Til Schweiger und Hamburger Morgenpost im Wasser-Clinch. Schlichtungsvorschlag: Wassertest!

Til Schweiger und Svenja Holtmann bei der ROMY-Preisverleihung 2012 in Wien

Promis stehen mit ihren Skandalgeschichten bei den Printmedien im Kampf gegen schwindende Auflagen ganz oben auf der „Abschussliste“. Das gilt als „Kollateralschaden ihrer Prominenz“. So etwas hat jüngst auch Schauspieler und Regisseur Til Schweiger beim Hamburger „Watergate“ zu spüren bekommen. Einzig das Thema ist neu, denn als Suchbegriff bei Google dominiert „Wasser“ die Ergebnisliste zum Medien-Star.

Abruf 28.4.2017

Der Wasser-Clinch zwischen Til Schweiger und der Hamburger Morgenpost 

Was war passiert? Am 23. Januar 2017 berichtete die Hamburger Morgenpost (MOPO), Til Schweiger verkaufe in seinem neuen Restaurant Barefood „Hamburgs teuerstes Leitungswasser“. Doch Schweiger kämpft nicht nur im TATORT für Gerechtigkeit, sondern wehrte sich auch gegen die MOPO: „Ich verkaufe nicht das teuerste Leitungswasser Hamburgs“, erklärte er und erzwang eine Gegendarstellung. Tatsächlich konnte Schweiger offenbar belegen, dass andere Lokale noch mehr Geld für ein Glas „Kraneberger“ aus der öffentlichen Wasserversorgung nehmen würden. Statt jedoch die Gegendarstellung klaglos zu schlucken und abzudrucken, nutzte die Boulevard-Zeitung die gerichtliche Anordnung, um noch einmal nach zu treten.

Unter der Überschrift „Lieber Til Schweiger,“ heißt es: „Sie haben recht. Sie verkaufen in Ihrem Restaurant nicht Hamburgs teuerstes Leitungswasser. Sie verlangen nur 4,20 Euro für einen Liter Wasser aus dem Hahn, der eigentlich 0,4 Cent kostet. Aber immerhin: Nach unserer Berichterstattung haben Sie Ihre Speisekarte um den Hinweis ergänzt: „Fein gefiltertes Hamburger Trinkwasser“. Das ist schon mal ein Fortschritt.“ Soweit die Geschichte, die sich im Netz zu einem wahren Shitstorm entwickelte, bei dem vermutlich niemand so richtig beurteilen kann, wer mehr „Shit“ abbekommen hat.

Hier möchte ich zunächst festhalten, dass Schweiger Trinkwasser aus Hamburg anbietet, dessen ökologischer Fußabdruck daher nicht durch die „Kontinentalquerung eines Flaschenwassers“ belastet ist. An dieser Stelle „Chapeau!“. Über diese Geschichte ist so viel geschrieben worden, eigentlich kaum mehr der Rede wert, wohl aber einen Faktencheck:

Warum beim Leitungswasser meckern, wenn mit Flaschenwasser Milliarden verdient werden

Richtig ist: Ein Liter Leitungswasser kosten in Hamburg umgerechnet weniger als 0,2 Cent, einschliesslich der
Abwassergebühren für die Restaurants zahlen müssen, sind es die besagten 0,4 Cent aus der MOPO. Überflüssig eigentlich, das Wasser aufbereitet und gefiltert wird, denn der lokale Wasserversorger HAMBURGWASSER liefert ein geschmacklich und qualitativ einwandfreies Trinkwasser. Das kann ich als Leitungswassertrinker und Hamburgliebhaber wirklich gut beurteilen. Aber eine andere Frage sollte uns umtreiben: Was haben Barewater oder Trinkwasser aus der Leitung und Coca-Cola gemein? Das Wasser! Auch wenn die Farbe eine andere ist, hier unterscheidet sich das Leitungswasser nicht von Coca-Cola. Wenn ein Gast Coca-Cola bestellt, dann erhält er ein Getränk, dessen Hauptsubstanz Wasser aus der Leitung kommt, das mit einem schwarzen Pulver vermischt zu Coca-Cola wird. Auch hier hat bisher selten jemand hinterfragt, ob die 8 Euro, die umgerechnet für den Liter Coca-Cola zu zahlen sind, ihre Berechtigung haben. Nicht anders beim Flaschenwasser. Wer im Hamburger Restaurant Müllberg Seven Sees eine 0,75-Liter-Flasche San Pellegrini bestellt, zahlt dafür 8,00 Euro. Wo, frage ich mich, bleibt hier der Protest der Lokalpresse?

Warum die Wasserpreise gerechtfertigt sein könnten 

Nicht nur für den Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes DEHOGA, Jens Stacklies, sind die 4,20 Euro pro Liter im „Barefood“ gerechtfertigt. Die Hamburger Morgenpost zitiert ihn: „Der Druck auf die Gastronomie nimmt stetig zu“, so Stacklies. Hohe Mieten, Energiepreise, Auslagen für Küchentechnik etc. würden die Kosten für die Restaurantbesitzer in die Höhe treiben. „Wir müssen ja auch unser Geld verdienen“. Es ist ja eigentlich nachvollziehbar, schliesslich haben die Gastwirte Aufwand mit dem Servieren von Wasser. So zahlt man im Pulheimer Rohland’s Zehnthof für 0,75 Liter Purezza Tafelwasser Still 4,40 €. Auch in den Niederlanden regt sich über derartige Preise anscheinend niemand auf. Wer in der Gastronomie an der Nordseeküste beispielsweise kein Flaschenwasser trinken möchte, das über weite Strecken transportiert worden ist, der trinkt KRANWTR, TAFELWATER oder O-Original Water. Auch hier zahlt man für den Liter zwischen 3 und 6,50 Euro (siehe Auszug aus der Getränkekarte).

KRNWTR im Strandpavillon PUUR in Groede (NL) (Foto: Gendries)

In England dagegen ist ungefiltertes Tap Water per Gesetz kostenlos. Jeder Wirt stellt dem Gast ohne ein Entgelt zu berechnen, eine Karaffe Leitungswasser auf den Tisch. Anders ist es, wenn der Wirt besonderes Wasser anbietet. Dann wird auch dieses bezahlt. Die Preise hierfür sind unterschiedlich, aber in derselben Bandbreite wie in den Niederlanden und in Hamburg.

Welche Vorteile hat Leitungswasser im Restaurant? 

Also stellen wir fest: der Streit über die Wasserpreise macht keinen Sinn und erzeugt nur Verlierer. Fakt ist auch: Es ist allemal preiswerter und für die Umwelt schonender, nach lokalem Trinkwasser zu fragen, statt abgefülltes und über lange Strecken transportiertes Flaschenwasser von den Fiji-Inseln oder aus Italien zu bestellen. Selbst wenn Trinkwasser aufbereitet oder gefiltert ist, weil man eben Kohlensäure mag, spart man auch noch Geld.

Machen wir doch den Geschmackstest bei Til Schweiger

Über Geschmack sollte man bekanntlich nicht streiten. Aber man kann ihn ja testen. Mein Vorschlag: Til Schweiger und die MOPO veranstalten eine Wasser-Blindverkostung im Hamburger Barefood. Ich kenne ein Marktforschungsinstitut das sich auf Wassertests oder Blindverkostungen spezialisiert hat. Die Idee dahinter: Wir lassen die Qualität zu Wort kommen und lassen das Barewater, also gefiltertes Trinkwasser, mit nicht gefiltertem reinem Trinkwasser und anderen Wässerchen mit hohen und weniger hohen Preisen vergleichen. Die Hamburger Morgenpost und Til Schweiger dürfen jetzt noch darüber streiten, wer welche Wasserexperten benennt. Vielleicht will ja auch die Initiative übernehmen. Ich habe schon mehrfach an solchen Events des I.E.S.K. aus Düsseldorf teilgenommen und auf Lebensraumwasser darüber berichtet (übrigens auch DER SPIEGEL). Tolle Sache! Unterhaltsam und objektiv. Anschliessend werden die Ergebnisse veröffentlicht und alle haben sich wieder lieb.

Ich werde jedenfalls Schweiger und der Hamburger Morgenpost diesen Vorschlag unterbreiten und später darüber berichten…..

Hier geht es zum I.E.S.K.-Wassertest

Beitragsfoto: 

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