Das teuerste Wasser der Welt…

… diese Schlagzeile ließ mich aufhorchen. Eine Million Euro soll eine Flache Wasser kosten. Klar, dachte ich, kennt man doch. Seit Jahren machen immer teurere „Edelwässer“ in verrückten Flaschen von sich reden. Egal ob Gletscherwasser, als „Tränen Gottes“ deklariertes Regenwasser aus Transilvanien oder als Edelwasser gefaktes Wasser aus der Leitung. Ich wollte wissen, was hinter dieser Ankündigung steht. Also machte ich diese Woche in Berlin einen Abstecher zu dem Ort, wo diese Eine-Million-Wasser-Flasche auf einen Käufer wartet. Von den nachdenklich stimmenden Hintergründen möchte ich hier berichten.

Mit Kunst auf die Wasserprobleme hinweisen

Der Berliner Künstler Sven Hoffmann hat eine besondere Beziehung zum Wasser. Seit Jahrzehnten reist er um die Welt und fotografiert Wasser in seinen verschiedensten Formen und Farben. Dabei bleiben ihm auch die vielfältigen Probleme nicht verborgen. An vielen Orten, wo er Fotos macht, schwindet das Wasser. Strömte früher noch ein Fluss, tröpfelt dort heute nur noch ein Rinnsal. Hatte er sich an dem Farbenspiel eines großen Sees erfreut, muss er heute mit wenigen Pfützen vorlieb nehmen. Was der Mensch an Zerstörung nicht geschafft hat, vollendet jetzt womöglich der Klimawandel. Hoffman will aufrütteln. Dazu hat er vor Jahren seine künstlerischen Arbeiten im Rahmen von Ausstellungen genutzt, um auf die menschengemachten Wasserprobleme hinzuweisen.

25 Flaschen mit der knappen Ressource Wasser

Seit dem 1. Oktober sind seine Werke in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche in Berlin-Charlottenburg zu besichtigen. Dazu hat er seine Bilderausstellung um edle Wasserflaschen ergänzt, eben auch jene, die er exklusiv für den unsagbaren Betrag von einer Million Euro anbietet. Unter dem Titel „Aqua Globalis“ zeigt er in der Kapelle 25 Glasflaschen auf sehr anschaulichen Stelen mit Wasser aus den unterschiedlichen Regionen und Gewässern der Erde. Dazu gehört eine Flasche mit Wasser aus dem Toten Meer, womöglich eine der letzten Wasser des zunehmend versiegenden Aral-Sees sowie aus dem Pazifischem Ozean. Die Gemeinde der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche hat für diesen Oktober den Themenmonat „Wasser“ geplant und verbindet die Ausstellung mit einer ganzen Reihe von interessanten und nachdenklich stimmenden Veranstaltungen.

Den „Wert des Wassers“ mit Kunst verbinden.

Und wie kommt Sven Hoffmann auf die Wasser-Idee? Mit seiner Kunst wolle er auf die Wasserprobleme der Welt hinweisen, Betroffenheit wecken und Wertbewußtsein schaffen, erklärt er mir. Den „Wert des Wassers“ mit Kunst verbinden. Er mache seit 25 Jahren Kunst. Verknappung der Kunst und dessen Werte hätten etwas mit dem Wasser gemein. „Man muß Symbole kreieren, die kommunizieren“, sagt Hoffmann. Und genauso wie Kunst mit Verknappung wertvoller werde, so wolle er auch beim Wasser zeigen. So eine Wasserflasche auf einer Stele sei etwas für Menschen, die immer wieder das Thema vor Augen geführt bekommen möchten und andere bewegen wollen. Man müsse darüber sprechen, Menschen motivieren. Die Konzerne, die das Wasser den Menschen in Flaschen verkaufen und Milliardengewinne damit machen, die hätten es verstanden. Leider nicht die Menschen, die ihnen diese Flaschen abkaufen.

Aufmerksamkeit schaffen und Werte vermitteln, das kommt mir alles sehr bekannt vor. Schließlich ist Wasser eine der wertvollsten Ressourcen, die unsere Erde zu bieten hat. Den Wert daran erkennen leider die wenigsten. Nicht einmal, wenn sie Flaschenwasser kaufen. Erst wenn das Wasser nicht mehr da ist oder nicht mehr trinkbar, beginnen wir den Wert zu schätzen. Die Menschen in vielen Wasserknappheitsregionen dieser Welt erfahren es jeden Tag am eigenen Leib. – Sven Hoffmann vermittelt ein nachdenklich stimmendes Bild.

Und was ist jetzt mit der Flasche für eine Million Euro? „Ja“, sagt er, „die gibt es wirklich.“ Sie ist einmalig, ein Kunstwerk. Und dennoch: Wer sie kauft, wird ganz sicher das teuerste Wasser der Welt besitzen – das wertvollste bekommt man nicht in eine Flasche.

Weiterführendes

  • Aqua Globalis – Sven Hoffmann
  • Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche, Berlin
  • Die Ausstellung ist noch bis zum 27.10.2019 täglich in der Zeit von 13.00 Uhr bis 18.30 Uhr in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche am Breitscheidplatz zu besichtigen
  • Die Ausstellung von Sven Hoffmann kann mit einem ein- bis zweijährigen Vorlauf auch an anderen Orten gezeigt werden
Die Wasserflaschen von Sven Hoffmann in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche (Foto: Gendries, Objekte: Sven Hoffmann)
Die Fotoausstellung von Sven Hoffmann in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche (Foto: Gendries, Fotografien: Sven Hoffmann)
Wasserflasche, der Familie Sven Hoffmann: Jeder Strich ein Tag ohne Flaschenwasser – in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche (Foto: Gendries, Objekt: Sven Hoffmann)
Die Fotoausstellung von Sven Hoffmann in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche (Foto: Gendries, Fotografien: Sven Hoffmann)
Ein Blick in die Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche (Foto: Gendries, Fotografien: Sven Hoffmann)
Jedes Foto hat eine Geschichte und Herkunft (Foto: Gendries, Fotografien: Sven Hoffmann)
Die Wasserflaschen von Sven Hoffmann in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche (Foto: Gendries, Objekte: Sven Hoffmann)
Die Wasserflasche „Aral See“ von Sven Hoffman in der Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche (Foto: Gendries, Objekt: Sven Hoffmann)

1 Kommentar

  1. Interessante Ausstellung. Wasser kann viele Geschichten erzählen, früher waren es eher schöne und romantische, heute sind vielfach traurige oder besorgniserregende. Den unersetzbaren Wert des Wassers schätzen lernen, das kann eine solche Ausstellung schaffen. Wie sagt der Künstler: „Symbole kreieren, die kommunizieren“ – sehr treffend!

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