Kostenloses Trinkwasser für Bahnreisende in den Niederlanden. Was tun wir für Leitungswasser in Deutschland?

In den Niederlanden soll es für Zugreisende demnächst kostenlos Trinkwasser auf den Bahnsteigen geben. Der staatliche Eisenbahnbetreiber NS (Nederlandse Spoorwegen N.V.) beginnt an 200 Stationen in den Niederlanden mit dem Bau von Trinkwasserzapfstellen. Bis Ende 2019 sollen neunzig Prozent aller Zugpassagiere in den Niederlanden auf ihrer Reise „entlang eines Wasserhahns“ fahren. Dazu investiert der niederländische Bahnbetreiber mehr als drei Millionen Euro, um die Wasserzapfstellen zu errichten und für die nächsten 10 Jahre instand zu erhalten. Hingewiesen hatte auf diese Pläne iamexpat.nl, eine niederländische Social-Media-Plattform für ausländische Bewohner der Niederlande.

Auf diese Trinkwasserstellen sollten Reisende demnächst achten

In einer Pressemeldung von NS erklärt deren Präsident Roger van Boxtel: „Unser Traum ist es, dass künftig alle Bahnhöfe mit einem Trinkwasserzapfstelle ausgestattet werden, damit die Fahrgäste an jeder Station freies Trinkwasser einfüllen können. Wir machen einen ersten Schritt an 200 Stationen, wo wir dies selbst realisieren können. Wir hoffen, dass unsere Partner, wie Gemeinden und Trinkwasserunternehmen, uns helfen. Wenn wir wollen, können wir dies gemeinsam für alle Stationen in den Niederlanden realisieren. „Der erste Wasserhahn wird vor dem Monatsende (Anm. Oktober 2018) auf dem Vorplatz von Alkmaar stehen. NS arbeitet zu diesem Zweck mit der nordholländischen Wasserversorger PWN Drinkwaterbedrijf Noord-Holland zusammen.

Plastikflaschen sollen verringert werden

Mit dieser Initiative möchte NS das Trinken von Leitungswasser weiter stimulieren und damit auch direkt zur Müllreduzierung beitragen. Carola Wijdoogen, Director Sustainable Business bei NS, erklärt: „Wir stellen fest, dass die Nachfrage nach kostenlosem Leitungswasser für die eigenen Flaschen steigt. Mit den Trinkwasserstellen hoffen wir, die Anzahl der Plastikflaschen, die mit dem Müll enden, zu reduzieren. Wir investieren in freies Trinkwasser, weil wir glauben, dass dies den Niederlanden und unseren Reisenden hilft, sich bewusst für den öffentlichen Verkehr zu entscheiden und nachhaltiger zu reisen. Wenn wir deswegen weniger Wasserflaschen an der Station verkaufen, ist das gut. Die Förderung eines gesunden und nachhaltigen Lebensstils ist uns wichtiger.“

Wer auf sozialen Medien, wie Twitter, dem Thema folgen will, findet die Diskussion unter dem Hashtag  („bring deine Wasserflasche“). In dem Tweet unten sieht man die Prototypen von Joan-The-Pipe, einem Anbieter von Trinkwasserstationen aus Amsterdam.

Deutsche Bahn hat noch keine Pläne

Meine Anfrage, ob auch die Deutsche Bahn kostenlose Trinkwasserstellen anbieten wird, wurde von einem Bahnsprecher prompt wie folgt beantwortet: „Wir verfolgen das Beispiel der Niederländischen Eisenbahnen interessiert. Momentan gibt es bei der Deutschen Bahn keine Planungen in diese Richtung.“

Ganz sicher werden die deutschen Wasserversorger etwaige Planungen der Deutschen Bahn unterstützen, schließlich liefern sie bestes Trinkwasser. Zudem beteiligen sich viele Versorger bereits an den lokalen Refill-Projekten, bei denen Leitungswasser in Geschäften und anderen teilnehmenden Einrichtungen abgefüllt werden kann. Bin gespannt, was deutsche Wasserversorger und die Deutsche Bahn in Zukunft veranlassen, werden, um die Plastikflaschen-Schwemme in deutschen Bahnhöfen einzudämmen.

Englische Bahngesellschaft National Rail verfolgt ähnliche Ziele wie die Niederländer

Im Februar 2018 berichtete die englische Zeitung The Guardian über Pläne der englischen Bahngesellschaft National Rail, eine Vielzahl von Bahnhöfen mit Wasserspendern auszustatten. “By introducing free water fountains at our managed stations we can make a simple change that not only helps quench the thirst of station users, but also has a positive impact on our sustainability ambitions by reducing single-use plastics,” erklärt David Biggs, Geschäftsführer der Network Rail Vermögensgesellschaft gegenüber The Guardian.

Schon heute sind Trinkbrunnen an vielen öffentlichen Orten in England zu finden, so auch auf Flughäfen. Insgesamt haben die Nachbarn auf der Insel ein deutlich besseres Verhältnis zu ihrem Leitungswasser als wir Deutschen. So muss die Gastronomie per Gesetz Leitungswasser (Tap water) ausschenken, wenn sie zugleich alkoholische Getränke anbietet. Ein Verstoß dagegen wird mit dem Entzug der Schanklizenz geahndet. Aber Initiativen wie Refill oder a tip:tap sind auf dem besten Weg, Deutschland zu einem Land der Leitungswassertrinker zu machen. Vielleicht macht die Deutsche Bahn ja mit ….

Wer macht mit beim Wasserkiez-Projekt? Viel Gutes rund um das Leitungswasser in der Nachbarschaft

Wer als Stadt oder Wasserversorger schon heute etwas tun will, kann sich dem „Wasserkiez“-Projekt der Berliner a tip:tap anschliessenAuf Grund der sehr guten Medienresonanz, der Querbezüge zu wichtigen Umwelt- und Zukunftsfragen wie Klimaschutz und Plastikvermeidung sowie dem hohen Interesse des Bundesumweltministeriums an dem Berliner Wasserkiez-Projekt wurde a tip:tap vom Bundesumweltministerium angesprochen, das Wasserkiez Projekt aus dem Berliner Mariannenkiez deutschlandweit zu planen. Das Projekt soll an 10 Standorten umgesetzt werden. Hierfür suchen a tip:tap im Moment Wasserversorger und Gemeinden, die Interesse an einer Kooperation und der Umsetzung des Projekts in ihrer Nachbarschaft haben und sich darüber hinaus vorstellen könnten, das Projekt auch in geringem Umfang finanziell und/oder zum Beispiel mit der Durchführung von Wassertests zu unterstützen. Das Projekt soll drei Jahre laufen und im Frühjahr 2019 mit einer größeren Auftaktveranstaltung, pünktlich zur Wassersaison, beginnen. „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir das Projekt dann tatkräftig mit 10 engagierten Nachbarschaften starten könnten“, schreibt Samuel Höller von a tip:tap in seiner Mail an mich, in der Hoffnung über Lebensraumwasser Unterstützer und Partner zu finden. Ich finde, das Thema passt hier ganz hervorragend. „Wir haben bis zum 15. Oktober Zeit, Unterstützerschreiben (Letter of Intents) von 10 Wasserversorgern vorzuweisen.“ Bin gespannt, ob es klappt. Die ersten Versorger haben schon Interesse signalisiert.

Darum geht es beim Wasserkiez-Projekt – Viel Gutes rund um das Leitungswasser in der Nachbarschaft

Weitere Quellen:

Fotos: NS; CanStockPhoto

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