Keime und Wasserzähler – was Verbraucher wissen sollten

In den vergangenen Tagen hat das Auftreten von Keimen in den Wasserzählern einer Kita in Schönefeld bei Hamburg auch andere Wasserversorger zum vorsorglichen Handeln veranlasst. In der Kita hatten Experten seit Monaten gegen festgestellte Keime gekämpft, ohne die Ursache finden zu können. Anfang September stellte sich heraus, dass sie aus eingebauten Wasserzählern stammten und in die Wasserleitungen gewandert waren (siehe Hamburger Abendblatt). Auch wenn die aufgetretenen Bakterien mit der Bezeichnung „Pseudomonas aeruginosa“ in vielen Bereichen des täglichen Lebens anzutreffen sind, so haben sie doch in Wasserleitungen nichts zu suchen. Daher tauschen die meisten Unternehmen ihre Zähler dort aus, wo es Anzeichen für mögliches Auftreten der Keime gibt. Dies geschieht zumeist in enger Abstimmung mit den Gesundheitsämtern. In sensiblen Bereichen wie Kindergärten, Altenheimen oder ähnliches gehen die Maßnahmen häufig noch darüber hinaus. Dort findet dann ein Austausch gegen speziell gereinigte Wasserzähler statt. Um das wichtige Vertrauen der Verbraucher zu erhalten, werden Zähler vor dem Einbau zudem intensiv gespült und verstärkten Qualitätskontrollen unterzogen. Kunden und Verbraucher, die es genau wissen wollen, sollten sich an ihren Wasserversorger wenden. Dort ist man auf die Fragen vorbereitet und sollte präzise Auskunft geben können.

„Das Thema wird in unserem Haus sehr ernst genommen“, berichtete gestern Heidrun Becker von der Gelsenwasser-Pressestelle auf Anfrage der Hertener-Zeitung. „Wir haben reagiert – alle Zähler, die eingebaut werden, werden auch geprüft. Nur kontrollierte Wasserzähler kommen zum Einsatz. Wir haben keine Beeinträchtigungen in unserem Netz feststellen können.“ Auch die Rheinisch-Westfälischen Wasserwerke (RWW) mit Sitz in Mülheim gehen auf Nummer sicher. Auch sie lassen solche Sonderanalysen durchführen und haben die Sicherheitsmaßnahmen beim Einbau eines Wasserzählers nochmals ausgedehnt. „Der Einbau erfolgt nach den anerkannten Regeln der Technik. Es werden vorher Spülungen durchgeführt – wir liegen da bei 120 Litern“, erläutert Pressesprecher Ramon Steggink. „Und wir desinfizieren zusätzlich Anschlussstellen und Dichtungen.“ Kunden in Köln können über ein Online-Formular abfragen, ob ihr Wasserzähler betroffen ist. Dazu müssen sie ihre Zählernummer in ein Abfragefenster eingeben (klick hier).

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Auch die Wasserzähler-Hersteller haben unverzüglich gehandelt. Die führenden Anbieter in Deutschland erhöhen ihre Qualitätssicherung und Ausgangskontrollen. Interessant ist, was ein Vertreter der Firma Elster aus dem südhessischen Lorsch gegenüber den Ruhr-Nachrichten erklärt hat. Mario Klemp, Produkt-Manager, bei Elster: „Diesen Keim finden Sie an jeder dritten Wasserflasche im Supermarkt. Er heißt nicht umsonst Umweltkeim.“ Bisher sei das nie ein Problem gewesen, auch gesetzliche Vorgaben geben es nicht. Deshalb seien auch nicht nur Elster-Zähler, sondern Produkte der gesamten Branche betroffen. „Die Fertigung der Zählerindustrie war noch nie für die Fabrikation steriler Produkte ausgelegt“, stellt er klar. Keimfreie Zapfstellen gebe es allenthalben auf Intensivstationen, weil hier bakteriendichte Filter verwendet würden. Trotzdem sieht sich das Unternehmen offenbar gezwungen, zu handeln: Elster kündigt in einem Schreiben an seine Kunden an, „mithilfe externer Fachkräfte vorsorglich eine umfassende Risiko-Analyse an unseren Fertigungsstandorten durchzuführen“.

Für wen stellt dieser Keim ein Risiko dar?
„Das Bakterium ist ein weit verbreiteter Keim, der nahezu in jedem feuchten Milieu zu finden ist, zum Beispiel auch in Waschbecken oder Duschen“, sagt Professor Thorsten Kuczius vom Institut für Hygiene im Universitätsklinikum Münster. „Für einen gesunden Menschen ist er wenig gefährlich. Für immungeschwächte Personen – speziell für sehr junge, kranke und ältere Menschen – besteht jedoch ein erhöhtes Infektionsrisiko, was zu einer Wundinfektion, Lungenentzündung bis zur Blutvergiftung führen kann. Weitere Risikopatienten sind Mukoviszidose- und Bronchialerkrankte und Patienten nach schweren Operationen.Umfangreichere Untersuchungen und Kontrollen finden daher in sensiblen Einrichtungen, etwa Alten-, Pflege-, Behinderten- und Kinderheime statt. In Krankenhäusern ist die Untersuchung auf den Keim im Rahmen der Infektionsprävention und der Krankenhaus-Hygienerichtlinien geregelt.

Was kann jeder Einzelne tun, um sich vor Infektionen zu schützen?
Die auch als Pfützenkeime bekannten Pseudomonaden treten überall dort auf, wo Wasser länger steht, daher die Bezeichnung. Eigentlich kommt niemand auf die Idee aus einer Pfütze zu trinken. Und trotzdem tun wir es manchmal doch. Unbewusst zwar, aber dennoch. Nämlich dann, wenn wir aus den Trinkwasserleitungen in Häusern das Wasser zu lange stehen lassen. Sei es, wenn wir aus dem Urlaub kommen oder wenn übermäßig Wasser gespart wird. Die Empfehlung der Experten lautet daher: „Wasser auch mal laufen lassen, falls es länger in der Leitung gestanden hat“. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub oder beim morgendlichen Zähneputzen den Kaltwasserhahn aufdrehen und abwarten, bis das Wasser etwas kühler wird. Dann fliesst Wasser aus dem öffentlichen Netz. Dieses ist dann frisch. Also besser „keine Pfützen in den Wasserleitungen stehen“ lassen, dann haben die Keime kaum eine Chance.

Wer mehr wissen will, findet beim Umweltbundesamt weitere Informationen klick hier

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