Auch wenn US-Präsident Trump den Klimawandel leugnet, Kapstadt leidet unter dramatischer Dürre

Die südafrikanische Metropole Kapstadt leidet unter der schlimmsten Dürre seit 113 Jahren. Drastische Notverordnungen sollen das Wassersparen forcieren. Dazu sollen auch drastisch erhöhte Preise und viel Kommunikationsarbeit beitragen. Alles nur Tropfen auf dem heißen Stein und zu spät? Obwohl sich das Drama seit Jahren angekündigt hatte, verließ sich die Politik allein auf den Winterregen – und der ist bisher wieder ausgeblieben. Jetzt leiden Bevölkerung und Wirtschaft. (900 Wörter – Lesezeit 4 Minuten)

Als Ursachen werden Überbevölkerung und Wetteranomalien ausgemacht. Südafrika prosperiert, die Menschen ziehen in Städte wie Kapstadt. Ihre Einwohnerzahl lag beim letzten Zensus im Jahre 2011 bei 3,74 Millionen, ein Anstieg um 45% seit 1996 – und das Wachstum geht weiter. Damit nehmen auch die die Nutzer der öffentlichen Wasserversorgung zu. Während der Wasserverbrauch steigt, schrumpfen die Vorräte. Die Winterregen haben nicht den erhofften Zufluss gebracht. Auch wenn der US-Präsident Donald Trump den Klimawandel leugnet, in Südafrika sind seine Folgen unübersehbar.

Die Vorräte sind nahezu erschöpft

„Der Wasservorrat in den Stauseen liegt bei 19,7%. Seit einer Woche ist er um 1% gesunken. Da die letzten 10% eigentlich nicht brauchbar sind, weil sich darin Ablagerungen befinden, beträgt der Vorrat effektiv nur noch 9,7%,“ muss die Regierung jetzt einräumen. Im März 2017 betrug der Füllgrad der sechs großen Dämme noch 32 %. Die Regenzuflüsse können mit dem steigenden Wasserbedarf nicht Schritt halten, berichtete der Südafrika-Wasserexperte Jochen Nos im März in einem Gastbeitrag für Lebensraumwasser. Die neuen Zahlen belegen, wie dramatisch die Entwicklung mittlerweile ist.

Es ist 5 vor 12! Jetzt sollen technische Alternativlösungen helfen

Wenn der natürliche Zufluss nicht reicht, muss die Technik ran. Mit einer Meerwasserentsalzungsanlage sollen Versäumnisse korrigiert werden. Eine sehr kostspielige und umstrittene Methode. Bei der Trennung von Salz und Wasser wird viel Energie benötigt und es fällt Salz an, das entsorgt werden muss. Die Regionalregierung hat schon die ersten Schritte eingeleitet und bereitet sich auf die Investitionen vor: „Ich bin bereit, neue Prioritäten bei der Verwendung des staatlichen Budgets zu setzen“ erklärt die Premierministerin der Western Cape-Region, Helen Zille.

Auszug aus WaterDashboard Kapstadt (29.5.17) Abruf 4.6.17

Jochen Nos zeigt die Versäumnisse der Verantwortlichen auf: „Man hat in Cape Town nicht rechtzeitig über Alternativen zur Nutzung von Oberflächenwasser mit der Abhängigkeit von Regenfällen nachgedacht. Jetzt werden Bohrungen im Bereich des Tafelberges zur Erschließung von Grundwasser durchgeführt. Die Nutzung von Meerwasser dürfte auch problematisch sein, da derzeit die Versorgungssysteme so aufgebaut sind, das die Leitungen Richtung Meer immer kleiner werden und insofern eine Einspeisung von dort auch den Bau von neuen großen Transportleitungen erforderlich machen würde“. Ohne die Wiederverwendung von gebrauchtem Wasser und intelligente Bewässerungssysteme wird Südafrika auf Dauer nicht auskommen.

It is very difficult to declare a disaster. I can’t just wake up one morning and decide to declare a disaster, there are objective criteria that have to be met.“ — Helen Zille, Premier of the Western Cape

Wassersparen wird oberstes Ziel. Der tägliche Gesamtverbrauch in Kapstadt liegt trotz aller Anstrengungen mit 666 Millionen Liter deutlich über dem Zielwert von 600 Millionen. 100 Liter pro Tag ist der maximale Wasserverbrauch, der den Kapstädtern zugebilligt wird (in Deutschland liegen wir bei einer ähnlichen Größenordnung). Poolbesitzer dürfen seit 1. Juni 2017 kein Wasser mehr nachfüllen und auch das Autowaschen ist verboten. Zudem werden jetzt Leckagen in den Leitungssystemen systematisch aufgespürt und repariert. Der Maßnahmenkatalog ist lang, aber viele Maßnahmen brauchen Zeit, ehe sie wirken können.

Wassertarife steigen auf Höchstniveau mit Folgen für die Industrie.

Kapstadt hat ein Wassertarifsystem, das von den Wasservorräten abhängt, d.h. je geringer der Wasserstand in den Stauseen, desto höher die Preise. Jetzt ist das geringste Niveau erreicht. Mit dem Level 4 werden die Wasserpreise zum 1.7.2017 deutlich erhöht (s. Abbildung). Bisher waren die ersten 6.000 Liter kostenlos, ab Juli müssen umgerechnet 0,30 Euro je 1.000 Liter bezahlt werden; wobei sozial schwache Haushalte von der Zahlungspflicht ausgenommen bleiben.

Für Großverbraucher mit mehr als 50.000 Liter steigt der Wasserpreis um mehr als 50% auf 21 € je Kubikmeter (in Deutschland sind es weniger als 2 € zzgl. Grundpreise). Wasser ist für viele Unternehmen eine dringend benötigte Ressource. Schon die Versorgungsrisiken dürften Investoren aufschrecken lassen. Sie könnten fürchten, dass in absehbarer Zeit die Produktionsanlagen „trocken“ laufen und damit still stehen. Kreditgeber werden derartige Risiken nicht unberücksichtigt lassen. Zudem könnte die Verteuerung die Unternehmen im globalen Wettbewerb treffen. Hier zeigt sich, wie wichtig zuverlässige Versorgungssysteme und ausreichende Wasservorräte für eine florierende Wirtschaft sein können.

Wasserpreise in Kapstadt (Stand 1.6.2017)
Wasserpreise in Kapstadt, Stand 1.6.2017   (kl = cbm; 1 R = 0,07 €)

Verschwender werden öffentlich gemacht 

Wie schon in den USA, greifen auch hier die Behörden zu drastischeren Mitteln. Die 100 größten Wasserverbraucher werden öffentlich gemacht – allerdings zunächst erst nur Wohnort und Straße. Und diese verbrauchen mächtig viel Wasser: während der Durchschnittshaushalt etwa 20.000 Liter im Monat verbraucht (zum Vergleich: in Deutschland sind es etwa 10.- 15.000 Liter)) liegt der Top-Verbraucher in Kapstadt bei 702.000 Liter im Monat und wohnt in der Haywood Road‚ Crawford.

Metropolen brauchen ein nachhaltiges Wassermanagement 

Die Schlussfolgerungen für ähnlich betroffene Metropolen lautet, dass Versorgungssysteme und die Wasservorräte den wachsenden Anforderungen dynamisch anpasst werden müssen. Klimaveränderungen, wirtschaftliche Entwicklungen und Bevölkerungswachstum müssen in umfassende Risikobetrachtungen einfließen. Die Politik muss Willens und in der Lage sein, daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Ähnlich betroffene Staaten wie Australien und Israel können beispielgebend sein. Der sorgsame Umgang mit Wasser muss zu Zeiten „trainiert“ werden, in denen noch ausreichend Wasser vorhanden ist. Wasserkommunikation und Verhaltensaufklärung sind dafür ebenso unabdingbar, wie gesellschaftlich ausgewogene Anreizsysteme über Wasserpreise. Insbesondere in gesellschaftspolitisch  fragilen Regionen wie Südafrika werden ökonomische und regulatorische Maßnahmen viel Augenmaß benötigen. Weil kurzfristige Gegenmaßnahmen Gefahren für die politische Stabilität beinhalten, darf ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Wassermanagement nicht erst einsetzen, wenn es zu spät ist. In Kapstadt ist es schon 1 vor 12!

Quellen/weiterführende Informationen

Beitragsfoto: Siegfried Gendries

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