Wasser statt Waffen! Aufrüstung der Sanitäranlagen statt der Militärs.

Können wir uns ein Leben ohne fliessendes Trinkwasser im Haus und Toilette in Bad vorstellen? Was für eine Frage! Natürlich nicht. Wir sind Wasserversorgung und Sanitärausstattung als Selbstverständlichkeit gewohnt. Wer denkt dann schon darüber nach, dass 2,4 Milliarden Menschen gar nicht wissen was eine Toilette ist und ins Freie gehen müssen, um eine Latrine nutzen zu können. Fast 30 Milliarden US-Dollar werden weltweit jährlich benötigt, um bis 2030 die Schaffung lebenswürdiger Bedingungen finanzieren zu können. Wie die Weltbank-Studie The Costs of Meeting the 2030 Sustainable Development Goal Targets on Drinking Water, Sanitation, and Hygiene zeigt, reichen die gegenwärtigen Mittel aus, um die Ziele zu erreichen [2].

Aber das ist nicht genug. Mit den „Sustainable Development Goals on Water and Sanitation“ hat die Weltgemeinschaft im Januar 2015 im spanischen Saragossa verabredet, nicht nur die Anzahl jener Menschen innerhalb der nächsten 15 Jahre auf Null zu reduzieren, die noch

Handhygiene (Foto UN SDG)
Handhygiene (Foto UN SDG)

nicht über angemessene Versorgungseinrichtungen verfügen, sondern auch die bestehenden Systeme bei Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene, kurz WASH, und insbesondere für Frauen und Mädchen nachhaltig zu verbessern sowie die Wassereffizienz zu steigern. Auch wird allen der Bau von Einrichtungen nicht ausreichen. Die Situation müßte nachhaltig verbessert werden. Ohne regelmäßige Wartung und Instandhaltung würden die Anlagen schnell unbrauchbar werden. Bis zu 120 Milliarden US-Dollar würde das jährlich kosten. Damit müssten deutlich mehr finan

zielle Mittel zu Verfügung stehen. Schon jetzt ist erkennbar, dass diese Mittel nicht erreichbar sein werden. Steuereinnahmen der betroffenen Staaten oder Privatisierungen, der bevorzugte „Lösungsvorschlag“ der Weltbank, dürften kaum helfen. Beides wird sicher die Korruption fördern, nicht aber die Situation verändern. Dabei wären die Mittel vorhanden. Auch in vielen Entwicklungsländern.

Für die Rüstung ist das Geld vorhanden

Dafür sind in vielen Regionen die Mittel vorhanden
Dafür sind in vielen Regionen die Mittel vorhanden

Auch wenn der Finanzbedarf zunächst hoch erscheint, im Vergleich zu den weltweit für Waffen aufgewandten Beträgen mutet er wie „Peanuts“ an. Auf 1.776 Milliarden US-Dollar hat das schwedische Militärforschungsinstitut SIPRI die weltweiten Rüstungsausgaben im Jahr 2014 geschätzt. Das ist nahezu das 15-fache des Finanzbedarfs für den Ausbau und die Instandhaltung der Trinkwasserversorgung und Sanitärausstattung in den benachteiligten 140 Staaten der Erde. Allein in Afrika betrugen 2014 die Rüstungsausgaben 50 Milliarden US-Dollar. Seit 2005 betrug der Anstieg 91 Prozent. Kaum vorstellbar, wie gut die Lebensbedingungen der Menschen dort heute wären, wäre das Geld in Trinkwasser- und Sanitäreinrichtungen geflossen. Denn trotz der bisherigen Erfolge können 85 Prozent der Menschen in diesen Ländern von trinkbarem Leitungswasser oder häuslichen Toiletten mit abschließbaren Türen nur träumen. Wären es Waffen und nicht Toiletten, würden die Geldmittel vermutlich fliessen.

Einige Fakten:

  • 2.6 Milliarden Menschen haben seit 1990 Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung erhalten, dennoch müssen immer noch weltweit 663 Millionen darauf verzichten.
  • Mindestens 1,8 Milliarden Menschen nutzen eine Trinkwasserquelle die mit Fäkalien verunreinigt ist. Nicht zuletzt deshalb sterben jeden Tag 1.000 Kinder an Durchfallerkrankungen.
  • Zwischen 1990 und 2015 stieg weltweit der Bevölkerungsanteil mit einer sicheren Trinkwasserversorgung von 75 auf 91 Prozent.
  • Wasserknappheit betrifft mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung. Angesichts des Klimawandels wird dieser Anteil steigen und vermehrt Menschen in jenen Regionen betreffen, die heute schon unter Wasserknappheit leiden.
  • Über 1,7 Milliarden Menschen leben in Gebieten, wo die Wasserentnahme durch Industrie, Energiewirtschaft, Landwirtschaft und Haushalte die Wasserneubildung insbesondere in sogenannten Aquiferen deutlich übersteigt. Eine Wasserknappheit ist unvermeidbar.
  • 2,4 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu elementaren sanitären Einrichtungen wie Toiletten oder Latrinen.
  • Über 80 Prozent des Abwassers aus Industrie und Haushalten gelangen ungereinigt in Flüsse und Seen.
  • Die tägliche Versorgung der Familie mit Wasser ist in Entwicklungsländern traditionell Frauensache: 72 Prozent der Wasserträger sind weiblich.[2]
  • Oft fehlt den betroffenen Frauen und Mädchen die Zeit, um eine Schule zu besuchen oder einem Beruf nachzugehen, denn in den ländlichen Regionen brechen die Frauen bereits vor Sonnenaufgang auf, um oft weite Wege zur nächsten Wasserstelle zu gehen – durchschnittlich sechs Kilometer.
  • Das Wasser, das sie dort erhalten ist häufig schlammig, mit Infektionserregern verschmutzt und wird in Krügen und Kanistern, die bis zu 25 Kilo wiegen, nach Hause getragen.
  • Um ein menschenwürdiges Leben führen zu können, braucht jeder Mensch die Möglichkeit, innerhalb von einem Kilometer in 30 Minuten mindestens 50 Liter Wasser beschaffen zu können. In Äthiopien gilt das nur für 4 von 10 Menschen. [3]

Dazu passt dann folgende Nachricht vom 20. Februar 2016:image

Wer den Menschen bei der Wasserversorgung vor Ort direkt helfen und sich nicht auf internationale Hilfe verlassen will, der findet hier einige Hilfsorganisationen, die Wasserprojekte unterstützen:
– Gemeinsam für Afrika
OXFAM
UNICEF
Wasser für Afrika
Welthungerhilfe
Viva con Agua
Ingenieure ohne Grenzen
Ärzte ohne Grenzen
und viele andere.

 

1 Trackback / Pingback

  1. Joerg Barandat – WATERINTAKE 1/2016 | Massenbach-Letter

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