Österreichs Neptun ein Muster für Wasserpreis in Deutschland?

Am 13. März 2019 wurde in Wien der österreichische Umwelt- und In­nova­ti­ons­prei­s rund ums Was­ser vergeben. „Bildung bei Wasser“ stand neben vier anderen Kategorien im Mittelpunkt des diesjährigen, 11. Wettbewerbs für den „Nep­tun Was­ser­preis“. Ziel des Nep­tun Was­ser­prei­ses ist es, ver­stärk­tes Be­wusst­sein für die Wich­tig­keit der Res­sour­ce Was­ser zu schaf­fen und in­no­va­ti­ve Ideen zum scho­nen­den Um­gang mit dem kost­ba­ren Nass zu un­ter­stüt­zen. Ich frage mich, ob dies nicht auch eine auch eine Idee für Deutschland wäre. Die Antwort bleibe ich nicht schuldig, wie die Schlussbemerkung zeigt.

Gemeinschaftswettbewerb wird getragen vom Bundesministerium und den Fachverbänden

Getragen wird der „Neptun Wasserpreis“ vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), dem Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) sowie den teilnehmenden Bundesländern. Für die einzelnen Kategorien übernehmen SponsorInnen Patenschaften.

Am 5. Juni 2018 war die 11. Wettbewerbsrunde für 2019 mit der Einladung der Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, Elisabeth Köstinger, gestartet worden. „Der Preis bietet für jede und jeden die Möglichkeit, sich aktiv rund um das Thema Wasser einzusetzen. Von wissenschaftlichen Errungenschaften bis hin zu künstlerischen Konzepten – auch das Engagement der Gemeinden und touristische Angebote rund ums Wasser holen wir in einer eigenen Kategorie vor den Vorhang“, beschrieb sie am 21.3.2018 den Aufruf zu Teilnahme.

Projektablauf des Neptun Wasserpreises

Fünf Wasser-Kategorien wurden ausgeschrieben

Erstmals in diesem Jahr wurde der Neptun Wasserpreis für fünf Fach­ka­te­go­ri­en ausgeschrieben:
1. WasserFORSCHT
2. WasserKREATIV
3. WasserBILDUNG
4. WasserWIEN
5. Wasser GEMEINDE

Jede der ausgeschriebenen fünf Ka­te­go­ri­en war mit 5.000 Euro an Preis­gel­dern do­tiert, die von den Sponsoren beigesteuert wurden. Die Stadt Wien, Wie­ner Was­ser lobte die Ka­te­go­ri­en Was­serWIEN und Was­serFORSCHT aus. Die Pri­vat­braue­rei Zwettl übernahm die Pa­ten­schaft für die Kunst-Ka­te­go­rie Was­serKREATIV. Die Kom­mu­nal­kre­dit Pu­blic Con­sul­ting ist lang­jäh­ri­ger Pate der Was­serGEMEINDE-Ka­te­go­rie. Und für die neu ge­schaf­fe­ne Ka­te­go­rie Was­ser­BILDUNG übernahm die VER­BUND AG die Pa­ten­schaft.

Die fünf Wettbewerbskategorien des „Neptun Wasserpreises 2019“ (Q: Neptun Wasserpreis)

Eingeladen waren verständlicherweise österreichische Teilnehmer, also Projekte, Arbeiten, Technologien, Verfahren, Studien etc., die entweder in Österreich oder die im Ausland unter österreichischer Beteiligung entwickelt oder umgesetzt wurden.

WasserFORSCHT zur Nachhaltigkeit beim Wasser

Eine der fünf Kategorien hatte den Titel WasserFORSCHT. Sie richtete sich an Projekte, Arbeiten, Studien und Initiativen

  • zum Schutz und zur Wiederherstellung von natürlichen Lebensräumen im und am Wasser
  • die zu einer schonenden und nachhaltigen Nutzung von Wasser in Siedlungen und Landwirtschaft oder zum Schutz bzw. Erhalt der Artenvielfalt in aquatischen Lebensräumen beitragen
  • die sich mit dem nachhaltigen Hochwasserschutz oder mit ökologisch verträglich Wasserkraftnutzung auseinandersetzen

Zudem gefragt sind Technologien, Verfahren und Projekte

  • die zur Reduktion, Beseitigung oder Verhinderung der Gewässerverschmutzung führen
  • die nachhaltige, praxistaugliche Systemlösungen zur Wassergewinnung, Infrastruktur oder Abwasserentsorgung im In- und Ausland bieten

Ein Sieger 2019: das österreichische Rote Kreuz

Für das Pro­jekt „Fä­kal­schlamm­ana­ly­se in der Ka­ta­stro­phen­hil­fe“ wurde das Ös­ter­rei­chi­sche Rote Kreuz in der For­schungs­ka­te­go­rie prä­miert. Bei hu­ma­ni­tä­ren Ein­sät­zen stellt der si­che­re Um­gang mit Fä­kal­schlamm eine Her­aus­for­de­rung dar. Es gilt die Ver­brei­tung von Seu­chen zu ver­hin­dern und lang­fris­ti­ge Um­welt­schä­den ein­zu­däm­men. Das Ös­ter­rei­chi­sche Rote Kreuz hat ge­mein­sam mit Part­ne­rin­nen und Part­nern aus Wirt­schaft und In­dus­trie ein Feld­la­bor zur Qua­li­täts­kon­trol­le der Fä­kal­schlamm­bil­dung ent­wi­ckelt. Die­ses mo­bi­le Labor kommt in­ter­na­tio­nal bei­spiels­wei­se in Flücht­lings­la­gern zum Ein­satz und lie­fert not­wen­di­ge Daten, um die Ge­sund­heit der Be­woh­ne­rin­nen und Be­woh­ner nach­hal­tig zu ge­währ­leis­ten.

Zu­gang von Kin­dern und Ju­gend­li­chen zum Thema Was­ser wird gefördert

„Was­ser ist unser wich­tigs­tes Gut. Die Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger des Nep­tun Was­ser­prei­ses zei­gen ein­drucks­voll, wie viel wis­sen­schaft­li­ches, wirt­schaft­li­ches, künst­le­ri­sches und per­sön­li­ches En­ga­ge­ment es in Ös­ter­reich gibt, um den ver­ant­wor­tungs­vol­len Um­gang mit die­ser wert­vol­len Res­sour­ce zu för­dern. Mit der erst­mals ver­lie­he­nen Aus­zeich­nung im Be­reich Bil­dung und Wis­sens­ver­mitt­lung för­dern wir auch den Zu­gang von Kin­dern und Ju­gend­li­chen zum Thema Was­ser“, freut sich Bun­des­mi­nis­te­rin Eli­sa­beth Kös­tin­ger an­läss­lich der Preis­ver­lei­hung, wel­che im Vor­feld des Welt­was­ser­ta­ges statt­fand.

Das WER WIE WAS­ser Mit­mach­buch der Markt­ge­mein­de Lus­ten­au wurde von einer Fach­ju­ry aus 80 (Be­wusst­seins-)Bil­dungs­pro­jek­ten zum Sie­ger der erst­mals aus­ge­lob­ten Ka­te­go­rie Was­ser­bil­dung ge­wählt. Das 80-Sei­ten star­ke Mal- und Wis­sens­buch wurde von Lus­ten­au­er Kin­dern und Er­wach­se­nen ge­mein­sam ge­stal­tet. Wis­sens­wer­tes zum Thema Was­ser steht so auch für zu­künf­ti­ge Ge­ne­ra­tio­nen auf lus­ti­ge und an­spre­chen­de Weise zur Ver­fü­gung.

Der künst­le­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit Was­ser ist beim Nep­tun Was­ser­preis die Ka­te­go­rie Was­serKREATIV ge­wid­met. Aus über 200 Bei­trä­gen konn­te sich die Künst­le­rin Daria Tcha­pa­no­va mit ihrer Vi­deo-In­stal­la­ti­on „floa­ting # 1 durch­set­zen. Das Werk, das bei der Preis­ver­lei­hung auch be­sich­tigt wer­den konn­te, ist eine poe­ti­sche und vi­su­el­le Hom­mage an das Was­ser und zeigt wie die Ge­zei­ten den Rhyth­mus des All­tags be­stim­men.

Inns­bruck ist Ös­ter­reichs „WasserGEMEINDE 2019“. 

In der Ge­mein­de-Ka­te­go­rie nahm Inns­brucks Bür­ger­meis­ter Georg Willi den Nep­tun Was­ser­preis ent­ge­gen. Die Ti­ro­ler Lan­des­haupt­stadt über­zeug­te mit dem 360°-Film­pro­jekt „Die Reise des Inns­bru­cker Was­sers“ die Jury und setz­te sich im ös­ter­reich­wei­ten On­line-Vo­ting gegen sechs an­de­re Ge­mein­de-Pro­jek­te durch. „Die Idee der Innsbrucker Kommunalbetriebe, Bewusstseinsbildung mithilfe von moderner Filmtechnik zu ermöglichen, empfinden wir als zukunftsweisend“, erklärte Franz Dinhobl, Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach.

Der Sieger-Beitrag aus Innsbruck (Q.: IKT Innsbruck)

Unter dem Motto Brun­nen in Wien wur­den bei der be­lieb­ten Fo­to­ka­te­go­rie über 300 Bei­trä­ge ein­ge­reicht, die Wiens spru­deln­de Bau­wer­ke aus un­ter­schied­li­chen Blick­win­keln zei­gen. Im Jän­ner wurde on­line zwi­schen den zehn schöns­ten Bei­trä­gen ab­ge­stimmt. Die drei sieg­rei­chen Fotos von Alex­an­dra Lho­tak, Josef Schu­bert und Ro­nald Logan wur­den bei der Abend­ver­an­stal­tung prä­miert.

Der Hö­he­punkt des Preis­ver­lei­hungs­abends war tra­di­ti­ons­ge­mäß das Saal-Vo­ting für den Nep­tun Haupt­preis, der noch­mals mit 3.000 Euro do­tiert war. Die 300 ge­la­de­nen Gäste aus der ös­ter­rei­chi­schen Was­ser­sze­ne konn­ten aus den neun no­mi­nier­ten Fach­ein­rei­chun­gen aus­wäh­len. Das Pro­jekt des Ös­ter­rei­chi­schen Roten Kreu­zes für den si­che­ren Um­gang mit Ab­was­ser im Ka­ta­stro­phen­fall über­zeug­te schluss­end­lich auch das Saal­pu­bli­kum und bekam von Bun­des­mi­nis­te­rin Eli­sa­beth Kös­tin­ger den Nep­tun Was­ser­preis Haupt­preis 2019 inkl. Tro­phäe über­reicht.

Das Bewusstsein für Wasser schärfen“ – Brauchen wir dafür einen solchen Wettbewerb auch in Deutschland?

Ein Erfolgsindikator ist die Kontinuität: 11 Wettbewerbe. Gäbe es keine Resonanz, der „Neptun Wasserpreis“ hätte seinen dritten Geburtstag nicht überlebt. Jetzt sind es schon fast ein Dutzend. „Steter Tropfen höhlt des Stein“. Der Bedarf ist also groß. Das läßt sich auch daran erkennen, dass in 2019 allein 330 Bei­trä­ge nur in den Ka­te­go­ri­en Was­ser­BILDUNG, Was­ser­FORSCHT und Was­serKREATIV eingereicht worden sind – eine Re­kord­zahl. Übertragen auf Deutschland dürften es dann womöglich über 3.000 Teilnehmer sein.

Ich komme hiermit also zurück auf die Frage, ob dies nicht auch eine gute Idee für andere Länder wie Deutschland sein kann. Beim „Wert des Wassers“ gibt es hierzulande durchaus Handlungsbedarf bei der öffentlichen Wahrnehmung. Ein solcher Preis trägt dazu bei. Zudem könnte ein derartiger Wettbewerb neue Ideen und Initiativen bei der Bewältigung vielfältigster Herausforderungen beim Wasser hervorbringen. Auch könnte er Anreize für Nachahmer geben. Die Trägerschaft durch das Umweltbundesministerium analog zu Österreich – zumal vor dem Hintergrund des Nationalen Wasserforums – könnte eine breite Akzeptanz schaffen. Und dem, der jetzt mit dem Vorbehalt der Kosten kommt, sei gesagt, dass die Österreicher die wirtschaftliche Tragfähigkeit auch namhaften Sponsoren zu verdanken hat.

Halten wir uns doch an Konfuzius ….. „Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.“ … und machen es uns einfach. Wir können ja auch erst nachdenken und dann nachahmen …

Fotos der Ver­lei­hung fin­den Sie hier.

Detaillierte Informationen zum Neptun Wasserpreis

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