Angeklickt @ ECONOMIST Special Report: Water

Das Wirtschaftsmagazin ECONOMIST, bekannt für messerscharfe Analysen von Politik und Wirtschaft, bietet in seiner aktuellen Ausgabe vom 1.3.2019 einen hochinteressanten Spezialreport über Wasser. Während sich viele Medien bei Wasserthemen auf allgemeine Beschreibungen beschränken und bestenfalls den Mainstream der Gründe für die Wasserprobleme beschreiben, entlarvt das Magazin in den sieben Artikeln des Specials ein weit verbreitetes Managementversagen und die fehlende Governance als bedeutende Ursachen für die weltweit herrschenden Wasserprobleme.

Zweifellos ist der Klimawandel eine entscheidende Einflussgröße, und findet auch entsprechende Würdigung, „unterstützt“ wird er in seinen Auswirkungen auf Wasser-Dargebot und -Qualität durch menschliche Unzulänglichkeiten verschiedenster Kategorien und Motivationen. Asia Biswas, ein Wasserexperte an der Lee Kuan Yew School of Public Policy in Singapur wird treffen zitiert: “Lack of money, scarcity, and so on—they’re all excuses. The problem everywhere is bad management.” Nicht verwunderlich für ein Wirtschaftsmagazin, dass Managementversagen im Kern der Ursachenanalyse steht. Aber vielleicht ist dieser Grund ja auch gar nicht so unbekannt, es mangelt eher an Kraft und Willen etwas zu ändern. Oder, wie Jean-Claude Junker, Präsident der Europäischen Kommission – in einem anderen Kontext geäußert – zitiert wird: “We all know what to do, we just don’t know how to get re-elected after we’ve done it.”(“Wir alle wissen, was zu tun ist, wir wissen nur nicht, wie wir wiedergewählt werden, nachdem wir es umgesetzt haben“). Übrigens bemerkenswert, dass dieser Satz von Juncker stammt, dessen Legislaturperiode endet. 

Die einzelnen Artikel im Water Special setzen sich mit den drängenden Ursachen und Folgen von Klimawandel und Urbanisierung bei der globalen Wasserversorgung, der Verunreinigung der Flüsse als Lebensquellen, den Wasserkonflikten als – nicht alleiniger – Auslöser von Auseinandersetzungen regionaler und staatlicher Nachbarn, dem Wassernutzungsverhalten des Agrarsektors und der Industrie auseinander.

Ein kleiner Einblick zu Letztgenanntem: In einigen Weltregionen verbraucht der Agrarsektor weit über 80 Prozent des verfügbaren Wassers. Gerade dort, wo der Wasserstress hoch und der Zugang schlecht sind, herrschen die Nutzungskonkurrenzen, wie in Indien mit über 90 Prozent, bei denen die Haushalte die Verlierer sind. Der Autor zeigt Lösungen auf: „Tröpchenbewässerung“ (drip irrigation system), eine Erfolgsgeschichte aus Israel, oder gezieltere Sprengbewässerung statt Flutung der Anbauflächen. Damit könnten die Wassermengen in der Landwirtschaft zugunsten der Haushalte verschoben werden. Das bedeutet zugleich höhere Kosten, die die globale Wettbewerbsfähigkeit des Agrarsektors beeinträchtigen würden, und erfordert Veränderungen für die Anbaumethoden. Anpassungsfähigkeit zählt in manchen Regionen nicht zur Stärke der Verantwortlichen.

Stichwort „Wassereffizienz“: Aus Sicht des Economist ist „Non-revenue water”, was wir hierzulande als „Wasserverluste“ bezeichnen, ein weiteres Potenzial, dessen Erschließung helfen könnte Wasserkrisen zu bewältigen. Während die deutsche Wasserwirtschaft auf eine moderate einstellige Höhe der Verluste verweisen kann – zumindest im Durchschnitt -, verlieren selbst westliche Metropolen wie London, zum Beispiel, 28 Prozent oder Montreal 40 Prozent. Erfolgreich dagegen sei die Industrie. Internationale Konzerne mit Nachhaltigkeitszielen reduzieren ihren Verbrauch dagegen erfolgreich. Alles eine Frage der Ökonomie. Wo Wasser im ausreichenden Maße vorhanden ist, sind Wasserverluste weder ressourcenökologisch noch ökonomisch von großer Relevanz. Das leuchtet bei Montreal unmittelbar ein, aber was – frage ich mich – ist dann mit London?

Wer sich für das Wasser-Special im ECONOMIST interessiert, kann das Magazin online lesen, muss es aber vorher kaufen. Kleiner Tipp: Ich kann ein Einführungsangebot für zwölf Wochen für 20 € empfehlen.

Quellen

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