Wasserressourcen am Scheitelpunkt : Immer weniger Wasser muss immer mehr Menschen versorgen

„In vielen Weltregionen nähern sich Wasserressourcen wegen der Nahrungsmittelproduktion dem Scheitelpunkt“, prognostiziert das amerikanische Earth Policy Institute in seinem Update zum Bericht ‚Plan B‘, einer Analyse der globalen Ressourcen. Während der Oil-Peak, der Scheitelpunkt der Ressourcenverfügbarkeit bei Erdöl, die Schlagzeilen bestimmte, bleibt eine viel bedrohlichere Entwicklung unbemerkt: der Wasser-Peak. Für Öl gibt es Substitute, für Wasser nicht! Wir trinken täglich 4 Liter Wasser, für Nahrungsmittel dagegen brauchen wir 500 mal so viel Wasser, 2.000 Liter täglich. Und immer mehr Menschen bevölkern diese Welt. Eine gefährliche Schere öffnet sich.

Während wir hierzulande nur an heißen Tagen ein Gefühl für eine mögliche Wasserknappheit bekommen, ist dies in einer zunehmenden Anzahl von Ländern schon Realität. Ein eindrucksvolles Beispiel mit einer erschreckenden Nähe zum Öl liefert Saudi-Arabien. Da der Wüstenstaat in den 70er Jahren auf das von ihm forcierte Öl-Embargo der OPEC ein Getreide-Embargo als Gegenreaktion der Industriestaaten fürchtete, wurde eine stark subventionierte Agrarwirtschaft aufgebaut, die sich der nicht erneuerbaren fossilen Wasserressourcen bediente. Dazu wurden mit den ‚Petrodollars‘ fossile Aquifere , Wasserquellen die sich night Dutch Regenwasser erneuern. Nachdem dieses Prinzip der unabhängigen Selbstversorgung über 20 Jahre funktioniert hat, verkündeten die Araber 2008 erstmals, dass ihre Quellen zuneige gehen. Jetzt werden sie ihre Getreideproduktion zurückfahren, bis diese dann 2016 enden wird. Damit wird Saudi-Arabien wieder von Importen abhängig sein, um seine wachsende Bevölkerung von 30 Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen – aber über keine fossile Wasserressourcen mehr verfügen.

Ein weiteres Thema findet nur unzureichend öffentliche Aufmerksamkeit. Viel wird über Wasserkriege zwischen den Anrainerstaaten an Euphrat und Nil geschrieben, aber unbemerkt bleibt der Wettbewerb um Wasserressourcen zwischen den Städten und der Agrarwirtschaft. In vielen Ländern verlieren Landwirte nicht nur Wasserressourcen, sondern erhalten zudem auch einen immer kleineren Anteil an den verbleibende Quellen.

Im Südwesten der USA führt das zu dem hierzulande verschmähten Wasserhandel. Landwirte verkaufen ihre Wasserrechte an Kommunen, die damit ihr Bevölkerungswachstum in wasserarmen Regionen bewältigen können. Dank Zuwanderung und wachsendem Wasserbedarfs, steigen die Preise für Wasserrechte. Damit sind immer mehr Landwirte bereit, diese zu verkaufen. Der US-Staat Colorado hat mittlerweile einen höchst aktiven Wasserhandelsmarkt. Der regionale Wasserversorger Water Colorado hat auf seiner Website Hinweise zum Wasserhandel.
Zwar erhalten die Landwirte finanzielle Mittel in effizientere Bewässerungstechniken zu investieren, viele scheinen aber ihre Flächen still zu legen. In der Region um Denver wurde den Landwirten mittlerweile ein Drittel der Wasserrechte für die Agrarbewässerung abgekauft. Damit droht so manche landwirtschaftliche Region ihre Arbeitsplätze und ihren Charakter zu verlieren. Wichtiger noch ist es aber, dass die Region sich in eine Abhängigkeit von Nahrungsmittel-Zulieferungen begibt. Innerhalb von Staaten eher ein politisch zu lösendes Problem.

Wenn Wasserknappheit wie in China, Indien oder Saudi-Arabien zur Nahrungsmittelknappheit wird, kann eine neue Form des Kolonialismus oder aber auch eine kriegerische Auseinandersetzung um exterritoriale Anbauflächen und Wasserressourcen entstehen. Dann steht der Wasser-Peak in den Schlagzeilen, aber leider ist es zu spät!

Quellen
http://www.earth-policy.org/plan_b_updates/2013/update115
http://www.watercolorado.com/water_rights-water_rights_sale.shtml

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