Wasser in Metropolen – Kapstadts Kampf gegen sinkende Wasserpegel

Die Urbanisierung schreitet global unaufhaltsam voran, während die Wasserressourcen schrumpfen. Wie die wachsenden Metropolen damit umgehen, berichtet die neue Rubrik „Wasser in Metropolen“. Über Kapstadt berichtet der von mir sehr geschätzte, langjährige Weggefährte, Wasser- und Südafrika-Experte, Jochen Nos.

Die Wasserversorgung der südafrikanischen Metropole Kapstadt mit ihren ca. 4 Millionen Einwohnern basiert auf Fassungen von Oberflächenwasser in 14 Dämmen (maßgeblich sind sechs große Dämme) in den Bergregionen innerhalb und auch weit außerhalb der Stadtgrenzen. Das Fassungsvermögen der Dämme beläuft sich auf insgesamt ca. 900 Mio. Kubikmeter.

In Kapstadt und in der Western Cape Province hat der Regenfall in den Wintermonaten (von Juni bis August) maßgeblichen Einfluss auf die Auffüllung der Wasserspeicher. Den Höchstwasserstand erreichen die Dämme in der Regel zwischen Juli und September und den niedrigsten Stand in der Zeit zwischen März und Mai (siehe Abbildung 1).

Im Winter 2014 erreichten die Dämme im Western Cape ihre höchsten Füllgrad mit 93 % im Juli, danach fielen die Wasserstände ständig bis zu einem Tiefststand von ca. 40 % im Mai 2015. Aufgrund ausfallender Regenereignisse im Winter 2015 wurde im September dieses Jahres nur noch ein Höchststand von 72 % erreicht (20 % weniger als im Vorjahr). Im März 2016 lag der niedrigste Füllgrad nur noch bei ca. 28 %. Auch im Jahr 2016 gab es weniger Niederschläge als üblich mit der Konsequenz eines Höchststandes von nur noch 63 % Speichervolumen im September 2016 (30 % weniger als in 2014).

Vor diesem Hintergrund rechnen Experten mit einem Absinken des Füllgrades im März bis Mai 2017 auf bis unter 20 %. Im Februar 2017 wurde das niedrigste Füllvolumen seit 1980 erreicht (siehe Abbildung 2).

Aktuelle Situation in Kapstadt

Seitens der Stadt Kapstadt erfolgt wöchentlich eine Information hinsichtlich des Füllgrades der für die Versorgung der Stadt maßgeblichen Wasserspeicher (Siehe Abbildung 3).

Aktuell (06.03.2017) beträgt der Füllgrad der 6 großen Dämme nur noch 31,5 %. Zur gleichen Zeit betrug der Füllgrad in 2016 noch 37,6 %, in 2015 65,6 % und in den Vorjahren 70 % und mehr.

Bei einem weiteren Absinken des Füllgrades auf bis zu ca. 20% könnte die Wasserversorgung nur noch für einen Zeitraum von ca. 100 Tagen aufrechterhalten werden, da die letzten 10 % in den Dämmen aufgrund von Qualitätsbeeinträchtigungen nicht nutzbar sind.

Maßnahmen zum Wassersparen sind abhängig vom Wasservorrat

Die Stadt Kapstadt hat verschiedene Restriktionen (Level 1 bis Level 4) zum Wassersparen eingeführt. Diese Restriktionen sind verknüpft mit dem Wasserspiegel-Niveau der Dämme. Der Level 2 wurde am 01.01.2016 in Kraft gesetzt. Seit dem 01.11.2016 gilt der Level 3 und seit dem 01.02.2017 der Level 3B. Die Unterschiede zwischen den Leveln 3 und 3B sind der Abbildung 4 zu entnehmen.

Gemäß Level 3B ist die Bewässerung von Gärten mittels Eimern nur noch an zwei Tagen in der Woche erlaubt. Autos dürfen nun nur noch mit Nicht-Trinkwasser oder in Autowaschanlagen gewaschen werden. Darüber hinaus hat die Stadt 29 öffentliche Schwimmbäder von montags bis donnerstags geschlossen.

Die nächste Stufe (Level 4A) würde bereits eine zeitweise Unterbrechung der Wasserversorgung vorsehen.

Um das Problem der Wasserknappheit anzugehen und um Wasser einzusparen hat die Stadt Kapstadt einen doppelt progressiven Wassertarif installiert. Jeder Haushalt in Südafrika bekommt monatlich 6 Kubikmeter Wasser kostenlos zur Verfügung gestellt. Jeder weitere Liter muss extra bezahlt werden. Die Preise nehmen dabei exponentiell mit dem ansteigenden Verbrauch zu und steigen zudem in Abhängigkeit vom Niveau der Dammwasserspiegel bzw. des Restriktions-Levels (siehe Abbildung 5).

Ein Kubikmeter Trinkwasser kostet somit ab dem 6. Kubikmeter zwischen R 14.89 (= ca. 1,08 €) und R 200.15 (= 14,58 €).

Nach Angabe der Stadt Kapstadt verbrauchen die meisten Haushalte zwischen 6 und 20 Kubikmeter im Monat (zwischen 200 und 600 Liter am Tag). Die Haushalte mit 6 Kubikmeter Verbrauch erhalten das Wasser kostenlos, bei 10 Kubikmeter Verbrauch beträgt der durchschnittliche Preis pro Kubikmeter (bei Level 3) R 6,16 (= 0,48 €) und bei 20 Kubikmeter Verbrauch R 14.90 (= ca. 1,08 €).

Anmerkung: Umrechnung Rand in € mit Wechselkurs vom 06.03.2017 – 1 Rand = 0,0729 €.

Kapstadt (CC Commons)

Ausblick

Die Wasserversorgung in Kapstadt basiert wie dargelegt ausschließlich auf Fassungen von Niederschlägen. Die Winterniederschläge in den Jahren 2015 und 2016 la- gen deutlich unter den Durchschnittswerten und haben zu einem starken Abfall der Wasserspiegel in den Dämmen geführt. Bereits dato ist ein bedenklich niedriges Was- serspeicherniveau vorhanden. Bei Ausbleiben von Niederschlägen muss mit Versorgungsunterbrechungen gerechnet werden.

Die Maßnahmen der Stadt zum Wassersparen (Restriktionen und Wassertarif) haben zu keiner wesentlichen Entspannung der Situation geführt. Die Wasserverluste in Kapstadt liegen bei ca. 15 – 17 %, dies ist im Vergleich zum Landesdurchschnitt von 36 % ein niedriger Wert. Zur zukünftigen Sicherstellung der Wasserversorgung wird über Meerwasserentsalzung nachgedacht. Eine Realisierung ist von heute auf morgen nicht möglich. Insofern bleibt die Situation mehr als spannend. Ich werde die weitere Entwicklung verfolgen und darüber berichten.

Dipl.-Ing. Hans-Joachim Nos
Darmstadt