Textilindustrie produziert nachhaltiger. Detox-Kampagne von Greenpeace zeigt Wirkung.

Das Konsumverhalten ist auch mitverantwortlich für die Umweltbedingungen und die Ressourcenvorräte in den Herkunftsländern der Produkte. Bei den Gewässerqualitäten und Wasservorräten trifft dies ganz besonders auf Textilien und Bekleidung zu. Textil-Discounter bieten immer billiger und damit für nur kurze Nutzungsdauern produzierte Kleidungsstücke an. Diese lösen bei wenig zahlungskräftigen Teenagern einen Kaufrausch aus, nur um kurze Zeit später im Abfall zu landen – und damit das für die Bewässerung der Baumwolle und Fertigung der Textilien benötigte Wasser. So werden für eine Jeans  etwa 11.000 Liter Wasser benötigt – fast so viel wie die Menge Trinkwasser die ein Bundesbürger in drei Monaten benötigt (z. Zt. 121 Liter täglich). Eine andere Zahl verdeutlicht die Wassereffekte von Textilen: 2010 betrug der gesamte Wassergehalt von importierten und in Deutschland gekauften Baumwolle-Textilien über 6,3 Milliarden Kubikmeter, mehr als die doppelte Menge des von den privaten Haushalten genutzten Trinkwassers aus den Leitungsnetzen (3 Milliarden Kubikmeter).

PFC ein Problemstoff auch aus der Outdoor-Textilindustrie

Eine weiteres Problem sind die toxischen Rückstände aus den Fertigungsprozessen. Chemikalien wie Azofarbstoffe, Schwermetalle und organische Chemikalien wie Nonylphenol und perfluorierte Substanzen werden in der Produktion und in der Färbung sowie in der Reinigung eingesetzt. Die daraus resultierenden Umweltprobleme beschränken sich nicht nur auf Billigprodukte. So hat die Outdoorbranche mit perfluorierte Chemikalien (PFC) in hochwertigen Funktionstextilien nicht nur den Gewässern eine toxische Substanz beschert, sondern sich auch ein Imageproblem eingehandelt. Das trifft nicht nur die Länder der Dritten Welt wie China und Bangladesch, auch Europa ist davon betroffen. PFC hat erst kürzlich die Schlagzeilen in Baden-Württemberg erobert und wurde von der Umweltministerkonferenz als Herausforderung identifiziert. „Per- und polyfluorierte Verbindungen sind ein Umwelt- und Gesundheitsrisiko mit Zeitzünder. Wir wissen heute zwar, dass dieses Risiko existiert, aber in welchem Ausmaß und mit welchen Folgen – darüber wissen wir noch immer zu wenig“, begründete der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) den Arbeitsauftrag zur Risikoforschung. Für die deutschen Gewässer mag damit Hoffnung in Sicht sein, den schwächeren Herkunftsländern in Asien scheint es nicht so gut zu gehen…

Detox-Kampagne von Greenpeace setzt auf die Einsicht der Hersteller und den Druck der Verbraucher

Mehr als 90 Prozent unserer Kleidung stammen aus Asien, insbesondere aus China, Bangladesch oder Indien – und verursachen dort in Teilen gravierende Umweltschäden. Toxische Rückstände aus den Fabriken werden zuweilen ungeklärt abgeleitet und finden sich später im Trinkwasser und in Nahrungsmitteln wieder. Greenpeace hat daher im Jahr 2011 mit der Detox-Kampagne unter dem Motto „Entgiftet unsere Kleidung“ gestartet, um bei den Herstellern ein Umdenken zu erreichen. Mit Erfolg: Mittlerweile haben laut Greenpeace die Großen der Modebranche versprochen, bis zum Jahr 2020 die Textilproduktion zu entgiften. Das auch dem Druck und dem Konsumverhalten von Verbrauchern zu verdanken. Keine der Firmen will etwas zu tun haben mit empörten Verbrauchern und Bildern von schäumenden Flüssen, in deren Wasser man die Modefarbe der Saison erkennt. Bislang haben 15 Prozent der Unternehmen am globalen Textilmarkt die Detox-Verpflichtung von Greenpeace unterschrieben. „Das wirkt sich auf die Produktionsprozesse aus“, erklärt Kirsten Brodde, Greenpeace-Expertin für Textilien. „Denn eine Fabrik in China wird nicht für H&M giftfrei, während sie für ein anderes Unternehmen weiterhin schädliche Chemikalien einsetzt.“ Millionen Menschen unterstützen weltweit die Greenpeace-Kampagne. Damit wird auch dem partizipativem Ansatz für die gemeinschaftliche Nutzung der knappen Ressource Wasser in den Ländern der Dritten Welt umgesetzt. Spätestens wenn die CSR-Berichterstattung in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben und „auch Textil-Discounter wie KIK davon erfasst sein werden“, wie von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks auf der Green Economy Konferenz am 2.11.2016 angekündigt, werden immer mehr Unternehmen ihre Vorlieferanten in den eigenen Verantwortungsbereich übernehmen und für die von denen verursachten Umweltschäden und Arbeitsbedingungen gerade stehen.

Bitte Mitmachen! Bachelor-Arbeit mit Online-Befragung untersucht Erfolge der Greenpeace-Kampagne und das Verbraucherverhalten

Doch wenn nach dem „Viel-und-billig“-Prinzip immer mehr Kleidung konsumiert wird, reicht das Umschwenken einiger Anbieter nicht aus. Greenpeace will nicht nur die Produktion, sondern auch das Konsumverhalten verändern und die Verbraucher zu einem kritischeren und nachhaltigeren Verhalten motivieren. Das Thema Nachhaltigkeit in der Textilindustrie und Detox-Kampagne hat jetzt eine Bachelorarbeit an der Fachhochschule Münster aufgegriffen. Darin wird untersucht, welche Einstellung Konsumenten zur Nachhaltigkeit in Textilindustrie haben und welche Effekte sie sich von Kampagnen wie Detox erwarten. Im Zuge dessen wird auch eine Befragung durchgeführt, deren Teilnahme ich den Lesern ans Herz legen möchte. Hier geht es zur Online-Befragung, die etwa 5 Minuten dauern wird.

Weitergehende Informationen 
Destatis „Wasser und Textilien
Umweltministerkonferenz und PFC
Greenpeace Detox-Kampagne
Virtuelles Wasser einer Jeans (Lebensraumwasser)

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