Trinkwasser in Gefahr? – NDR-Doku 45’ klärt auf

Wenn sich nichts ändert, können wir das Leitungswasser bald nur noch nach aufwändiger Aufbereitung geniessen. Politik, Verbraucher und Wasserversorger müssen an einem Strang ziehen, um Natur und das Lebensmittel Wasser zu schützen. Das sind die zentralen Botschaften der NDR Dokumentation „Ist unser Trinkwasser in Gefahr“ aus der Reihe „45 Minuten“, vom 30. Mai 2016. Der Beitrag ist in der Mediathek (zeitlich befristet) abrufbar ist (Link siehe unten).

Ein Brennpunkt in Niedersachsen ist der Gülleeintrag und die dadurch ausgelöste zunehmende Bedrohung des Trinkwassers durch den Anstieg der Nitratbelastung. Gülle aus der weit verbreiteten Viehzucht bedroht Böden und Grundwasser. Das stellt die Wasserversorger vor zunehmende Problem, denn das gesundheitsgefährdende Nitrat lässt sich auch im Wasserwerk nur Bildschirmfoto 2016-05-29 um 16.51.35aufwändig entfernen. Es wird dann nicht mehr ausreichen, dem Grundwasser nur Eisen und Mangan zu entziehen, auch das Nitrat muss herausgefiltert werden. Noch kann der Regionalversorger OOWV das Trinkwasser für 0,90 Euro je Kubikmeter liefern, während bundesweit durchschnittlich 1,69 Euro gezahlt werden. „Wenn die Nitratbelastung weiter ansteigt, werden die notwendigen Filteranlagen das Trinkwasser um bis zu einem Euro verteuern. Der Gülleeintrag führt zu einer Verdopplung der Wasserpreise“, erklärt Egon Harms vom OOWV. Zahlen müssen die Verbraucher, nicht die Verursacher.  Harms fordert stellvertretend für Wasserversorger und Naturschützer eine Intensivierung der Kontrollen bei den landwirtschaftlichen Betrieben. Die schwarzen Schafe schaden dem Ruf der Agrarwirtschaft, weil sie sich nicht an die Regeln halten.

Ein weiterer erhobener Zeigefinger gilt den Medikamentenrückständen. „Wie gefährlich ist der Schadstoffcocktail im Trinkwasser schon jetzt?“ Um diese Frage beantworten zu können, hat der NDR das Leitungswasser norddeutscher Großstädte untersuchen lassen. In Hamburg und in Rostock waren auffällige Mengen an Gadolinium, einem Indikatorstoff für Medikamentenrückstände, festgestellt worden. Die Wasserversorger in Deutschland rüsten sich aus zwei Wegen der auch Bildschirmfoto 2016-05-29 um 16.02.00demographisch bedingten Zunahme an Medikamentenrückständen in den Trinkwasserquellen. So werden die Analysemethoden verbessert und die Aufbereitungsanlagen bei Bedarf angepasst und zudem werden die Verbraucher aufgeklärt, wie sie den Eintrag von Medikamenten in das Abwasser verhindern oder zumindest reduzieren können. Mit einer Lösung räumt die Doku jedenfalls gründlich auf: Häusliche Filtersysteme können die Schadstoffe nicht zurückhalten. Dazu erklärt Jürgen Stellpflug, Chefredakteur des Verbrauchermagazin ÖKOTEST in der Sendung: „Hersteller arbeiten mit der Angst der Verbraucher, dass etwas im Wasser sein könnte. Die Gefahr ist, dass man mit dem Wasserfilter, egal welches System man wählt, Tischfilter oder große, das Wasser nicht verbessert, sondern schlicht verschlechtert.“ Filtersysteme sind wartungsintensiv und manche können in bestimmten Bereichen sogar einen Nährboden für Verkeimungen bilden.

„Gefahr durch Legionellen: Trinkwasser kann auch jetzt bereits tödlich sein. Das zeigte der jüngste Ausbruch von Legionellen im März dieses Jahres in Bremen, bei dem ein Mann an einer von den gefährlichen Bakterien ausgelösten Lungenentzündung starb.“ Auch wenn der Leiter des Bremer Gewerbeaufsichtsamtes meine Nachfrage nach der Ursächlichkeit des Trinkwassers für die Todesfälle in Bremen verneinte, Legionellen sind eine oft unterschätzte Gefahr. Sie nisten nicht nur in Kühlwerken, sondern auch in Wasserleitungen und Duschen. Wie man sich zu Hause schützen kann, erklärt 45 Min.

Prädikat: Sehenswert!!
Sendetermin: Montag, 30. Mai 2016, 22:00 bis 22:45 Uhr auf NDR und in der Mediathek klick hier!

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Legionellen
Medikamentenrückstände
Nitrat und Gülle

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