Wasserpreismonitor der IHKs Hessen veröffentlicht. Mehr Transparenz gefordert.

In der teuersten hessischen Kommune kostet ein Kubikmeter Frischwasser mehr als fünfmal so viel wie in der günstigsten. Das ist das zentrale Ergebnis des diesjährigen Monitors für Wasser- und Abwasserentgelte der IHKs in Hessen. Die IHKs fordern Benchmarks. Ist das die Geburtsstunde des Landesbenchmarking Hessen?

Der Frisch- und Abwassermonitor der IHK Arbeitsgemeinschaft Hessen stellt die Preise für die Wasserversorgung in Hessen transparent und übersichtlich dar. Das interaktive Analysentool soll die Transparenz bezüglich der Wasserpreise in den 426 hessischen Kommunen erhöhen. Frisch- und Abwasserpreise schwanken bei allen Beispielunternehmen je nach Standort stark: Für ein idealtypisches Speditionsunternehmen kann die relative Differenz 301 Prozent betragen, nach 323 Prozent im Vorjahr, d.h. die anfallenden Kosten sind in der teuersten Kommune mehr als viermal so hoch wie in der günstigsten Kommune. Der Frisch- und Abwassermonitor der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern (ARGE) zeigt unverändert große Unterschiede bei Wasserpreisen in hessischen Kommunen. Was der Monitor natürlich nicht kann: die strukturellen Unterschiede darstellen, die u.a. ausschlaggebend für die Höhe der Entgelte sein werden. Wer mit dem Trinkwasser topografische Höhen überwinden muss, der wird zwangsläufig höhere Kosten für Pumpenenergie aufwänden müssen, als ein „Flachlandversorger“. Von derartigen strukturellen Unterschieden gibt es noch eine ganze Menge. Bildschirmfoto 2016-06-04 um 00.18.13

Kritik an der Höhe der Entgelte. Berechtigt?

„Für die hessischen IHKs steht die Herstellung von Transparenz in einem unübersichtlichen, jedoch standortrelevanten Bereich von Gebühren und Abgaben im Fokus“, sagt Burghard Loewe, Federführer Umwelt der hessischen IHKs, in der Pressemitteilung vom 2.6.2016. Und weiter: „Wir wissen, dass wir mit unseren Untersuchungen bereits viele regionale und lokale Diskussionen über die Höhe der Gebühren und Preise in diesem Segment ausgelöst haben. Zum Teil mit Erfolg, zum größeren Teil gibt es aber noch großen Nachholbedarf. Unsere Unternehmen, die zum Teil im scharfen internationalen Wettbewerb stehen, sind darauf angewiesen, dass nicht erklärbare, überhöhte, lokal bzw. regional beeinflussbare Kostenbelastungen zurückgeführt werden. Mit unserem IHK Frisch- und Abwassermonitor für Hessen wollen wir einen Beitrag zur Preis- bzw. Gebührennachvollziehbarkeit leisten. Dies ist uns auch gelungen und ich bin mir ganz sicher, dass die Kubikmeterpreise noch stärker gestiegen wären, wenn dieses IHK-Transparenz-Instrument nicht vorhanden wäre“, erklärt Matthias Gräuel, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern, die Motivation. „Nicht gelungen ist uns bisher, die nicht nachvollziehbaren Preis- und Gebührenunterschiede zu glätten. Dies bleibt eine Aufgabe für die nächsten Jahre. Wir werden auch nicht müde darauf hinzuweisen, dass die Landeskartellbehörde, mit der wir ansonsten sehr gut zusammenarbeiten, in den letzten Jahren nicht den politischen Rückhalt hatte, um ungerechtfertigten Preisgestaltungen nachzugehen. Die Kontrolle der Kommunen anhand des öffentlichen Preisrechts ist nahezu nicht spürbar. Das Kostendeckungsprinzip lässt den Kommunen viele Gestaltungsspielräume. Benchmarks hinsichtlich der Kostenstrukturen bei den einzelnen Wasserversorgern und bei der Abwasserversorgung sind so gut wie nicht vorhanden – das muss sich ändern!“

Ist das die Geburtsstunde für ein Landesprojekt Benchmarking Trinkwasser Hessen?

Die Forderungen nach Kostendisziplin, Benchmarks und Transparenz sind sehr verständlich, denn der internationale Wettbewerb der Standorte ist knallhart. Aber auch die Konzerne wissen, dass der Preis nicht alles ist. China, Kalifornien und Brasilien kämpfen gegen die Wasserknappheit und/oder gegen marode Systeme. das ist hierzulande beides unbekannt. Versorgungssicherheit „Made in Germany“ kann schon mal etwas kosten. Deutsche Autos werden ja auch nicht verramscht.

Aber aus einem anderen Grund ist der Vorschlag goldrichtig: Hessen ist noch einer der letzten weißen Flecken auf der Landkarte mit Benchmarkingprojekten bei Trinkwasser (und Abwasser). Da kommt der Vorstoß der IHKs vielleicht gerade zur rechten Zeit. Es ist Ruhe und Sachlichkeit in der hessischen Wasserpreisdiskussion eingekehrt. Das ist auch gut so, denn auch in Hessen werden neue Tarifsysteme nachgefragt, die Kosten verursachergerechter auf die unterschiedlichen Kundengruppen verteilen. Davon werden auch die gewerblichen Kunden betroffen sein. Höhere Grundpreise und im Gegenzug geringere Mengenpreise. Das schafft ökonomische Nachhaltigkeit und Planungssicherheit für die Versorger und viele Kunden. Damit ist der Zeitpunkt für den Start eines Landesproduktes Benchmarking genau richtig, denn damit ist auch immer eine Bestandsaufnahme der Wasserwirtschaft verbunden. Jetzt müssen noch die Ministerien, Verbände und Unternehmen an einem Strang ziehen. Davon profitieren dann Versorger und Kunden gleichermaßen.

Zum Frisch- und Abwassermonitor klick hier!

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