Fracking-Studie macht Erschließung von Schiefergas-Ressourcen in der Trinkwasseregion Ruhr unwahrscheinlicher

Energie mit Angst
„Fracking“ – kaum eine Energiegewinnungsverfahren erzeugt zur Zeit mehr Ängste. Eine neue Studie zur Gefährdung des Trinkwassers liefert neue Fakten gegen die Gewinnung von Erdgas in tiefen Gesteinsschichten. Besonders die Folgen für das Trinkwasser erzeugen wegen des Einsatzes teils giftiger Chemikalien Ängste und Widerstand in der Politik und in der Bevölkerung. Berechtigt, wie es scheint. Es mehren sich mittlerweile nämlich die Studien, deren Ergebnisse vor dem Fracking warnen, allem voran in Wasserschutzgebieten. Eine neue Regionalstudie rundet diesen kritischen Tenor ab. Die von der AWWR, Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr, in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie „Wasserwirtschaftliche Risiken bei Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten im Einzugsgebiet der Ruhr“ hat sich, wie der Titel zeigt, eingehend mit den wasserwirtschaftlichen Risiken des „Frackings“ in der Ruhrregion befasst. Immerhin gewinnen die Wasserwerke im Ruhreinzugsgebiet täglich Trink- und Brauchwasser für fast fünf Millionen Menschen und viele Tausend Unternehmen. Die Ergebnisse werden den Gegnern Hoffnung machen, dass ihnen das Fracking vor der Haustür im Ruhreinzugsgebiet erspart und das Wasser sicher bleibt.

Ergebnis der Studie für das Ruhreinzugsgebiet
Das IWW – Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser – hat alle Formen der Wassernutzung im Einzugsgebiet der Ruhr untersucht. Als Ergebnis wird von den Experten empfohlen, Ausschlussgebiete festzulegen, in denen grundsätzlich keine Tiefbohrungen mit anschließendem Einsatz der Fracking-Technologie stattfinden dürfen sollen. Dafür gebe es, so die Fachleute, zwei grundsätzliche Kriterien: Ausschlussgebiete, in denen durch ungünstige geologisch-hydrogeologische Standortbedingungen Frack-Aktivitäten mit Umweltrisiken verbunden sein können. Hier bestehe die Gefahr, sind sich die Experten sicher, dass nutzbare Wasservorkommen nachteilig verändert werden könnten. Zudem gebe es Ausschlussgebiete, in denen – quasi als „Vorsorge“ – ein besonderes wasserwirtschaftliches Schutzbedürfnis bestehe. Nachvollziehbar, denn bei einer flächenhaften Erschließung der Schiefergasvorkommen würden unter dem dargestellten Erschließungsszenario bei den beiden exemplarisch betrachteten Frackingflüssigkeiten rund 1.440 Tonnen eines hochgiftigen Biozidgemisches oder 15.000 Tonnen eines nicht minder gefährlichen Biozides im Ruhreinzugsgebiet zum Einsatz kommen.

Minimale Eignungsflächen
Ergebnis: Von den rund 680 Quadratkilometern so genannter „Potenzialflächen“ für Fracking bleiben nach dem „Herausfiltern“ von Ausschluss-Flächen nur 54 Quadratkilometer übrig, das sind mal gerade drei Prozent der Aufsuchungsflächen innerhalb der genehmigten Erlaubnisfelder im Ruhreinzugsgebiet. Zudem, so die Experten, müssten diese Gebiete nochmals auf so genannte „konkurrierende Nutzungen“ untersucht werden – zum Beispiel Siedlungs- oder Gewerbeflächen sowie Naturschutz- oder Überschwemmungsgebiete. Dies aber sei aber erst nach einer genaueren Abgrenzung sinnvoll.

Wirtschaftlichkeit und Genehmigungsfähigkeit des Frackings sind zweifelhaft
Eine Schlussfolgerung der Expertise: Wenn man die öffentlichen Interessen – insbesondere den Schutz der Trinkwasserversorgung – und die nach derzeitigem Kenntnisstand nur unzureichende Aussicht auf eine wirtschaftliche Gewinnbarkeit auf den verbleibenden, relativ kleinen Potenzialflächen berücksichtige, stelle sich auf Basis aktueller Rechtsgutachten die Frage, ob eine flächenhafte Erschließung der Schiefergasvorkommen im Einzugsgebiet der Ruhr überhaupt genehmigungsfähig sein könne.

Fazit
Begrüßenswert ist sicher die sachliche und objektive Herangehensweise der Wasserversorger an der Ruhr. Immerhin sind sie es, die den Menschen in der Region eine sichere und qualitativ hochwertige Trinkwasserversorgung schulden.

Interessierte finden die Studie bei der AWWR unter http://www.awwr.de/89.html im Internet.

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