Wasserversorger bieten Sicherheit bei MRSA, teilt das Umweltbundesamt mit

Berichte des NDR über Funde multi-resistenter Bakterien (MRSA) in einigen niedersächsischen Gewässern hatten vor wenigen Wochen für Aufmerksamkeit gesorgt. Verbraucher fragen sich verständlicherweise, ob davon auch das Trinkwasser betroffen sein könnte. Es bestehe weitgehende Sicherheit beim Trinkwasser, teilt das Umweltbundesamt (UBA) soeben mit. Die Wasserversorger böten „Schutzbarrieren“ gegen den Eintrag ins Trinkwasser auf. Gleichzeitig fordert das UBA auch zum Gegensteuern auf.

Trinkwasserversorger schaffen Sicherheit

Die MitteilungBedeutung von antibiotikaresistenten Bakterien und Resistenzgenen im Trinkwasser“ des UBA nach Anhörung der Trinkwasserkommission wird hoffentlich nicht ungehört bleiben. “Die wichtigste Maßnahme zur Reduktion von Antibiotikaresistenzen ist der streng indizierte und gezielte Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und der Tierhaltung. Neben anderen Maßnahmen, die die Gewässer schützen können (z.B. konsequente Ausweisung von Wasserschutzgebieten, Hygienisierung von Gülle, Verbreiterung von Uferrandstreifen) kann die Konzentration von antibiotikaresistenten Bakterien und ihrer Genfragmente durch eine effiziente Abwasserbehandlung verringert werden. Trotz aller Maßnahmen können antibiotikaresistente Bakterien und Resistenzgene jedoch nicht völlig aus der Umwelt entfernt werden, so dass sie auch in Oberflächenwasser gelangen.“ Das klingt nach Entwarnung auf breiter Ebene. Aber ganz so einfach scheint es nicht zu sein. Kliniken und die Tierhaltung verschärfen mit ihren Abwässern die Bedrohung der Gewässer mit multi-resistenten Keimen. Auch wenn das Problem von den Kliniken im zunehmenden Maße bewältigt zu werden scheint, so berichtete das RKI vor vier Jahren in den KRINK-Empfehlungen, dass man Methicillin-Resistenz bei Staphylococcus aureus (MRSA) in Deutschland auf ca. 50 bis 70 % der schweinehaltenden Betriebe findet. Das Abwasser wird zwar in Kläranlagen gereinigt, bei den Keimen wird es aber kritisch mit der Reinigungsleistung, bestätigt die Leiterin des Umweltbundesamtes und fordert die 4. Reinigungsstufe für Kläranlagen.

Zumindest beim Trinkwasser erscheinen übertriebene Sorgen unberechtigt. Denn während der überwiegende Teil des Trinkwassers, der ehedem aus Grundwasservorkommen stammt, mit den Einträge nicht – oder erst in Generationen – konfrontiert ist bzw. sein wird, sehen sich die Oberflächenwasser-Aufbereiter (z. B. aus Flussläufen) mit der Herausforderung konfrontiert. Sie setzen aber für die Aufbereitung des Trinkwassers je nach Gegebenheiten mehrstufige Verfahren ein. Zudem betreiben sie eine gezielte Überwachung der Trinkwasserqualität durch die spezialisierten Labore und bieten damit ein engmaschiges Sicherheitssystem für das Trinkwasser.

Ältere, Kinder und immungeschwächte Personen bleiben erhöhtem Risiko ausgesetzt

„Das Expositionsrisiko in Deutschland über den Trinkwasserpfad gegenüber resistenten Krankheitserregern ist ohne praktische Bedeutung, wenn das Trinkwasser unter Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik aufbereitet wird und den gesetzlichen Anforderungen genügt. Dem widerspricht nicht, dass mit neuen molekularbiologischen Verfahren geringe Konzentrationen an Genfragmente in manchen Trinkwasserproben nachgewiesen werden können. Auch wenn Risiken im Lebensalltag nie gänzlich auszuschließen sind“, erklärt das UBA in seiner Mitteilung und kommt zum Fazit, „im normalen Alltag besteht weder durch das Trinken noch bei der Körperreinigung mit Trinkwasser nach derzeitigem Wissensstand eine erhöhte Gesundheitsgefährdung durch antibiotika-resistente Bakterien.“ Zudem stellt das Robert-Koch-Institut (RKI) im Epidemiologischen Bulletin (5/2018) im Februar 2018 fest, „dass seit Einführung der Meldepflicht in 2012 sinkende Fallzahlen verzeichnet werden.“ Der Trend lässt hoffen, dennoch, so die baden-württembergische Landesregierung im März 2018 in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion im Landtag zu „Multiresistente Keime in baden-württembergischen Gewässern“, „(….) mit der weiten Verbreitung multiresistenter Erreger erhöht sich zudem das generelle Risiko des Erwerbs resistenter Erreger oder von Resistenzgenen. Dies gilt insbesondere für Ältere und immungeschwächte Personen.“ Genau dieser Personenkreis, ergänzt um Kinder, verdient unsere Aufmerksamkeit und alle Anstrengungen, das Problem anzugehen.

„Vermeidung an der Quelle und Transparenz“ – Der gesundheits- und umweltpolitische Imperativ für die Spurenstoffstrategien

Am 21. Februar 2018 wurde die 2. Phase des Stakeholder-Dialoges zur Spurenstoffstrategie des Bundes gestartet. Dabei sollen die im vergangenen Jahr in einem Policy-Papier erarbeiteten Handlungsempfehlungen konkretisiert werden. Aus dem hessischen Umweltministerium erfuhr ich auf Anfrage, „Die Hessische Landesregierung greift diese Problematik mit einer Spurenstoffstrategie für das Hessische Ried auf. Diese Strategie umfasst sowohl Maßnahmen, die vermeiden, dass diese Spurenstoffe in hessische Gewässer gelangen, als auch den Ausbau von Kläranlagen, um diese Stoffe besser filtern und eliminieren zu können. Neben der wichtigen Reduzierung der Spurenstoffe an der Quelle, werden in fünf Kommunen Investitionen in eine vierte Reinigungsstufe der Kläranlagen gefördert.“ In Kürze soll die Spurenstoffstrategie der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Es ist schon jetzt absehbar, dass die Medien ihre Aufmerksamkeit in Richtung Trinkwasser lenken werden. Der NDR wird seine Recherchen nicht auf die Gewässer beschränken. Jetzt sind politisches Handeln und objektive Berichterstattung gefragt. Es geht um das Vertrauen in unser wichtigstes Lebensmittel. Daher ist es gut, wenn das UBA und die Trinkwasserkommission die zu erwartende Diskussion versachlichen, aber die Handlungserfordernisse in Richtung Landwirtschaft und Humanmedizin aufzeigen. Wir werden als Gesellschaft trotz der Nachsorge- und Sicherungsmaßnahmen der Trinkwasserversorger weiter den Schwerpunkt der Aktivitäten auf die Vermeidung an der Quelle legen müssen. Auch wird es darauf ankommen, sachlich zu informieren, egal um welche Form der Spurenstoffe es sich handelt. Auch die Wasserversorger werden sich an dieser Stelle aktiver beteiligen dürfen. Das UBA gibt für die Qualitätskommunikation eine gute Orientierung. Es darf zudem erwartet werden, dass die Strategien auch die Kommunikation im Blick haben. „Vermeidung an der Quelle und Transparenz“ sollte der gesundheits- und umweltpolitische Imperativ für alle anstehenden Spurenstoffstrategien sein und das politische Handeln sein.

Weiterführend:

Q: Bundesgesundheitsministerium (Bürgerinformationen)
Q: Bundesgesundheitsministerium (Bürgerinformationen)
Q: Bundesgesundheitsministerium (Bürgerinformationen)

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