Coca-Cola arbeitet wasserneutral und gibt Weckruf für globalen Wasserschutz

Die Getränkeindustrie hat bei vielen Umweltschützern und Gegnern der privat-wirtschaftlichen Nutzung von Wasserressourcen einen schweren Stand. Wegen knapper werdender Ressourcen initiieren die Unternehmen Umweltprojekte und Effizienzsteigerungen beim Wassereinsatz. Coca-Cola hat dabei jetzt vermutlich mehr als einen Image-Erfolg erzielt. Nach eigenen Angaben ist der Getränke-Konzern das erste Index Fortune 500-Unternehmen, das wasserneutral arbeitet – ausgerechnet ein Unternehmen, dessen Hauptprodukt ein Getränk ist. Erreichen konnten Coca-Cola Company und ihre Partnerunternehmen dies durch die Förderung lokaler Wasserprojekte in 71 Ländern mit Know-how und Finanzmitteln im Rahmen des Wasserschutz-Programms „Water Replenishment“. Auch wenn es dafür keine deutsche Bezeichnung gibt, wie mir Pressesprecher Martin Gosen auf Anfrage erklärte, entscheidend ist, was dabei heraus kommt und das kann sich sehen lassen. Auf genau 1.188 Seiten hat der Konzern akribisch die weltweiten Wasserprojekte mit über 400 Partnern die Erfolge für die Umwelt aufgeführt.

Die Wasserbilanz von Coca-Cola
Die Wasserbilanz von Coca-Cola Q: Coca-Cola

Auch beim Wassereinsatz wurden Erfolge erzielt. Coca-Cola hatte sich das Ziel gesetzt, bis 2020 die Wassereffizienz in den Produktionsanlagen um 27 Prozent im Vergleich zum Programmstart zu erhöhen. 2004, zum Beginn des Programms, waren es noch 2,7 Liter Wasser, bis 2020 soll der globale Wasser-Fussabdruck auf 1,7 Liter reduziert werden, um 1,0 Liter Getränk herzustellen (siehe Abbildung). Nicht nur der reine Produktionsverbrauch wird dabei erfasst, sondern jeder Liter Wasser vom Händewaschen über die Toilettenspülung bis hin zum Kaffeewasser. Aktuell benötigt Coca-Cola durchschnittlich schon nur noch 1,98 Liter Wasser.

In Deutschland läuft es effizienter als im globalen Maßstab: Hier werden für einen Liter Getränk nur 1,88 Liter Wasser verbraucht. Bis 2020 sollen es laut Pressesprecher Martin Gosen sogar nur noch 1,6 Liter sein. Wobei er einräumt, dass dabei auch der zukünftige Anteil von Einweg-Verpackungen eine Rolle spielt, denn bei Einweg-Verpackung wird kein Wasser für die Flaschen-Reinigung benötigt. Deshalb ist es nicht weiter überraschend, dass der Standort Genshagen in Brandenburg mit 1,14  Litern einer der wassereffizientesten Betriebe innerhalb der Coca-Cola-Organisation ist.
bildschirmfoto-2016-10-06-um-19-47-11

Nach diesen Erfolgen wird erwartet, dass auch andere Getränkeunternehmen auf verstärktes Wassersparen setzen. Führende Getränkekonzerne wie Pepsi, Danone,  ABInBev und Coca-Cola haben sich in 2006 zum Beverage Industry

Q: Water Stewardship in the Beverage Industry
Q: Water Stewardship in the Beverage Industry

Environmental Roundtable (BIER) zusammen geschlossen, um gemeinsam die Ziele der ökologischen Nachhaltigkeit zu realisieren (siehe Abbildung). Sie wollen mit ihrem Water Stewadship Programm den Verbrauch des Wassers reduzieren. Übrigens gehört Nestlé nicht dazu. Es bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht zu Lasten anderer Ressourcen erfolgt, denn in Deutschland wird der Erfolg beim Wasser sparen möglicherweise mit „Verpackungsmaterial“ erkauft.

Bei Coca-Colas „Water Replenishment“ geht es nicht nur um Wassermengen, Erfolge wurden auch bei der Umwelterziehung, bei der Trinkwasserqualität und beim Schutz der Wasser-Ressourcen erzielt. Hierzu zählen unter anderem Projekte mit denen Schadstoffe wie Nitrate oder Krankheitserreger in einer Größenordnung von jährlich rund 88 Millionen aus Flüssen, Seen und Grundwässern zurückgehalten werden konnten.

Coca-Cola-CEO Mukhtar Kent und der Weckruf des knappen Wassers

Mukhtar Kent, Vorstandsvorsitzender der Coca-Cola Company, ruft jetzt auch andere Industrieunternehmen zum nachhaltigen Umgang mit Wasser auf. „Our world has a water problem. It is an issue my company has grappled with for years in many parts of the world“, erklärt Kent die Motivation. Dabei zeichnet er ein Szenario, das Unternehmen und Finanziers gleichermaßen wach rütteln soll. „Ich sage voraus, dass angesichts der drohenden Wasserknappheit und der dadurch ausgelösten Bevölkerungswanderungen das Wasserproblem steigen wird und Unternehmen, die nicht in der Lage sind nachhaltig mit der Ressource umzugehen, in 20 Jahren aus dem Geschäft raus sein werden. Er erkläre das nicht als Beobachter, sondern angesichts der Erfahrungen, die Coca-Cola um die Jahrtausendwende während der Dürre in Indien gemacht hat. Man habe zu wenig auf diese Aspekte geachtet und später nicht nur Anlagen schliessen müssen, sondern auch heftige Imageschäden erlitten. Das ist ein Weckruf gewesen. Als Lerneffekt wurde die Nachhaltigkeit in den Unternehmensgrundsätzen verankert und Wasser nicht nur zur Kernpriorität gemacht, sondern auch detaillierte Analysen des Wasserbedarfs und der Ressourcenrisiken durchgeführt. Vorlieferanten und Abfüllbetriebe werden in das Nachhaltigkeitsprogramm einbezogen. Der CEO des börsennotierten Global Players ruft die Industrie und andere interessierte Akteure auf, die Bewältigung der globalen Wasserprobleme gemeinsam anzugehen.

Mit dem Ziel einer neutralen Wasserbilanz soll für jeden Liter Wasser, der für die Produktionsprozesse oder als Getränke genutzt wird, mindestens ein Liter an die Umwelt oder die Kommune zurückgegeben wird. Das gelang, wie der Bericht zeigt, in dem sich Coca-Cola in Partnerschaft mit lokalen Initiativen und Umweltverbänden wie dem WWF in die Lösung von regionalen und lokalen Problemen in der Welt einbringt. In Indien beispielsweise wurden Landwirte beim Bau von Regenauffangbecken unterstützt. Mit diesen zu annähernd 100% von Coca-Cola unterstützen Hilfsprojekten können jährlich rund 3.300 Kubikmeter Wasser auf die Haben-Seite der Wasserbilanz verbucht werden. Projekte aus Deutschland sucht man im Bericht vergeblich. Es gibt aber ein Projekt in Deutschland, wie Gosen mir im Telefonat beschreibt. Gemeinsam mit der EUROPARE Deutschland e.V., dem Dachverband der Nationalen Naturlandschaften, hat die Coca-Cola Stiftung den Erhalt des Ökosystems im Biosphärenreservat Mittelelbe unterstützt. In drei Jahren wurde die Alte Elbe entschlammt, um sie als Altwasser zu erhalten. Damit konnten die Lebensräume für Tiere erhalten und die Grundwasserressourcen angereichert werden. Vielleicht folgen ja weitere Projekte in Deutschland.

Auch Coca-Cola ist nicht unumstritten, kann aber noch mehr Gutes auch in Deutschland tun 

Aber auch Coca-Cola hat noch offene Baustellen. Das Online-Bewertungsportal für Nachhaltigkeit von Marken Rankabrand zeigt sie auf: “Ob die Zutaten von bildschirmfoto-2016-10-06-um-23-20-26Coca-Cola, bspw. Zucker oder Kaffee, umweltzertifiziert und fair gehandelt sind berichtet Coca-Cola Company zudem nicht. Positiv bewertbar sind hingegen einige getroffene Maßnahmen für umweltfreundlichere Verpackungen sowie Wassereffizienz.“ Kritiker der Flaschenindustrie weisen darauf hin, dass in Ländern mit funktionierenden Trinkwassersystemen und Qualitätsüberwachungen auf Flaschenwasser eher verzichtet und anstellen dessen Leitungswasser getrunken werden könnte. Vor zwei Jahren verkündete der Konzern den Einstieg in das Geschäft mit leitungsgebundenen Wasserspendern. Vielleicht sponsert der wegen der Süßgetränke in der Kritik stehende Getränkekonzern dann Wasserspender für Schulen und Kindertagesstätten in Deutschland. Damit wird die Wasserbilanz noch besser, nämlich eins zu eins. Zudem gibt es noch mehr Freude aus dem Coca-Cola Happiness Institut, denn Schüler und Eltern werden die Aktionen sicher feiern.

Coca-Cola-Bericht „Quantifying Replenish Benefits in Community Water Partnership Projects“ hier
Coca-Cola Nachhaltigkeit hier
BIER-Roundtable hier
Rankabrand hier
Coca Cola steigt in das Wasserspender-Geschäft ein hier
Bioosphärenreservat Mittelelbe hier

2 Kommentare

  1. Sehr guter und informativer Artikel zum Thema Wasserschutz. Dabei sollte aber auch darauf geachtet werden, dass zum Transport der Geräte das richtige Verpackungsmaterial verwendet wird.

Was meinen Sie dazu?

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.