Mineralwasser im Test – jede dritte Marke mit Verunreinigungen

Wer hätte das gedacht? Viel beworbene und hochgelobte Mineralwässer mit Keimen, Nickel und Süßstoffen verunreinigt. Die Stiftung Warentest hat wieder einmal untersucht: Bei jedem dritten von 30 geprüften Mineralwässern der Sorte Medium wiesen die Prüfer Verunreinigungen aus oberirdischen Schichten nach. Hauptsächlich fanden sie den künstlichen Süßstoff Acesulfam-K, aber auch Abbauprodukte von Pestiziden und einem Korrosionsschutzmittel. Auf Arznei- und Röntgenkontrastmittel stießen die Tester nicht. Auch wenn keiner der gefundenen Gehalte ein gesundheitliches Risiko darstellt, werden die Verbraucher den Werbebotschaften der Anbieter demnächst vermutlich mit zunehmender Skepsis begegnen.

„Die Befunde, auch die im Spurenbereich, gefährden die ursprüngliche Reinheit. Mineralwasser unterscheidet sich damit nicht mehr von Trink-, Tafel- und Quellwasser – bei denen werden solche Verunreinigungen durchaus toleriert. Das Alleinstellungsmerkmal der Mineralwässer kippt also. Wir halten die Bezeichnung „natürliches Mineralwasser“ bei den belasteten Wässern daher für fragwürdig und bewerten die Deklaration mit ausreichend. Wenn die Reinheit den Bach runtergeht, warum sollen Verbraucher dann bis zu 69 Cent pro Liter für Mineralwasser zahlen?“, fragt Stiftung Warentest möglicherweise nicht zu Unrecht.

Nicht nur Verunreinigungen gefährden das Image. Die Teste haben auch festgestellt, dass 18 der 30 Wässer die beworbenen Mineralstoffe nicht zu finden sind. Ihr Mineralstoffgehalt liegt unter 500 Milligramm pro Liter. Meist betrifft das Eigenmarken des Handels. Zu den mineralstoffarmen Wässern zählt auch Rewe/Ja! aus der Gebirgsquelle in Rhens. Hier wurde zudem ein hoher Nickelgehalt festgestellt. Er lag über dem Grenzwert und führte zu einem „Mangelhaft“ in der Deklaration: Rewe/Ja! hätte nicht als „natürliches Mineralwasser“ verkauft werden dürfen. So das Urteil der Tester.

Zwar haben sechs Wässer einen hohen Mineralstoffgehalt, alles teurere Marken. Davon fielen dann aber Basinus, Markgrafen und Merkur in der mikrobiologischen Zusatzprüfung negativ auf: Sie enthielten Keime, die für Immungeschwächte unter besonderen Umständen eine Gefahr darstellen können. Das Mediumwasser Merkur enthielt besonders hohe Keimzahlen bestimmter Pseudomonaden, Bakterien. Alle drei Wässer sollten für Babys und Abwehrgeschwächte abgekocht werden. Das können Verbraucher eigentlich nicht akzeptieren.

So sehr diese Ergebnisse zu bedauern sind, überraschen können sie eigentlich nicht. Auch die Mineralwasserquellen sind äußeren Einflüssen ausgesetzt, die auch dem Trinkwasser zu schaffen machen. Allerdings dürfen Mineralwässer, anders als Trinkwasser, nicht behandelt werden. Der natürliche Charakter wirkt so lange als Vorteil und absatzsteigernd, wie die Natürlichkeit gewahrt wird. Wenn das nicht gelingt, verfällt es genau ins Gegenteil. Das scheinen die Tester festgestellt zu haben. Ärgerlich allerdings ist bei einigen Wässern zweierlei: die Deklaration scheint unzureichend und Mineralstoffe, eigentlich die Kerneigenschaft, sind häufig nicht vorhanden. Da könnte wertvolles Vertrauen verloren gehen. Dies mag am Ende auch solche Anbieter treffen, die eine hohe Qualität zum fairen Preis liefern. Apropos „Preis“: wenn das der Maßstab ist, bleibt Trinkwasser ehedem unschlagbar.

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