Die Ruhr – „Blaue Lunge“ des Ruhrgebiets

Die Ruhr – kein anderer Fluss in Deutschland wird so sehr mit Industrie und Umweltqualität in Verbindung gebracht wie diese immer noch pulsierende Lebensader des Ruhrgebietes. Nahezu 5 Millionen Menschen und Tausenden von Betrieben dient die Ruhr auf ihren 216 Kilometern vom Sauerland bis zu ihrer Mündung im Rhein bei Duisburg. Während über die vergangenen Jahrhunderte der Wert der Ruhr als Wasserlieferant und Entsorgungspfad des Abwasser stieg, ging der Lebensraum für Fische und Pflanzen zunehmend verloren. Das Ende ihres Leidensweges ist greifbar nah. Früher undenkbar, heute fast Realität: Die Ruhr als „blaue Lunge des Ruhrgebiets“.

Diesen Erfolg bestätigt auch er jetzt vorgestellte 41. Ruhrgütebericht des Ruhrverbands und der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR). „Das Wasser der Ruhr hat ein so gutes Qualitätsniveau erreicht, dass auch anspruchsvolle Fischarten heute wieder in der Ruhr ein Zuhause finden – die Rückkehr des Lachses hat bereits vor einigen Jahren ein großes Medienecho hervorgerufen“, erklärt Prof. Harro Bode, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands den Erfolg des Gewässerschutzes. Als „Botschafter“ für die Qualität der Ruhr konnte vor wenigen Monaten der Eisvogel gewonnen werden. Dieser ansonsten seltene Vogel sucht nur dort seinen Lebensraum, wo er ein intaktes Umfeld findet. Die Ruhr hat er akzeptiert. In einer wegweisenden Kooperation setzen sich daher der Naturschutzbund NRW, die Biologischen Stationen und die AWWR-Mitgliedsunternehmen dafür ein, die Brutmöglichkeiten an der Ruhr und ihrem Einzugsgebiet von der Quelle bis zur Mündung zu verbessern, damit der gefiederte Freund heimisch werden kann.

AWWR zur Vermeidung von Röntgenkontrastmitteln in der Ruhr
AWWR zur Vermeidung von Röntgenkontrastmitteln in der Ruhr

Aber wo Licht ist, muss auch Schatten sein. Der Vorsitzende der AWWR, Dr. Christoph Donner, erklärte in seinem Beitrag zur Vorstellung des Berichts die Anfälligkeit der Ruhrwasserqualitat durch den Eintrag von Röntgenkontrast- und Arzneimitteln. „Das aus der Ruhr gewonnene Trinkwasser genügt allen behördlichen Anforderungen und ist aufgrund seiner natürlichen Zusammensetzung geschmacklich beliebt. Damit dies so bleibt, schauen wir uns kontinuierlich die Stoffsituation in der Ruhr an und berichten im Ruhrgütebericht transparent über die Ergebnisse. Momentan haben wir verstärkt die Röntgenkontrastmittel im Blick.“ Röntgenkontrastmittel gelangen, nachdem sie nach der Anwendung ausgeschieden werden, ins Abwasser und von dort in die Kläranlagen. Später stellen sie dann hohe Anforderungen an die Trinkwasserwerke, denn eine vollständige Beseitigung der Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser ist nicht möglich – eine messbare Restkonzentration wird in jedem Fall bleiben. Eine solche weitergehende Aufbereitung kostet. Bezogen auf den Gebührenmaßstab hat der Ruhrverband zusätzlich rund 35 Cent pro Kubikmeter bzw. rund 70 Euro jährlich für einen Vier-Personen-Beispielhaushalt errechnet. „Röntgenkontrastmittel sollten an der Quelle zurückgehalten werden, wenn man das Vorsorgeprinzip und Minimierungsgebot für sauberes Trinkwasser ernst nimmt“, fordert daher der AWWR-Vorsitzende Donner. Mit dem Aufruf, Erfassungskonzepte für Krankenhäuser oder auch dezentrale Erfassungssysteme für Röntgenkontrastmittel als Vorsorgemaßnahmen einzuführen, sollen die Natur in der Ruhr und die Trinkwasserqualität geschützt werden.

Die Erfolge bei der Renaturierung der Ruhr sind ein gutes Beispiel dafür, wie lohnenswert es ist, sich den Eintragsquellen für Schadstoffe in die Gewässer zuzuwenden. Waren es früher die Massen industrieller und kommunaler Abwässer, die man in erster Linie zentral aufbereiten musste weil ihre Mengen zu groß und geeignete Technologie nicht vorhanden waren, so rechtfertigen heute die kleinen, aber nicht weniger problematischen Einträge von Röntgenkontrastmitteln und Arzneien dosierte und gezielte Vorgehensweisen. Durch ihre Zurückhaltung an der Quelle können volkswirtschaftliche Kosten gering gehalten und ökologischen Schäden vermieden werden. Gelingt dies nicht, zahlen wir alle dafür, denn Abwassergebühren und Trinkwasserpreise werden dann weiter steigen. Das kann nicht gewollt sein. Hier sind gemeinsame Anstrengungen, gute Ideen und noch mehr Bereitschaft aller Akteure gefragt. Angefangen bei den Verbrauchern, über die Ärzte, Apotheken, Klinikbetreiber sowie die Industrie und nicht zuletzt wieder einmal die Politik. Sie muss intelligente Lösungen fordern und fördern. Die Ruhr und ihre Natur haben diese Chance verdient.

Hier geht es zum Ruhrgütebericht
Zur Aufklärung bei Arzneimitteln siehe hier

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