Alt-Medikamente in die Tonne, nicht in die Toilette

Und wieder eine neue Aufklärungskampagne über den falschen Umgang mit Medikamenten und ihre Entsorgung. Auch wenn es nerven mag, die Kampagne ist unverzichtbar. Einer Untersuchung des ISOE und des BDEW zufolge, entsorgt jeder Zweite seine Medikamente über die Toilette oder den Ausguss. Sicher ist es keine böse Absicht, sondern der Glaube, dass es keinen besseren Weg gibt. Ein Irrtum – und mit diesem will der BDEW mit seiner Kampagne zur richtigen Entsorgung von Arzneimitteln jetzt aufräumen. Aufklärung ist gefragt!

Wie schon LebensraumWasser mit einem Vorschlag zu einer Aufklärungskampagne (klick hier!), wollen auch Verbände wie der BDEW und die DWA die Verbraucher informieren und erklärten, welche Gefahren mit einer unbedachten Medikamentenentsorgung drohen und welche Entsorgungswege die Richtigen sind. Statt Toilette und Ausguss, gehören sie in die Abfalltonne und zurück zum Apotheker.

Es geht um den Schutz von Natur und Umwelt. Für den Schutz der Wasserkunden sorgen Kläranlagen und Wasserwerke. Aber das geht natürlich nicht kostenlos. Denn das mit Medikamentenrückständen belastete Abwasser wird zwar von Kläranlagen und von den Wasserwerken gereinigt, das geht aber nicht ohne immer mehr Technik. In NRW beispielsweise wird laut über eine Erweiterung der Reinigungsleistung von Kläranlagen mit der so genannten vierten Reinigungsstufe nachgedacht. Deren Kosten schlagen sich in Abwasser- und Trinkwasserentgelten nieder. Der Vorstandsvorsitzende des Ruhrverbandes  Harro Bode hat die Kosten auf 15 Euro jährlich pro Person geschätzt (klick hier). Also leiden die Verbraucher am Ende mit der Haushaltskasse. Die Natur und insbesondere die Fische können sich nicht „freikaufen“. Wie das Video des Umweltinstituts Ecologic auf YouTube zeigt, haben Arzneimittel in den Gewässern für unsere schwimmenden Freunde fatale Folgen – auch wenn es uns Menschen beruhigt (siehe unten). Um die Umwelt zu schützen und um Abwassergebühren und Trinkwasserpreise erträglich zu halten, sollten die Medikamente nicht in die Toilette oder in den Ausguss geworfen, sondern in der Restabfalltonne entsorgt werden (siehe Abbildung).

Und wie steht es um Ärzte und Pflegekräfte

Wir kennen den Spruch: „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Auch bei der Entsorgung von Medikamenten? Ja, soweit es Apotheker betrifft. Besser nicht, wenn es um die Ärzte geht. Denn Ärzte sind eher schlecht über die Folgen der Medikamente in der Umwelt informiert und wenig sensibilisiert. Dies zeigt eine Studie des SAUBER+ Forschungsverbunds; ein vom BMBF gefördertes Expertennetzwerk, das die Umweltauswirkungen von Arzneimitteln und Krankheitserregern verringern will. 200 medizinische Fachleute, Ärzte und Pflegepersonal wurden nach ihrer Einstellung zu Medikamenten und deren Umweltauswirkungen befragt. Wie ist der Informationsstand zu Medikamenten und ihre Auswirkungen auf die Umwelt und wie sind die Experten sensibilisiert? Mehr als jeder vierte Befragte schätzt seine persönliche Kenntnis der Umweltauswirkungen der Arzneimittel, mit denen er oder sie täglich umgeht, als gering ein. Insbesondere Ärzte lassen Informationsdefizite erkennen. Besser sind die Pflegekräfte. Vier von zehn wissen Bescheid. Es sind auch die Ärzte, die die Gefahren von Medikamenten in der Umwelt für sich und ihre Familie zu gut einem Drittel als gering einschätzen. Dagegen mit zwei Dritteln doppelt so groß die Sensibilität der Pflegekräfte. Die Ergebnisse der Studie, veröffentlicht in dem Fachmagazin Korrespondenz Abwasser (1/2015), müssen zu denken geben. Wenn Ärzte und Pflegekräfte die Patienten über den Umgang mit Medikamenten aufklären und die Wirkstoffe gezielter einsetzen sollen, dann sollten sie besser informiert und sensibilisiert sein. Der Erfolg des Gewässerschutzes wird sicher von den Konsumenten abhängen. Aber auch davon, wieweit den Fachleuten die Risiken bewusst sind. Sie solle ja eigentlich die Patienten aufklären. Wie aber soll dies gelingen, wenn die Mediziner selber nicht sensibilisiert oder vielleicht sogar noch sorgloser sind, immerhin geniessen sie eine Vorbildfunktion. 

Die Aufklärungsarbeit des BDEW, der DWA und der Forschungsinstitute soll nun das Wissen und Risikobewusstsein von Patienten, aber auch der MitarbeiterInnen des ärztlichen und pflegenden Personals zu stärken. Damit soll eine Reduzierung der Arzneimittel im Wasserkreislauf erreicht werden. Wir alle können mit einer richtigen Entsorgung nicht mehr benötigter Medikamente zur Schonung der Umwelt und unserer Haushaltskassen beitragen.

Das muss man über Wasser und Medikamente wissen:

Quelle: ECOLOGIC

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