auch darauf hin, dass Wassersparen zu einer trügerischen Erwartung in Bezug auf geringere Kosten bei den Verbrauchern führt.

Zur vielfach geforderten Transparenz bei den Wasserpreisen gehört auch, dass die Gründe für Preisunterschiede offen und transparent dargestellt werden. Es soll kein Versorger in Schutz genommen werden, der überhöhte Wasserpreise oder –gebühren verlangt, ein Vergleich sollte aber fair sein und auch jene Kostenfaktoren auf die der Versorger keinen Einfluss nehmen kann, angemessen würdigen. Auch das dürfen die Kunden verlangen.

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