Rückblick auf Podiumsdiskussion zu Wasserkonflikten

Deutsche Verbraucher haben ein Luxusproblem: Bestes Trinkwasser zu günstigen Preisen ohne Knappheit und frei von Verteilungskonflikten. Anders die Lage in anderen Regionen der Welt: in afrikanischen und asiatischen Staaten drohen nicht nur in Zukunft Wasserkonflikte, vielerorten sind sie heute schon Realität, auch wenn sie nur vereinzelt kriegerisch ausgetragen werden. Dies war der inhaltliche Kern der Podiumsdiskussion zum Thema „Wasser – ein Konflikt in der Zukunft oder schon Realität?“ der Unicef Hochschulgruppe Köln in Kooperation mit dem Global South Studies Centre am 28.1.2014 im Hochschulcampus. Das Interesse war erfreulich groß: über 60 Interessierte waren der Einladung gefolgt und belebten die über drei Stunden dauernde Podiumsdiskussion der Wasserexperten mit Fragen und Diskussionsbeiträgen.

Auf dem Podium saßen Thekla Kelbert (Universität Köln), die ihr Projekt „Local Institutions in Globalized Societies“ vorstellte, und Romuald Bolliger vom Water Ethics Network, der Wassersommelier Walter Schönenberger und ich als Vertreter eines deutschen Wasserversorgers.  Die Diskussion wurde unterhaltsam moderiert von Phil Knobel aus dem Studiengang Culture and Environment Africa der Uni Köln.

In ihren Eingangsstatements beschrieben die beiden Projektexperten Kelbert und Bolliger ihre eigenen Erlebnisse in Wasserprojekten in Ägypten beziehungsweise in Namibia und lösten bei den Anwesenden Mitgefühl für die Menschen in den Wasserarmutsregionen aus. Nicht selten seien es Großprojekte wie Staudämme, die den Menschen und Regionen das Wasser abgraben. Kritisch wurde in diesem Zusammenhang die Rolle von Regierungen dargestellt, für die Wasserversorgung der Agrarwirtschaft und Industrie zuweilen einen höheren Stellenwert als die Versorgung der Menschen habe. So stehen den Menschen in Namibia nur 10 Liter pro Tag zur Verfügung, in Deutschland haben sich die Verbraucher auf 122 Liter täglich „heruntergespart“, obwohl das Dargebot in den meisten Regionen hierzulande um ein Vielfaches größer ist.

Schönenberger erklärte als Flaschenwasserexperte die Liebe der Deutschen zum abgefüllten Wasser und lenkte den Blick auf die exotischen Quellen, deren Wasser in teuren Flaschen abgefüllt in den Edelrestaurants oder Feinkostgeschäften landen. Bis zu 160 Euro und mehr sind sogenannte Wassergourmets bereit, für den abgefüllten Liter Wasser zu zahlen. Nicht selten tragen sie damit auch zu Versorgungsengpässen der Menschen in der Dritten Welt bei, weil diese in den Herkunftsländern des Flaschenwassers dann keinen Zugang zu „ihren“ Quellen haben; sie werden für Edelwässer wie beispielsweise Fiji-Water genutzt. Er zeigte sich dabei als ausgesprochener Kenner der Flaschenwasserszene in Deutschland. Daher hat sein Vergleich, bei dem er dem hiesigen Leitungswasser höchste Qualität bescheinigte, auch noch mehr Gewicht.

Als Vertreter eines regionalen Wasserversorgers konnte ich als vierter Teilnehmer auf dem Podium zunächst die als komfortabel wahrgenommene Trinkwasser-Versorgungssituation der deutschen Verbraucher bestätigen. Daher richtete sich das Interesse auch weniger auf das Wassersparen, sondern auf das Thema „virtuelles Wasser“ und „Wasserfussabdruck“. Dies hat viel mit Wasserknappheit zu tun, denn auch in den aus Wasserknappheitsländern importierten Produkten steckt Wasser, das im Zuge des landwirtschaftlichen Anbaus oder für die Produktion verbraucht wurde. Wassermengen, die häufig in Folge der Bewässerung oder durch Verunreinigung dem lokalen Wasserdargebot für die Menschen entzogen worden sind. Daher lautet die Botschaft, das hiesige Konsumverhalten auch auf den Gehalt an virtuellem Wasser in den Produkten auszurichten. Denn darin bestand Einigkeit bei den Podiumsteilnehmern, das Wassersparen hierzulande hilft den Menschen in den Wasserarmutsregionen gar nicht. Wer etwas tun wolle, sollte sein Konsumverhalten überdenken und sich über den Wassergehalt von Produkten sowie den Herkunftsbedingungen von Importprodukten informieren. Da das mangels Kennzeichnung nicht leicht fällt, kann man auf offensichtliche Dinge achten oder sich aktiv informieren beispielsweise auf der Internetplattform waterfootprint.org oder im Aquarius Wassermuseum in Mülheim an der Ruhr. Dort ist dem Thema eine interaktive Ausstellung gewidmet, die jährlich zusammen mit der Nachbarausstellung im Haus Ruhrnatur über 60.000 Besucher anzieht.

Abschliessend herrschte Übereinstimmung bei den Beteiligten: das Bewusstsein für das Thema Trinkwasser muss gestärkt werden. Dem Menschenrecht auf Wasser muss weltweit mehr Geltung verschafft werden. Es darf nicht nur an die Politik appelliert werden. Wir können Initiativen wie Unicef und andere unterstützen. Als Konsumenten haben wir die Wahl: im Supermarkt jene Produkte zu kaufen, die aus Regionen mit Wasserknappheit stammen und damit die Situation weiter zu verschärfen, oder von dort wo den Menschen ausreichend Wasser zu Verfügung steht oder solche Produkte zu wählen, bei denen Wasser effizient eingesetzt worden ist. Das Wasserwissen muss gestärkt werden. Als Teilnehmer kann ich sagen: Dieses Veranstaltungsformat der Studenten Uni Köln hat Vorbildcharakter. Dies gilt sowohl für die Organisation wie auch für den Inhalt. In der „Wasserstadt“ Mülheim an der Ruhr wird es demnächst einen ersten Nachahmer geben.

www.aquarius-wassermuseum.de

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