Der Jahresrückblick 2015

Der letzte Tag des Jahres wird in vielen Medien für einen Rückblick auf die vergangenen 365 Tage genutzt. LebensraumWasser möchte sich dem nicht verschliessen, immerhin war 2015 in Bezug auf unser Wasser ein sehr bewegtes Jahr.

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Lebensraumwasser auf Twitter

Vorweg eine kleine Bilanz des Blogs. Seit August 2013 gibt es LebensraumWasser als Informations- und Unterhaltungsplattform zum Thema Wasser. Über 61.000 Mal wurde einer der 228 Beiträge seitdem aufgerufen. Allein in diesem Jahr waren es 39.153 Aufrufe, in der Spitze bis zu 300 Aufrufe an einem Tag. Fast Tausend „Follower“ und Empfänger des Newsletters hat der Blog mittlerweile über die Schwesterplattformen auf Twitter, LinkedIn, XING und Facebook gewinnen können. Viele Anregungen, Hinweise und Verbesserungsvorschläge wurden dankbar aufgenommen. Auch Hinweise auf Tippfehler führen zur Freude pro bono tätigen und auf Werbung verzichtenden „des Einmann-Betriebes“ LebensraumWasser.

Zum Rückblick: Beschränken möchte ich mich auf einige ausgewählte Highlights dieses Blogs. Dabei möge der Leser mir eine gewisse „Parteilichkeit“ für bestimmte Themen nachsehen. Diese Beiträge habe ich den Kategorien „Wasserkrisen“ und „Wasserökonomie“ zugeordnet, auch wenn Beiträge zum „Wassersparen“, zu „Trinkwasser in der Gastronomie“ oder Umweltthemen wie Nitrate, Glyphosate und – gerade in der vergangenen Woche – das Thema „Mikrokunststoffe“ in 2015 häufiger aufgerufen wurden.

Wasserkrisen – Kaliforniens historische Dürre

Im Südwesten der USA hat sich die seit Jahren anhaltende katastrophale Dürre auch in 2015 mit unverminderter Härte fortgesetzt. Im Unterschied zu früher hat die Politik aber mit massiven Sparprogrammen eingegriffen. Das Thema Wassersparen, für Amerikaner angesichts des bekanntermaßen hohen Wasserverbrauchs u.a. aufgrund der Gartenbewässerung und der damit verbundenen Wohlstandssignale früher undenkbar, ist jetzt in vielen Teilen der Gesellschaft angekommen. Der Beitrag „Wie die Kalifornier lernen müssen, mit dem Wassermangel umzugehen“ zeigt einige Beispiele auf, wie und wo das Wassersparen zunimmt. Aber auch angedrohte Strafen der Regulierungsbehörden haben dazu beigetragen, dass die Sparziele- sogar schon vor der gesetzten Zeit – erreicht worden waren. Massive Einschränkungen ergaben sich auch in der Wasser-verwöhnten Landwirtschaft. Kalifornien versteht sich u. a. als die globale Hochburg des Mandelanbaus (siehe „Mandeln oder Lachs? – Verteilungskämpfe um Wasser in Kalifornien“). Die Dürre und ihre Folgen werden nicht nur bei diesen Agrarerzeugnisse massive Preisanstiege zur Folge haben. Aber die Amerikaner haben reagiert. Silikon Valley hat das Wasser als Impulsgeber für neue Technologien erkannt. Waren es bisher die Israelis, die ihren Wüstenstaat mit effizienten Bewässerungsmethoden und Meerwasserentsalzungsanlagen für die Selbstversorgung „umkrempeln“ koberen, haben sich jetzt die US-Amerikaner des Themas angenommen. Die Beiträge „Wasserkrise schafft Innovationen und lockt Investoren“ und „Smarter Wasserzähler soll beim Wasser sparen helfen“ beschreiben den Ideenreichtum und wie es auch Impulse für andere Wasserknappheitsregionen geben kann.

Wasserkrisen – IS nutzt Wasser als Waffe 

„In Zukunft werden Kriege wegen des Wassers geführt“, lauten Kassandra-Rufe der Boulevard-Medien. Viele Wissenschaftler und Politiker belegen allerdings mit ihren Analysen, dass es mehr Kooperationen als Konflikte zwischen Nachbarstaaten um die Nutzung von Wasserressourcen gibt. Eine Krise, die sich davon unterscheidet, betrifft die Terrorfolgen so genannten Islamischen Staats (IS). Die menschenverachtende Brutalität des IS in Syrien und im Irak macht uns sehr betroffen. Die vielen Flüchtlinge und ihre Schicksale bringen uns die Geschehnisse und ihre Folge quasi vor die Haustür. Der IS beschränkt sich bei der Wahl der Waffen aber nicht nur auf Granaten und Kalaschnikows, die Versorgung der Menschen mit der lebensnotwendigen Ressource Wasser hat für den IS eine militärstrategische Dimension. Der Beitrag „Wasser als Waffe: Der IS und seine zerstörerische Macht“ vom 9.12.2015. Auch Wasser wird als Waffe eingesetzt. Mit Talsperren, Staudämmen und Flüssen kontrolliert IS mittlerweile die lebensnotwendige Wasser-Infrastruktur zwischen Euphrat und Tigris. Damit verfügt über strategisch wichtige Wasserressourcen. Mittlerweile habe ich Kontakte zu einigen Akteuren und Netzwerken in der Region aufgebaut und werde im kommenden Jahr vertieft darüber berichten. Vielleicht hat der Spuk aber ja auch bald ein Ende und wir können den Wiederaufbau der beiden Staaten verfolgen und unterstützen. Die Hoffnung stirbt zuletzt….

Wasserökonomie – Irland führt Wasserpreise ein

Wer hatte gedacht, dass die Einführung von Wasserpreisen Menschenmassen auf die Strasse bringen und landesweite Proteste auslösen könnte. Anscheinend zählt die irische Regierung und die von ihr mit der Einführung von Wasserpreisen beauftragte Wasserbehörde nicht zu denen die es vorausgesehen haben, sonst wäre die erstmalige Einführung von Wasserpreisen und der Einbau von Zählern nicht so verlaufen. Immerhin sind die Iren damit einer Forderung der EU Bildschirmfoto 2015-12-31 um 19.46.09nachgekommen, damit jene die Wasser verbrauchen und die Leitungen nutzen, einen Preis dafür bezahlen. Für uns hierzulande etwas völlig Normales. Und trotzdem verwundert schon, wie sich einige Verbrauchergruppen mit den Iren solidarisierten und die Einführung von Preisen für das Wasser bekämpften. Allenfalls Kritik wäre für die Art und Weise der Kommunikation angebracht gewesen. Hier haben Regierung und Behörde schlicht das Informationsbedürfnis der Menschen unterschätzt. Eine Erfahrung die auch deutsche Wasserversorger zuweilen machen, wie der Beitrag „Proteste in Irland und Sachsen gegen Wasserpreissysteme“ zeigt.

Wasserökonomie – Kostendeckung und Wasserpreissysteme 

Während und den vergangenen 10 Jahren, ausgelöst durch kartellrechtliche Maßnahmen in Hessen und deren mediale Wahrnehmung, vielerorts überhöhte Wasserpreise geargwöhnt wurden, macht sich mittlerweile bei vielen Verantwortlichen die Erkenntnis breit, dass Wasserpreise auch nicht kostendeckend sein können. Den Beweis haben zweidutzend Stadtwerke im Saarland erbracht, die mit ihrer Studie eine Diskussion angestossen haben, die mehr als überfällig war. Aus meiner eigenen Beratungspraxis weiss ich, dass sich immer mehr Versorger davor scheuen, ihre Preise anzupassen und wegen der befürchteten Proteste eher eine Kostenunterdeckung in Kauf nehmen und abwarten wollen, bis der richtige Zeitpunkt da ist. Dieser kommt nur meist nicht. Auch in NRW haben die Versorger erheblichen Nachholbedarf bei den Wasserentgelten. Während nämlich von Jahr zu Jahr eine Preissteigerung für viele Produkte zu beobachten ist, haben die Versorger in den vergangenen Jahren auf Preisanpassungen verzichtet. Warum das so nicht sein sollte und welche Probleme daraus resultieren, erklärt der Beitrag „Unverzichtbare Wasserpreiserhöhungen“. Insbesondere angesichts rückläufiger Absatzmengen und in Folge demografischen Veränderungen kranken die Wasserversorger jetzt an ihren Preissystemen. „Der Mengenpreis ist der Keim des Übels“, könnte man mit Theatralik sagen oder besser: Die Systemvorhalteleistung muss sich auch im Preis widerspiegeln, dann bleiben die Umsätze robuster. Diesen Weg haben mittlerweile eine ganze Reihe Versorger quer durch die Republik beschritten und ihr Preissystem umgestellt. Was 2012 u.a. bei der RWW mit der Einführung des Systempreises begann, setzte sich auch 2015 fort. Während die technologisch-ökonomische Logik der Umstellung von Umstellungswilligen zumeist nachvollzogen worden konnte und kaum Kopfzerbrechen bereitete, auch weil sie auf Unterstützung zurückgreifen konnten, blieb zumeist eine rechtliche Unsicherheit. Diese dürfte der Bundesgerichtshof dieses Jahr in zwei wegweisenden Urteilen zu den Wohneinheiten als Bemessungsgrundlage (zum Beitrag) und zur Berücksichtigung des Kundenverhaltens in den Wasserpreisen (zum Beitrag) beendet haben. Apropos „beendet haben“. Das letzte Preismissbrauchsverfahren zu Wasserpreisen wurde mit einem Vergleich zwischen dem Bundeskartellamt und den Stadtwerke Wuppertal im Herbst beendet (zum Beitrag). Wohin die Reise gehen könnte, wenn Wasserversorger unter Generalverdacht des Preismissbrauchs stehen, zeigt gerade jenes Beispiel aus Wuppertal sehr anschaulich: die Wuppertaler WBildschirmfoto 2015-12-31 um 19.44.35asserversorgung wurde rekommunalisiert. Wer jetzt niedrigere Wasserpreise erwartet, der irrt. Sie sind höher. Ob Preismissbrauch vorliegt, kann jedenfalls jetzt nicht mehr die Kartellbehörde kontrollieren. Dann doch lieber faire Entgelte, mehr Transparenz und nachhaltige Preissysteme. Dass dies machbar ist, zeigt der Beitrag „Transparenz und Kommunikation zahlen sich für Wasserversorger aus“. Das Thema Wasserpreise, Kostendeckung und Transparenz werden uns auch in den kommenden Jahren weiter beschäftigen. Wasserversorger, die dies als lästige Pflichtübung verstehen und ihre Preise nach Gutsherrenart festlegen, sollten auch von der Branche nicht verschont bleiben. Die Verbände haben sich jedenfalls dazu verpflichtet. Das ist auch alternativlos. Immerhin kämpfen die Versorger immer noch mit den Spätfolgen der Ereignisse in Hessen und würden sich wünschen, die Aufmerksamkeit auf die Zuverlässigkeit, Effizienz und Qualität lenken zu können. Ach so, bevor sich es vergesse: Auf ein Ereignis des Jahres 2016 möchte ich zum Abschluss doch noch hinweisen. Hierbei möge man mir die Eigenwerbung nachsehen. Am 24. Februar findet in Mülheim/R. eine mit hochkarätigen Experten besetzte wasserökonomische Konferenz statt. Hier geht es zum Beitrag und der Anmeldung. Ich freue mich auf ein Treffen bei der „Mülheimer Tagung“.

2016 könnte wieder eine spannendes Wasserjahr werden. Wollen wir nur hoffen, dass es auch konfliktfrei sein wird.

2 Kommentare

  1. Hallo Herr Gendries, habe von Frau Samsel über ihren Blog erfahren. Einfach toll ihre Berichte.Nur leider denkt der größte Teil der MenschheitTrinkwasser in guter.Qualität steht immer ausreichend zur Verfügung.
    Vielleicht tragen ihre Beiträge dazu bei, sorgsam mit unserem guten Trinkwasser umzugehen

    Peter Tumuscheit

  2. Lieber Siegfried
    Danke für die vielen interessanten Beiträge. Ich freue mich schon auf die nächsten im 2016. Ich wünsche dir alles Gute, Glück, Erfolg, viele frohen Stunden, Gesundheit und natürlich: SAUBERES WASSER!
    Herzliche Berggrüsse
    Heidi

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