Alles gut? Stell Dir einen Tag ohne Wasser vor!

Kein Wasser zum Trinken. Kein Wasser zum Duschen, um die Toilette zu spülen oder zum Wäsche waschen. Krankenhäuser müssten ohne Wasser schließen. Feuerwehren wären handlungsunfähig und Landwirte könnten ihre Felder nicht bewässern. Nicht vorstellbar? Stimmt! Zumindest hierzulande! Aber schon mal daran gedacht, wie es wäre wenn wir keine funktionierenden Wasserversorgungs- oder Abwasserentsorgungssysteme hätten?

Ein Blick über den Atlantik: Die US-Amerikaner erleben den beklagenswerten Zustand ihrer Wasser-Infrastruktur, Wasser wird zunehmend ein Problem – nicht nur in Kalifornien. Versorgungssicherheit wird zur nationalen Aufgabe, nicht erst seit der „America first“-Doktrin des Präsidenten Trump. Schon unter Obama wurde die Wassersicherheit in das „Weiße Haus“ geholt. In den USA gibt es einen Wasser-Aktionstag, der sich am 12. Oktober 2017 zum dritten Mal jähren wird: Der „Imagine a Day Without Water“ oder auch „Stell Dir einen Tag ohne Wasser vor“. Initiator und Veranstalter ist die US Water Alliance, eine nationale Wasser-Organisation, die damit gegen die schon seit Jahren maroder werdenden
Versorgungssysteme ankämpfen und bei den US-Amerikanern das Bewusstsein für den Wert des Wassers wecken will. Im vergangenen Jahr nahmen über 500 Organisationen an dem landesweiten Kampagnentag teil, 350 mehr als im Jahr zuvor. Über 12 Millionen Posts in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #ValueWater, tausende unterzeichneter Petitionen, die US-Politiker aufgerufen haben, mehr in die Wasser-Infrastruktur zu investieren, sowie Aufklärungs- und Kampagnenvideos zum Wert des Wassers. Das waren die zählbaren Ergebnisse der Initiative in den USA. In der Wahrnehmung der Wasserinfrastrukturen war dies ein sicher wichtiger Beitrag in der mittlerweile intensiveren Diskussion über die US-amerikanische Wasserversorgung.

„Stell Dir einen Tag ohne Wasser vor“ – Ist das nicht auch eine Idee für Deutschland?

Wir sind uns sicher, dass hier alles besser ist. Aber dennoch: Wissen alle den Wert des Wassers auch zu schätzen? Verfügen die Wasserversorger über ausreichend finanzielle Mittel, um die Infrastruktur zu sichern? Wir hören immer öfter von nicht-kostendeckenden Wasserpreisen. Kann das auf Dauer so weitergehen? Der Black-out ist hierzulande kein Thema. Wir sehen den Zustand unserer Straßen und Brücken, wie sieht es in den Trinkwassernetzen und Abwasserkanälen aus? Alles gut? Nicht nur den Experten kommen hierbei Zweifel.

Daher wäre ein Tag, an dem wir dem Wert des Wassers und der Infrastruktur in Deutschland mehr Aufmerksamkeit widmen, vielleicht doch eine gute Idee. Vielleicht wäre es ein Tag, an dem

  • Haushalte versuchen, mit ganz wenig Wasser auszukommen,
  • Schulklassen darüber sprechen, wie es ohne Wasserversorgung wäre,
  • der Rundfunk und TV-Sender Features über Regionen ohne funktionierende Wasserversorgungen senden,
  • Initiativen für Wasserprojekte in der Dritten Welt berichten, wie die Menschen dort oben Wasser auskommen müssen,
  • Migranten berichten, wie in ihren Herkunftsländern die Wasserversorgung funktioniert – oder auch nicht,
  • Wasserwerke die Bevölkerung einladen und zeigen, warum die Wasserversorgung so sicher ist und was getan werden muss, damit das auch so bleibt,
  • auf YouTube Geschichten gepostet werden, wie es ohne Wasser wäre,
  • oder noch viel bessere Ideen …..

Wenn ich, wie kürzlich, von einer Geschichte über Wasserarmut in Sri Lanka höre und dann an unsere Wasserversorgung denke, dann wird mir bewusst, wie gut es uns geht..,

Weltweit, so auch in Deutschland, wird jährlich am 22. März beim „Tag des Wassers“ das Wasser in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung gestellt. Die Medien greifen es gerne auf und die Wasserversorger öffnen ihre Türen für die Interessierten. Meistens geht es um die Wasserknappheit und deren Folgen für die schwachen Staaten und Menschen auf dieser Welt. Diese Kampagnen sollten nicht überlagert oder verdrängt werden, von unseren Problemen hierzulande. Diese deshalb zu ignorieren, wäre allerdings auch nicht sachgerecht. Deshalb ist dies ein Plädoyer für eine jährliche Kampagne unter dem deutschen Motto „Stell Dir einen Tag ohne Wasser vor“.

Sicher ist es zu kurzfristig, diese Kampagne in den verbleibenden Wochen bis zum 12. Oktober in Deutschland umzusetzen, aber vielleicht reicht die Zeit für einen Start in 2018. Die Internetadresse www.tag-ohne-wasser.de steht dafür schon zur Verfügung. Wer macht mit?

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