Fracking könnte Wasserkonflikte in Knappheitsregionen weiter anheizen

Auf ihre vorhandenen Schiefergas-Reserven können viele Staaten wegen der Zukunftssicherung ihrer Energieversorgung nicht verzichten. Allerdings werden für deren Erschliessung mittels Fracking immense Wassermengen benötigt. Bis zu 25.000 Kubikmeter Frischwasser werden bei einer Bohrung eingesetzt. Dabei ist ein späteres Recycling unmöglich. Die Verfügbarkeit von Wasserressourcen ist daher auch von großer Bedeutung für die Energieversorgung.

Nahezu vier von zehn Regionen in denen unkonventionelle Gas- oder Öl-Vorkommen abgebaut werden sollen, liegen in ariden Zonen oder dort wo bereits Wasserknappheit herrscht. Davon betroffen sind insbesondere jene Wachstumsstaaten, bei denen der Ressourcenhunger besonders groß. Staaten wie China, Indien, Südafrika und Mexiko verfügen zwar über gigantische Schiefergas-Vorkommen, aber über nur geringe Wasserreserven in den Erschliessungsregionen. Daher wird es möglicherweise nicht nur dort zu Verteilungskämpfen oder gar zu weiteren Verschärfungen der Wasserengpässe kommen. Die rund 386 Millionen Menschen in diesen Regionen lebenden Menschen klagen schon heute über unzureichende oder verunreinigte Wasservorkommen. Zudem ist in 40% der Schiefergasabbaugebieten die Agrarwirtschaft der größte Wasserabnehmer. Auch dadurch sind Konflikte vorgezeichnet, wenn Agrarexporte und Lebensmittelversorgung durch die Energie-Konkurrenz bedroht sind. Im Ergebnis ist zu befürchten, dass damit weitere Verteilungskämpfe um das knappe Trinkwasser entstehen oder die ehedem schon bestehenden Konflikte weiter zunehmen werden.

Ein weiteres Risiko für die Regionen stellt die Bedrohung für die Trinkwasserressourcen durch das Fracking selbst dar, denn Wassermassen werden mit Chemikalien vermischt und  als so genanntes Fracfluid in den Untergrund gepresst. Während das Schiefergas danach an die Oberfläche gelangt, verbleiben die Teile der Abwässer im Erdreich und gefährden die Qualität der vorhandenen Wasserressourcen. Auf die Abhängigkeit der Schiefergaserschliessung von der Verfügbarkeit der Wasserressourcen weist die soeben veröffentlichten Studie des WRI World Resources Institute  „Global Shale Gas Development: Water Availability and Business Risks“ hin. Das WRI ist eine gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisation, die sich dem Schutz der Ressourcen widmet.

Wasser-Länderrisiken für Schiefergas
Wasser-Länderrisiken für Schiefergas (WRI, 2014) 

Dabei zeigt das WRI auch Handlungsmöglichkeiten auf. Um die dringend benötigten Energieressourcen zugänglich zu machen, muss das bestehende Wasserrisiko zielgerichtet gemanagt werden. Dabei zeigt der WRI „Wasser-Risiko-Atlas“ (siehe Abbildung) welche Regionen am stärksten betroffen sind. Besonderes Augenmerk gilt jenen elf Staaten, in denen die Schiefergas-Gewinnungen wegen der Bedingungen bei den Wasserressourcen auf besondere Herausforderungen treffen werden. In diesen Regionen müssen die politischen Entscheidungsträger die Wasserverfügbarkeit sicher stellen, die Umwelt schützen und die Geschäftsrisiken minimieren, damit der Abbau erfolgreich betrieben werden kann. Die vom WRI  empfohlene Vorgehensweise ähnelt den Vorschlägen des WWF eines Water Stewardship (siehe  auch Beitrag auf LebensraumWasser).

Wie auch in anderen Geschäftsbereichen werden bei wasserintensiven Energiegewinnungsmethoden wie dem Fracking mögliche Wasserversorgungsengpässe und Verteilungskonflikte nur durch kooperative und risikoorientierte Maßnahmen ausschliessen lassen. Es bleibt zu hoffen, dass dank dieser Risikoorientierung bei der Verbindung von Energie und Wasser das Bewusstsein für die globalen Wasserprobleme einen angemessenen Stellenwert erhält und mit den daraus resultierenden Maßnahmen ein ausgewogener Interessenausgleich für alle Wassernutzer stattfindet. Ansonsten werden angesichts des unstillbaren Energiebedarfs einiger Länder die heute schon benachteiligten Wassernutzer noch mehr Einschränkungen erleiden.

 

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